Der Arzt Marcus Michna hat am Samstag eine Extraschicht geschoben. Foto: Ralf Poller/Avanti

Rund 75 Frauen und Männer sind am Samstag in Oberstenfeld gegen Covid 19 geimpft worden. Als kleinen Anreiz gab es für sie eine Bratwurst.

Oberstenfeld - Petra Maurer aus Gronau hatte Angst vor den möglichen Folgewirkungen einer Corona-Impfung. „Doch die Angst vor einer Infektion und das gute Zureden meines Mannes haben mich letztendlich heute für die erste Spritze überzeugt“, sagt sie auf dem Edeka-Parkplatz in Oberstenfeld. Und Birgit König drängte ihren Mann zur Erstimpfung. Beide haben sich im April mit dem Virus infiziert. „Ich möchte das nicht noch einmal durchmachen“, schildert sie. Ihr Mann Heinz hätte nur eine Impfung direkt nach seiner Genesung benötigt. Erst die hartnäckige Überzeugungsarbeit seiner Frau hatte ihn hergeführt.

Aus pragmatischen Gründen zur Impfung

Für das mobile Impfzentrum haben 35 Mitarbeiter an ihrem sonst freien Samstag seit dem frühen Morgen beim Aufbau der Zeltstadt mitgeholfen. Die Abläufe funktionieren und sind routiniert. Doch trotz der zögerlichen Nachfrage ist Marcus Michna nicht enttäuscht. Der Arzt betreibt mit seinem Partner Manfred Frenzel einen medizinischen Verbund im Bottwartal und hat schon mehr als 20 000 Menschen zum Impfschutz verholfen. Und so sind es überwiegend pragmatische Gründe und nicht die ausgelobte Wurst, die die Menschen hierher zur Erstimpfung bringen.

Eine Frau im Rollstuhl aus Ingersheim ist wegen des barrierefreien Zugangs hier. „In meiner Ingersheimer Hausarztpraxis braucht es immer sechs Helfer, die mich im Rollstuhl die Treppe hinauftragen“, erzählt sie. „Ich bin nach wie vor nicht von der Impfung überzeugt. Doch für meine Nebentätigkeit muss ich das nachweisen. Und bei meinem Hausarzt hätte ich erst im Dezember einen Termin erhalten“, schildert eine Frau aus Murrhardt.

Immer stärker werdende Einschränkungen

So sehen das auch die beiden Schülerinnen Lucie und Lena. „Man weiß doch noch gar nichts über die Nebenwirkungen.“ Doch die immer stärker werdenden Einschränkungen für Nicht-Geimpfte führen die beiden aus Marbach und Backnang nach Oberstenfeld.

Vor dem Eingang des Impfzeltes schimpfen eine Frau und ein Mann. „Das ist eine unglaubliche Frechheit. Jetzt bestechen sie schon mit einer Wurst.“

„Die Argumente (beider Seiten) sind längst ausgetauscht“, ist sich Marcus Michna sicher. Die einen regen sich lautstark auf und wittern eine Verschwörung. Andere wiederum sind froh für jeden geimpften Menschen. Selbst wenn sich Befürworter und Gegner unversöhnlich gegenüberstehen, ist Michna als Arzt kämpferisch: „Wir sind froh für jeden, der sich schützen lässt.“