Ein Bild des Schreckens: Das Wohnhaus ist komplett von Geröll umgeben, vom Garten ist nichts mehr übrig. Ein vergleichbares Unwetter gab es schon einmal 1953. Auch damals sah der Mühlenweg so aus. Foto: KS-Images.de/Karsten Schmalz

Besonders hart hat es am Samstag den Mühlenweg getroffen.

Affalterbach-Wolfsölden - Dieter Gössler sitzt am Montagmorgen um 8.30 Uhr auf den Stufen zu seinem Haus im Mühlenweg in Wolfsölden. Seine Pfeife hat er im Mund, immer wieder blickt er sich um und schüttelt den Kopf. Das, was er am Samstagnachmittag erlebt hat, kann er auch zwei Tage später kaum in Worte fassen und nicht wirklich glauben. Er will es auch gar nicht. Und doch ist das, was um ihn herum geschieht, bittere Realität. Bagger versuchen direkt neben ihm das gröbste Geröll und haufenweise Erde wegzukarren. Schutt, den das Unwetter am Samstagabend den Hang hinunter in den Mühlenweg gespült hat, liegt verstreut herum und hinterlässt ein Bild des Schreckens.

„Das Wasser war überall zwei Meter hoch“, berichtet Dieter Gössler von dem Unglücks-Abend und kann seine Tränen nicht mehr zurückhalten. Er schluckt schwer. Denn: Bereits 2008 hatte ein Unwetter sein Haus getroffen. „Damals war es nicht ganz so schlimm wie diesmal, aber ähnlich. Danach haben wir dann ein Flussbett ausgegraben und mit Steinen ausgelegt, um das Haus vor großen Wassermassen zu schützen. Ohne das würden wir jetzt in einem vollen Haus stehen“, sagt er. In einem nassen Haus steht er am Montagmorgen glücklicherweise nicht. Aber von seinem Garten, seiner angelegten Brücke über das Flussbett und von seiner Terrasse ist nichts mehr übrig. Die Geröllmassen haben alle Gartenmöbel begraben, Wege sind keine mehr zu erkennen. An der Rückseite des Hauses von Dieter Gössler türmt sich der Schutt meterhoch auf.  Das Haus neben seinem, das seinen Nachbarn  als Lagerraum dient, ist ebenfalls komplett von Geröll umflossen. Ein Abwasserrohr hängt sogar im Fenster.  Es lag direkt an dem  Hang, an dem zahlreiche Wasserrohre herunterstürzten. „2008 hat das Kanalsystem ganz gut funktioniert. Aber diesmal waren die Wassermassen so groß, dass das Kanalsystem versagt hat“, sagt Hans Steidle, der  1. stellvertretende Bürgermeister der Gemeinde. Zusammen mit Hauptamtsleiter Alexander Langner sowie Feuerwehr-Kommandant Sascha Hänig macht er am Montagmorgen einen Rundgang durch Wolfsölden. Sie begutachten die Schäden, die am Samstag entstanden sind,  und beschließen die weiteren Maßnahmen.

Im oberen Teil des Orts  gibt es kaum etwas zu tun. „Da sieht es ganz gut aus“, sagt Langner. Vereinzelt liegen zwar noch Sandsäcke an den Straßen, sie sind aber nur noch die Überbleibsel des Unwetter-Nachmittags. „Die Säcke lassen wir jetzt aber  mal noch ein paar Tage liegen, falls noch einmal etwas ist“, erklärt Hänig. Der Bauhof ist  zudem seit  7 Uhr  im Einsatz, um sämtliche Schächte zu reinigen. „Damit das Kanalsystem wieder frei von jeglichem Geröll und Schutt ist und laufen kann“, sagt Hans Steidle.  Fremdfirmen sind seit dieser Zeit ebenfalls schon im  Einsatz – im Mühlenweg. Anders als im restlichen Ort wird die Situation hier die zwölf Anwohner und die Gemeinde  jedoch noch eine Weile beschäftigen.  
„Höchste Priorität hat jetzt erst einmal die Sicherung der Häuser.  Wir müssen sie vom Geröll befreien, säubern und halbwegs sichern, falls neues Wasser kommt. Des Weiteren müssen wir dann nach mittelfristigen und langfristigen Lösungen suchen“, erklärt Sascha Hänig den weiteren Plan.  Die Feuerwehr steht  dabei nur noch beratend   zur Seite, ausführen werden die kurzfristigen  Arbeiten Fremdfirmen und der Bauhof.  Was mittelfristig  und langfristig geschehen wird, ist noch unklar. „Da müssen wir uns mit Ingenieuren und Spezialfirmen beraten. Eventuell läuft es dann auf einen Damm hinaus“, erklärt  Steidle.

Klar ist auf jeden Fall: Eine Situation wie jetzt möchte keiner mehr erleben. „Man kann von Glück sagen, dass es keine Verletzten gegeben hat, schließlich waren hier am Samstag mehr als 100 Hilfskräfte   im Einsatz, um die Straße wieder freizubekommen“, berichtet  Kommandant Sascha Hänig.  Der Schaden des Unwetters beläuft sich übrigens auf mehrere Hunderttausend Euro und könnte bis in den Millionenbereich gehen. Wer für was aufkommt, ist aktuell noch nicht klar. „Über die Kosten hat bislang noch keiner geredet. Dort,  wo die Versicherungen zuständig sind, werden wir noch drauf zurückgreifen. Im Moment gilt es aber, Maßnahmen zu ergreifen und nicht die Kostenfrage zu klären. Denn was bringt es, wenn gezahlt wird, aber keiner etwas macht?“, so das Trio unisono.  Angepackt wird um sie herum ordentlich. Vom Schrecken nimmt es in diesem Moment aber dennoch wenig. Das ist Dieter Gössler auch anzusehen.