Ägidius Wellenzohn Foto: avanti

Ägidius Wellenzohn hat auf Einladung des Vereins für Gentechnikfreie Landkreise Ludwigsburg und Rems-Murr über seine chemiefreien Agrarmethoden berichtet.

Affalterbach - Die Pestizid- und Herbizidgefahr stellt zwar nur eine Bedrohung von vielen für den Menschen dar, dafür aber eine elementare. Das machten auch die einführenden Worte von Wolfgang Simon deutlich, der die rund 100 Besucher am Freitagabend in der Affalterbacher Kelter begüßt hat. „Keiner bleibt verschont. In Blut und Urin von uns Menschen wird mittlerweile Glyphosat nachgewiesen“, so der Vorsitzende vom Verein für Gentechnikfreie Landkreise Ludwigsburg und Rems-Murr.

Glyphosat ist ein Problem, das auch vor Südtirol nicht Halt macht. Denn im Vinschgau wird das Leben der Bewohner vom Apfelbau bestimmt. In dieser Region befindet sich die Gemeinde Mals, die inzwischen Geschichte geschrieben hat, weil dort per Volksabstimmung der Pestizideinsatz verboten wurde. Ägidius Wellenzohn aus Glurns bei Mals ist ein Bio-Apfelbauer, der sich engagiert gegen den Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln wendet. Seit 30 Jahren baut Wellenzohn erfolgreich und völlig chemiefrei erzeugte Äpfel an. Auf Einladung des Vereins war der Südtiroler nach Affalterbach gekommen, um dort über seine Arbeitsweise zu berichten.

Seinen Vortrag startete der Eingeladene jedoch zuerst mit einem Kompliment: Er beglückwünschte die Anwesenden für die vielen Streuobstbestände in der Region. „Diese sind nicht nur eine Augenweide, sondern auch eine Bienenweide“, so Wellenzohn. Der berichtete im Anschluss auch darüber, dass Forscher im Vinschgau festgestellt haben, dass eine spezielle Schmetterlingsart weit über den Bereich, wo konventioneller Apfelbau betrieben wird, nicht mehr zu finden war. Biobauer Wellenzohn selbst wurde im Herbst 2017 Opfer einer Giftattacke (wir berichteten). Drei Reihen seiner zwei Hektar großen Apfelanlage wurden mit dem Herbizid Glyphosat zwangsbehandelt. Der Täter? Unbekannt.

Doch verbittert agiert Wellenzohn mitnichten. Der sanfte Agrarrebell spricht vielmehr würdig und voller authentischer Überzeugungskraft. Er postuliert sein Wirken, bringt es in Beziehung zu den Naturgesetzen und betont: „Nur Lebendes erzeugt Leben“. Methoden, wie man aus Nahrung Lebens-Mittel mache, liegen ihm am Herzen. Anschaulich beschreibt er, welche natürlichen Helfer seine Arbeit unterstützen. Marienkäfer, Florfliegen und andere tierische Helfer verzehren Schädlinge, die bei ihm so auch ohne Chemieeinsatz verschwinden. „Tun, was das Leben fördert“, lautet die Wellenzohn-Devise, die eine Art systematische „Nichtstun-Landwirtschaft“ propagiert und dafür spricht, ohne Dünger, dem Boden Nährstoffe zuzuführen und widerstandsfähige Pflanzen zu erzeugen. Sein Ziel ist es, „einen Kreislauf zu erzeugen, der sich selbst erhält“.

Sein Appell richtet sich am Schluss auch an die Verbraucher: mit Selbstverantwortung zu handeln und mit einer bewussten Kauf-Entscheidung die Art Landwirtschaft zu unterstützen, die dem Leben diene. Außerdem plädiert Wellenzohn für die Kostenwahrheit und rechnet vor: Ein gespritzter Apfel ist in Wahrheit doppelt so teuer, wie ein biologischer. Man müsse die anfallenden Kosten, wie etwa die der Wasserwirtschaft oder auch für die ärztliche Behandlung in Ansatz bringen. Diese nämlich würden auf alle verteilt, so der Redner, der sich über eine Mentalität, die die eigentlichen Kosten-Verursacher außen vor hält, nur wundern kann.