Waldweihnacht in Affalterbach Foto: avanti

Die Waldweihnacht hat am Zweiten Weihnachtsfeiertag wieder Besucher aus nah und fern gelockt.

Dunkel und kalt ist es am Abend des Zweiten Weihnachtsfeiertags. Doch schon bald flammen rund um die Bushaltestelle in Wolfsölden immer mehr Lichter auf. Dort steht Ingrid Faigle und verteilt die zum Schutz für die Hände mit einem Ring aus Pappe versehenen Fackeln an die großen und kleinen, jungen und alten Umstehenden, die einander fast alle kennen und freudig begrüßen. Wie viele Fackeln es sind, weiß sie gar nicht genau: „Etwa vierzig“, schätzt sie mit einem Blick in den Karton. Fackellaufen, das ist vor allem für die Kinder eines der Highlights der Waldweihnacht, die in diesem Jahr schon zum 35. Mal von CVJM und Posaunenchor Affalterbach mit Unterstützung des örtlichen Deutschen Roten Kreuzes gestaltet worden ist. „Die Dunkelheit und die Fackel, das ist einfach schön“, meint ein Junge.

Und weil das Fackellaufen so schön ist, gibt es erst einmal Tränen. Denn ein kleines Mädchen will unbedingt auch eine haben, obwohl es dafür noch nicht alt genug ist. „Du kannst doch die von der Julia mal nehmen“, tröstet der Papa. „Aber aufpassen, dass du nirgends an die Kleider hinkommst!“ Und schon bald laufen die große und die kleine Schwester nebeneinander her in Richtung Eugen-Feyhl-Hütte und halten gemeinsam den Griff. Immer wieder stieben unterwegs Funken von den Fackeln weg und verglühen rasch, die frische Waldluft vermengt sich mit harzig-rauchigem Geruch. Der Weg ist eben und gut zu gehen und sogar für einen Rollator geeignet. „Heute ist’s ja kalt, da ist es nicht so matschig“, meint eine Frau.

Schon nach etwa zehn Minuten taucht ein immer heller werdendes Licht auf. Die Eugen-Feyhl-Hütte, die auf einer Lichtung steht, erstrahlt im hellen Licht der Scheinwerfer des DRK, ein Generator brummt sein eintöniges Lied. Auch Feuer wurden schon vorab entzündet, um die sich bald immer mehr Menschen scharen. Wer neu hinzukommt, löscht seine Fackel in der Grillstelle. Denn sie muss auch für den Rückweg noch halten.

Zeitgleich hat sich eine Gruppe am Sportzentrum Holzäcker auf den Weg zur Hütte gemacht. Bis auch diese ankommt, wandert schon einmal ein QR-Code von Hand zu Hand. „Damit bekommt man die Liedtexte aufs Handy“, erklärt Bernhard Faigle, der die Waldweihnacht organisiert hat. Und so singen die meisten kräftig mit, als der Posaunenchor das Lied „Ihr Kinderlein kommet“ anstimmt.

„Es ist jedes Jahr ein besonderes Erlebnis, wenn sich die Fackeln aus dem Wald nähern und der Platz sich füllt“, begrüßt die Jugendreferentin Madeleine Kraft die inzwischen unüberschaubare Zahl der Besucher. „Vielleicht war es so ähnlich auch in Bethlehem, als die Hirten das Licht sahen.“ Allen weiterzuerzählen, was dort geschehen sei, sei der Auftrag der Engel gewesen, so Kraft weiter, und „Komm, sag es allen weiter“ ist auch das nächste Lied.

Das mit dem Weitersagen hat zumindest bei der Waldweihnacht gut geklappt. Denn nicht nur Affalterbacher kommen dorthin. „Dieses Mal haben wir auch Gäste aus Leverkusen, die gerade in Benningen zu Besuch sind und das in der Zeitung gelesen haben“, berichtet Bernhard Faigle im Vorübergehen. Ein älteres Paar hat sich von Ludwigsburg-Neckarweihingen aus auf den Weg gemacht.

Doch was genau soll denn weitergesagt werden? Mit diesem Thema befasst sich das sogenannte Anspiel, eine kleine weihnachtliche Inszenierung mit Bernhard Faigle und Wolfgang Dressl, die mit witzigen Dialogen die Besucher zum Lachen bringt. Es geht jedenfalls nicht darum, allen zu verkünden, wo es die günstigsten Weihnachtsgänse gibt oder was im Kino läuft, und auch nicht um eine App, die erklärt, wer nicht nebeneinander am Weihnachtstisch sitzen darf und wer welches Erbvermögen hat. Sondern um die Botschaft, dass Gott Mensch geworden ist, wie Madeleine Kraft kurz darauf auch den gebannt lauschenden Kindern in der netten Geschichte „Der Oberförster und die Waldameisen“ verständlich macht.

Zum Abschluss der Waldweihnacht wird noch Punsch ausgeschenkt, der schön von innen wärmt. Und auch mit Gesprächen erwärmen die Menschen einander und lassen gemeinsam die Weihnachtstage im Wald ausklingen.