Wer nicht mehr als 30 fährt, wird auf Höhe der Kreissparkasse mit einem Leuchtsmiley belohnt. Foto: Archiv (Kuhnle)

Bürgerinitiative kritisiert Radarkontrollen als ineffektiv, die auf Wunsch der Gemeinde stattfinden.

Affalterbach - Ein Meilenstein für den Lärmschutz in Affalterbach war die Einführung von Tempo 30 in der Ortsdurchfahrt im Oktober 2014. 21 Schilder ließ der Landkreis damals montieren, die Autos seither abbremsen. Zumindest ist das der Fall, wenn die Fahrer das Tempolimit ernst nehmen. Dass es daran gewaltig hapert, findet Klaus Lehmann, Sprecher der Affalterbacher Bürgerinitiative „Pro Ortentlastungsstraße“. Das Landratsamt führt zwar seit geraumer Zeit „auf sämtlichen Ortsein- und -ausgangsstraßen von Affalterbach regelmäßige und verstärkte Geschwindigkeitskontrollen durch“, wie die Behörde schon im Juli 2015 in einem Schreiben an Bürgermeister Steffen Döttinger feststellte, das der Bürgerinitiative vorliegt. Doch die Situation hat sich seither nicht verbessert, findet Klaus Lehmann.

In einem Schreiben an das Landratsamt, das unserer Zeitung in Kopie zuging, beklagt der Affalterbacher Anwohner an der Marbacher Straße: „Nicht in der Hauptverkehrszeit und am Vor-und Nachmittag sind die Raser unterwegs!“ Die Uneinsichtigen würden zwischen 5 und 6 Uhr, zwischen 17 und 18.30 Uhr und natürlich am Wochenende durch Affalterbach rasen, so Lehmann, der süffisant feststellt: „Da arbeitet der öffentliche Dienst aber nicht!“ Markus Klohr, ein Sprecher des Landratsamts, meint auf Anfrage unserer Zeitung, dass diese Aussage in dieser Allgemeinheit nicht zutreffe. Klohr: „Allerdings können wir nicht immer und überall dort messen, wo wir gerade wollen. Mitunter sind Parkplätze zum Stellen des Messfahrzeugs belegt oder die Verkehrsdichte ist zu bestimmten Zeiten zu hoch.“

Lehmann betont zudem, die Kontrollfahrzeuge seien zwischenzeitlich bekannt und hätten keinen Effekt, wenn sie „immer an den gleichen Stellen aufgestellt werden“. Dazu bemerkt der Vertreter des Landratsamts: „Wir setzen verschiedene Messsysteme und Fahrzeuge ein und achten darauf, dass diese möglichst nicht sichtbar sind.“ Flexibel an möglichst unterschiedlichen Standorten geschieht dies laut Landratsamt. Überwiegend werde in den Durchgangsstraßen gemessen. „Der genaue Standort ergibt sich vor Ort unter Berücksichtigung der Stellmöglichkeit.“ Weisen Gemeinden oder Anwohner auf sensible Bereiche hin, „dann werden diese Messwünsche, wenn möglich, erfüllt“, so Markus Klohr. Es sei nicht auszuschließen, dass Autofahrer, „die dort regelmäßig fahren und die Örtlichkeiten kennen, einzelne Fahrzeuge mit Messanlagen erkennen“.

2017 hat das Landratsamt im gesamten Kreis Ludwigsburg pro Woche nach Auskunft des Sprechers an „70 bis 80 Messstellen“ blitzen lassen. „Wir kontrollieren grundsätzlich an neuralgischen beziehungsweise auffälligen Punkten – also zum Beispiel an besonders unfallträchtigen, gefährlichen Stellen, dort, wo zum Beispiel Fußgänger besonders geschützt werden müssen.“ Zumeist erfolgten die Kontrollen auf Anforderungen von Gemeinden oder Anwohnern, in Affalterbach kam der Ruf aus dem Rathaus. Aktuell schickte die Bußgeldstelle des Landkreises am 29. Januar eines ihrer Messfahrzeuge von 6.15 bis 8.15 Uhr an die Winnender Straße. Dabei wurden 941 Fahrzeuge kontrolliert, von denen 26 die Höchstgeschwindigkeit von 30 Kilometer pro Stunde überschritten.