Das Wengertfest ist auch ein Angebot für Daheimgebliebene während der Sommerferien. Foto: avanti

Beim Wengertfest hat es die „Hausmarke“ gegeben.

Affalterbach - "Das sind Mordstrauben“, bewundert eine ältere Dame die schon teils gefärbten Weinbeeren an einem Strauch. Sie ist mit Verwandten auf dem hohen Weg am Rand der Rebenreihen unterwegs. Ihre jüngere Begleitung überlegt, wo man vom Lemberg aus den Fernsehturm sieht, denn die Insellage in der Landschaft ermöglicht einen herrlichen Panoramablick, etwa auch zum Asperg und Stromberg, sogar die Burg Teck umfasst die grandiose Sicht in die Ferne. Am Sonntag können das die zahlreichen Spaziergänger dort oben teils nur erahnen, denn der Horizont zeigt sich etwas diesig. Ansonsten bietet der sonnige Sommertag beste Voraussetzungen fürs Wengertfest, zu dem der Landwirtschaftliche Ortsverein eingeladen hatte. „Wo findet das denn statt?“, will eine Gruppe Radler wissen, Einheimische, die gerade aus dem Wald auf die Wengertstraße treten, zeigen nach unten: „Nur noch 50 Meter“.

Gäste von nah und fern nutzen die naturnahe Lage des Wengertfestes, um die Wege um den Berg oder durch das Waldstück für einen Spaziergang vor dem öffentlichen gemeinsamen Essen zu nutzen. Am Ortsrand in Richtung Lemberg ist am frühen Mittag schon allerhand los. Mitglieder des Landwirtschaftlichen Ortsvereins haben einen Teil des Weges mit Biertischreihen bestückt, die schattigen Plätze unter den Pavillons sind fast voll besetzt. Rund um den festen Unterstand bietet der Verein Bewirtungsstände, an denen sich Besucher geduldig an langen Schlangen zum Essenholen anstellen. „Wengerterrollbraten mit Kartoffelsalat“ ist eine warme Spezialität. Der Affalterbacher Metzger Fritz Geisbauer hilft bei der Ausgabe, und ist der Macher der beliebten Leckerei. „Er hat es extra fürs Wengertfest erfunden“, weiß Landwirt Herbert Pfahler. Er Kassier des Vereins und erinnert sich, dass die erste Veranstaltung 2009 eine Wiederbelebung des bis in die 1970er Jahre veranstaltete Backhausfestes gewesen war. Das öffentliche Zusammenkommen sei früher sehr beliebt gewesen, so Pfahler. Auch heute kann man überall fröhliche Gespräche beobachten. „Wir treffen unsere Kinder hier später zu Kaffee und Kuchen“, erklärt ein Ehepaar aus Marbach. „Bloß die Zinken nicht mitessen“, witzeln Ortsfremde mit Einheimischen über das Plastikbesteck. Die Gespräche sind vielleicht gerade deshalb so ungezwungen möglich, weil weder Musik noch Programm ablenken. Man veranstalte das Fest immer um die gleiche Zeit in den Sommerferien, auch als Angebot für die Daheimgebliebenen, erklärt Pfahler.

Rund 30 der 42 Mitglieder haben alle Hände voll zu tun, um den Ansturm am Sonntag zu bewältigen. Was bei der Hocketse unter freiem Himmel nicht fehlen darf, ist ein Weinangebot. Neben dem Genuss von namenlosen roten und weißen Viertele, gibt es Weinproben mit einer Auswahl von einem Duzend Weinen und Sekten am Stand der Marbacher Weingärtner. „Viele unserer Mitglieder liefern ihre Trauben bei der Genossenschaft ab“, erklärt Pfahler, wodurch beim Fest quasi „Hausmarken“ aufgetischt werden. Ungefähr zwölf Hektar Weinberg bearbeiten die örtlichen Winzer. Aber nicht nur Alkoholisches aus der Region gibt es, der alkoholfreie Sekt „Fätz“ wird neben Apfelschorle“ und ähnlichem bei über 30 Grad im Schatten reichlich konsumiert.