In Affalterbach haben 2404 Wähler ihre Stimme abgegeben. Foto: Werner Kuhnle

Die CDU verliert einen Sitz, die FWV gewinnt einen dazu.

Affalterbach - Auch bei den Gemeinderatswahlen in der Apfelbachgemeinde haben die beiden Volksparteien Federn gelassen. Die CDU ist von 37,24 Prozent auf 32,17 Prozent abgesackt und verliert dadurch einen Sitz. Damit scheidet Sven Gunßer aus dem Gemeinderat aus, der als Nachrücker für Dieter Ries gekommen war. Die SPD, die bei der Wahl vor fünf Jahren noch auf 22,28 Prozent der Wählerstimmen gekommen war, landet nun bei knapp 19 Prozent. Ihre drei Sitze behält sie. Einen deutlichen Stimmenzuwachs verzeichnen die Freien Wähler. Sie sind bei 34,65 Prozent gelandet, was einem Plus von fünfeinhalb Prozent entspricht. Damit nehmen sie der CDU einen Sitz im neuen Gemeinderat ab. Er wird von dem erst 20-jährigen Auszubildenden Max Grabert besetzt. Auch die ULA kann einen leichten Gewinn an Wählerstimmen verbuchen. 14,2 Prozent der Wahlberechtigten haben sich für die Partei entschieden, die vor fünf Jahren aus dem Protest gegen die geplante Umgehungsstraße heraus entstanden ist.

Veränderungen gibt es auch bei den Stimmenkönigen von CDU und Freien Wählern. Hans Steidle von der CDU konnte leicht zulegen, wurde aber von Andreas Neuweiler um knapp 50 Stimmen überholt. „Das könnte daran liegen, dass es die Wähler schätzen, wenn man ab und zu eine andere Meinung vertritt“, vermutete er auf Nachfrage. Noch deutlicher fällt der Wandel bei der Freien Wählervereinigung aus, wo Helmut Rikker, der dieses Mal auf Listenplatz 1 war, fast 700 Wählerstimmen mehr holte als noch vor fünf Jahren und damit der Gemeinderat mit den meisten Stimmen ist. „Das hat mich schon freudig überrascht“, sagte er. Wichtiger sei für ihn jedoch, dass die Freien Wähler insgesamt so gut abgeschnitten haben. Das führt er vor allem darauf zurück, „dass wir eine Super-Kandidatenliste hatten.“ Und ganz besonders freut er sich, dass „ein Junger“ den zusätzlichen Sitz im Gemeinderat gewonnen hat. Für die kommende Wahlperiode sieht er genug Verbesserungspotenzial. Als Großprojekte nennt er die Ortsumgehung, die aus seiner Sicht „so schnell wie möglich“ kommen sollte, die Sporthalle, aber auch ein Mehrgenerationenhaus, für das sich die Freien Wähler einsetzen wollen. Auch der bisherige FWV-Stimmenkönig Rudolf Häußermann ist sehr zufrieden mit dem Wahlergebnis. „Wir sind zum ersten Mal die stärkste Fraktion im Affalterbacher Gemeinderat.“ Den Erfolg führt er darauf zurück, „dass wir relativ wenig Fehler gemacht haben“, aber auch auf die Liste: „Mit Max Grabert und Lucas Maier hatten wir zwei 20-jährige Kandidaten; es ist toll, dass sich die Jugend im Gemeinderat etabliert.“ Stolz ist er auch darauf, dass fünf Frauen als Kandidatinnen gewonnen werden konnten, auch wenn es nur Sonja Bänsch in das Gremium geschafft hat – das allerdings mit einem fast verdoppelten Ergebnis gegenüber der letzten Wahl.

Der jüngste Gemeinderat Max Grabert hatte sich für seine erste Kandidatur gute Chancen ausgemalt: „Viele Junge waren unzufrieden, weil sie im Gemeinderat keinen Ansprechpartner hatten“., sagte er. Und so habe er sich schon gedacht, dass entweder er selbst oder Lucas Maier ins Gremium gewählt werden könnten. Er will sich mehr als bisher auf die Jugend konzentrieren, unter anderem mit einem Mehrgenerationenhaus: „Alte und Junge können voneinander lernen; das ist besser, als sich auf der Straße böse anzugucken.“ Insgesamt will er aber erst mal schauen, „wie das so läuft.“

Sven Harder von der SPD ist „trotz allem zufrieden“ mit dem Wahlausgang. „Wir haben die Liste nicht vollbekommen und hatten dieses Mal nur zehn Kandidaten,“ erklärt er das schwächere Ergebnis. Außerdem liege man immer noch vor dem der SPD bei der Europawahl. Vor allem jedoch habe jeder einzelne der Gewählten mehr Stimmen erhalten als bei der letzten Gemeinderatswahl. Seine Fraktion möchte sich auch in den nächsten fünf Jahren für das Vorantreiben der Umgehungsstraße einsetzen, die jedoch „ökologisch gestaltet“ werden soll. Auch ein Jugend- und Bürgerhaus steht auf der Projekteliste weit oben.

Hörbar enttäuscht ist Hans Steidle von der CDU: „Natürlich kann man mit dem Ergebnis nicht zufrieden sein, wenn man einen Sitz verliert, selbst wenn man die Stimmenzahl insgesamt fast gehalten hat“, sagt er. Doch seien die Freien Wähler überall im Aufwind. Von der höheren Wahlbeteiligung „haben wir leider wenig profitiert.“ Besonders leid tue es ihm für Sven Gunßer, der nun ausscheide, obwohl er sich sehr engagiert habe. Vor allem auch deshalb, weil nun sechs Personen im Gemeinderat säßen, die weniger Stimmen bekommen hätten als er. „Aber so ist nun mal das Auszählverfahren.“

Claudia Koch von der ULA ist insgesamt zufrieden mit dem Wahlausgang. „Natürlich hofft man immer auf mehr, und wir haben leider keinen dritten Sitz gewonnen, aber wir haben doch fast drei Prozent mehr Wählerstimmen bekommen“, sagt sie. Wie schon in den vergangenen fünf Jahren möchte sich die ULA vor allem für Alternativen zu der geplanten Ortsumgehung einsetzen. Ein weiteres Projekt, das sie vorantreiben möchte, ist der Aufbau eines Radwegenetzes. „Das könnte auch zum langsameren Fahren anregen“, hofft sie. Auch die Fußwege sollten sicherer werden. So könnte zum Beispiel der Gehweg zwischen der Nordstraße und dem Friedhof durch einen Grünstreifen von der Straße getrennt werden. Ein weiterer Wunsch ist, dass das letzte Kindergartenjahr frei von Gebühren sein soll. „Uns ist klar, dass wir mit nur zwei Sitzen keinen leichten Stand haben, aber wir werden das alles trotzdem immer mal wieder zur Sprache bringen – nach dem Motto: Steter Tropfen höhlt den Stein.“