Muntere Gespräche, bunte Ostereier: Die Landfrauen geben sich mit der Gestaltung der zerbrechlichen Stücke große Mühe. Foto:  

Die Landfrauen bereiten sich auf ihre Art auf die Osterzeit vor.

Affalterbach - Draußen scheint die Frühlingssonne, drinnen in der Kelter leuchten die bunten Eier. Sie sind beliebte Vorboten für das Osterfest und werden traditionsgemäß auch von den Landfrauen bemalt. Dass sie an diesem Dienstagnachmittag in reichlicher Anzahl zur Verfügung stehen, ist dem Eifer und den guten Kontakten der Affalterbacher Landfrauen zu verdanken, die in alle Richtungen ihre Fühler ausstrecken, um an ausreichend Material zu kommen. Dieses muss ausgeblasen und ohne Risse bei ihnen ankommen, um schließlich bei der Malaktion kunstvoll veredelt zu werden. Denn für den österlich geschmückten Brunnen werden nicht einfach nur gefärbte oder gar Kunst-Eier verwendet. Es sind vielmehr solche, die an diesem Maltag von rund zwei Dutzend ruhigen, geduldigen Frauen-Händen mit individuellen Motiven bepinselt werden. Der lange Tisch, an dem die Malerinnen sitzen, gleicht einer Werkstatt: von Farbtöpfen, Wasserbechern und Pinseln umgeben, zaubern sie aus den ursprünglich weißen oder braunen Kalkhüllen ein kleines Kunstwerk, das die Betrachter erfreut. Aber auch merkwürdig anmutende Utensilien wie ein Block Knetmasse, Gummis oder Holzspieße finden sich auf den mit Malervlies bedeckten Tischen. Wie sich herausstellt: äußerst nützliche Dinge, die der Erfahrung vieler Jahre entspringen. Schließlich müssen die Eier ungehindert trocknen können. Dass sie auf dem Holzspieß, der in die Knetmasse oder in leere Eierkartons gesteckt wird, nicht herunterrutschen, das verdanken sie dem kleinen Gummi, der, mehrfach um den Spieß gewickelt, wie ein Stopper wirkt.

In farblicher Sortierung stehen am Nachbartisch die extrem zerbrechlichen Rohlinge in Eierkartons bereit. Landfrau Annemarie Paiani hat wieder einmal tüchtig Vorarbeit geleistet, um ihren Vereinskolleginnen den Einstieg ins handwerkliche Treiben zu erleichtern. Und, um den gemeinsamen Malprozess so ergiebig wie möglich zu machen. Deshalb hat sie viele rote, grüne, gelbe und auch blaue Eier von zuhause mitgebracht: Vorgrundiert und vielfach matt lackiert – mit Profi-Parkettlack. Spendiert von einem Mitmenschen, der es gut meint. So wie manch andere Spender auch. Eine Marbacherin beispielsweise, die gleich 386 ausgeblasene Eier übergeben hat. Viele davon schlummern, darunter auch Gänse- und Enteneier, noch völlig unbehandelt in großen Kisten. Sie warten auf ihren Umwandlungsprozess in ein Osterei, das dann im Zuge der Dekorationsaktion am 30. März auf dem Brunnen des Blühenden Barocks in Ludwigsburg landet. Zuhause in Affalterbach wird vor dem Ortsbrunnen gerade gebaut und viel Staub aufgewirbelt. „Da ist es fraglich, ob wir ihn dekorieren“, sagt Ingrid Steidle, die mit Bärbel Köder den Vorstand bildet.

Die Landfrauen bemalen die Eihüllen, deren Stempelfarbe vor allem bei Hühnereiern zuvor noch mit Essigessenz abgerieben werden muss, dieses Mal also ausschließlich für das „Blüba“. Erst danach kann die Grundierungsfarbe mit einem Schwämmchen aufgetragen werden. Sind die Eier braun, muss der Vorgang des Grundierens häufig noch einmal wiederholt werden. Die Schale nimmt die Farbe nämlich weniger gut auf. Pro abgeliefertem Ei werden vom Blühenden Barock 50 Cent an die Aktionen Helferherz oder Herzenssache gespendet.

Landfrau Franziska Ullrich bezeichnet sich als „Lageristin“. Sie schmeißt weg, was alt und unbrauchbar geworden ist und sortiert dabei die Materialien. „Ich muss mir einen Überblick verschaffen, was und wo alles ist. Später beim Aufräumen sollte es ja schnell gehen“, erklärt sie munter und sammelt derweil kaputte Gummibänder ein. Später widmet sie sich dem Seidenglanz grundierter Eier, indem sie die Oberfläche lackiert. „Dadurch lässt sich das Motiv anschließend feiner auftragen“, weiß Annemarie Paiani, die behutsam am Werk ist, die Löcher an den Eiern mit einem kleinen Kreuzschlitzschraubenzieher zu vergrößern, damit sie die Aufhänge-Fäden durchziehen kann. „Den Abschluss bilden bei uns Knöpfe. Das ist der Affalterbacher Style“, sagt sie und zieht die Schlinge eines Fadens fest.

Uta Wahl ist derweil auch mit dem Bemalen der gefärbten Sensibelchen beschäftigt. Diese zerbrechen in der Hand der Malerinnen – trotz größter Vorsicht – zwischendurch schon mal. Besonders ärgerlich ist es für die Künstlerinnen, wenn das Ei schon fertig war. Uta Wahl bemalt die Eier mit Hilfe eines Flaschen-Korkens. Dieser sitzt auf einer Minidrehscheibe, die ihr Mann ihr mitgegeben hat. Das Ei steckt zentriert mitsamt seinem Spieß auf dem Korken und dreht sich, wie die Malerin es braucht. „Eine Vorrichtung für den Metallbau“, erklärt Wahl das Metallstück auf ihrem Platz und nimmt etwas Farbe direkt aus der Tube, damit das Motiv nicht verläuft, das sie gerade aufmalen will. Unterdessen entwickeln sich muntere Gespräche unter den fleißigen Frauen, während ein Ei nach dem anderen auf den Trocknungsstationen parkt und dabei österliche Vorfreude verströmt.