Das neue Logistikzentrum in der Benzstraße: unten ist das moderne Lager untergebracht, im Obergeschoss sind Büros. Foto: Daimler AG

Das neue Logistikzentrum von Mercedes-AMG wird von einer erdgasbetriebenen Brennstoffzelle versorgt. Es ist ein Vorzeigeprojekt.

Affalterbach - Es ist ein Vorzeige-Projekt – für den Standort Affalterbach und für den Gesamt-Konzern: das neue Logistikzentrum der Mercedes-AMG GmbH in der Benzstraße. In nur 13 Monaten wurde es erstellt. „Es war ein Riesenact“, berichtet Christian Wolff, Mitglied der Geschäftsführung der Mercedes-AMG gestern Vormittag beim Pressetermin. Doch das Ergebnis kann sich sehen lassen. Das Logistikzentrum ist architektonisch ein Hingucker und steht, was die Energieversorgung angeht, auf eigenen Beinen.

„Nachhaltigkeit ist uns wichtig“, betont Wolff. Deshalb sei das Gebäude unter „Green Strategy“- Aspekten konzipiert worden. Mit der verwendeten Technik stelle man die Speerspitze des gesamten Unternehmens dar. Eine erdgasbetriebene Brennstoffzelle liefert nicht nur 100 Kilowatt Strom, sondern auch Wärme und Kälte. „Das ist für den gesamten Konzern ein absolutes Novum.“ Die Wundermaschine, wie sie Frank Treu, der im Unternehmen für sämtliche Bauaktivitäten zuständig ist, nennt, steht beinahe unscheinbar am Fußweg zum neuen Parkhaus in der Maybachstraße. „Das Logistikzentrum braucht rund 60 Kilowatt-Stunden Strom, der Rest wird ins Netz eingespeist.“ Ein weiterer positiver Nebeneffekt: Mit dem bei der Energieerzeugung entstehenden Kondenswasser werden täglich die Gabelstapler befüllt.

Darüber hinaus leistet die Anlage einen Beitrag zum präventiven Brandschutz: Die Brennstoffzelle erzeugt sauerstoffreduzierte Luft, die ins Reifenlager umgeleitet wird und in dem Bereich, in dem derzeit etwa 5400 Reifen gelagert sind, einen Brand verhindert. „Die Luft hier hat tagsüber nur noch einen Sauerstoffgehalt von 17 Prozent und nachts sowie am Wochenende einen Anteil von 15 Prozent“, erklärt Treu. „Da geht nicht mal mehr ein Feuerzeug an.“ Allerdings sei diese moderne Form des Brandschutzes noch nicht anerkannt. „Deshalb mussten wir für viel Geld auch noch eine Sprinklertechnik einbauen.“

Stichwort Geld. Rund zwölf Millionen Euro hat Mercedes-AMG mit dem Bau des Logistikzentrums in den Standort investiert. „Mit dem Bau bekennen wir uns klar zu unserer Wachstumsstrategie ‚AMG Performance 50’“, betont Wolff. „In drei Jahren werden wir 50 Jahre alt und wir sind stetig gewachsen.“ Doch das habe man nur geschafft, weil man die erforderliche Logistik und Infrastruktur entsprechend ausgebaut hätte. „Denn ein Standort funktioniert nur, wenn er hochmodern ausgestattet ist.“ Die Bündelung der Logistik für den Prototypenbau im neuen Zentrum reduziere die Transporte, entlaste die Straßen und ermögliche einen schnellen Zugriff auf die benötigten Teile. „Innerhalb kürzester Zeit haben die Entwickler ihre online bestellten Teile, und sie können die Autos am Tag ohne Probleme fünf Mal optimieren.“ Die Anfahrt aus verschiedenen Standorten – etwa aus Pleidelsheim – habe in der Vergangenheit immer zu Wartezeiten geführt.

Das Logistikzentrum ist auf einer Gesamtfläche von 7400 Quadratmetern entstanden. Es ist mit einer modernen Verschiebe-Regalanlage ausgestattet. „Damit können wir 100 Prozent mehr Ware als in einem konservativen Regallager unterbringen“, erklärt der Leiter des Logistikzentrums, Peter Zuber. Im Obergeschoss sind auf 900 Quadratmetern Büros für 77 Mitarbeiter untergebracht.

Bereits vor der offiziellen Inbetriebnahme wurde das Gebäudekonzept von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen mit einem vorläufigen Zertifikat in Silber ausgezeichnet. Eine Ehrung, auf die man stolz ist. Denn damit wurde, so Wolff, nicht nur die hohe Effizienz des Gebäudes, sondern auch der hohe Standard der soziokulturellen Maßnahmen gewürdigt. Die Barrierefreiheit beispielsweise oder speziell eingerichtete Aufenthaltsbereiche für die Mitarbeiter und die hellen, tageslichtdurchfluteten Arbeitsbereich.

Die beiden stellvertretenden Bürgermeister, Rudolf Häußermann und Hans Steidle, die den dienstlich verhinderten Rathauschef vertraten, zeigten sich beeindruckt – und betonten wie Wolff, die enge Verbundenheit der Kommune mit AMG. Steidle: „Mit jedem Gebäude, das entsteht, wird der Standort mehr gesichert.“