Im Stich gelassen fühlt sich Heinz Giersig, der am Mundelsheimer Freibad einen Kiosk betreibt und nun Radfahrer als Kunden vermisst. Foto: Werner Kuhnle

Die Gemeinde Mundelsheim ermöglicht einem Imbisswagen den Betrieb am Radweg bei der Käsberghalle. Der etablierte Gastronom beim Freibad sieht sich in seiner Existenz gefährdet.

Mundelsheim - Der Wettbewerb zwischen zwei Imbissbetreibern ist derzeit das Gesprächsthema in der beschaulichen Neckargemeinde Mundelsheim. Wenn an den Wochenenden Radlerscharen zwischen Marbach und Besigheim die schöne Landschaft genießen und Pedaleure ein Päuschen brauchen, weckt ein Zwischenstopp mit einem Getränk und einem Snack neue Kräfte. Und seit einigen Wochen hat der Ausflügler nun sogar die Wahl. Zwei Imbissanbieter buhlen in nächster Nähe um die Gunst der Konsumenten.

Gar nicht lustig findet Heinz Giersig, Mitbetreiber von Heinzis Imbiss beim Freibad und bisheriger Platzhirsch, die neue Wettbewerbssituation. „Die Gemeinde hat mir einen Imbisswagen direkt vor die Nase gesetzt – die Radler sehen ihn als erstes und halten dort“, klagt der 60-Jährige, der den Kiosk seit acht Jahren mit seiner Lebensgefährtin betreibt. „Warum hat man nicht mich gefragt? Ich hätte dort auch einen Wagen hingestellt.“

Der Bürgermeister weist die Vorwürfe des Kioskbetreibers zurück

Ins Visier genommen hat Giersig den Bürgermeister Boris Seitz. Der habe ihm erklärt, er solle nicht schwarzsehen, auch er werde vom neuen Radler-Boom etwas abbekommen. Doch die Realität sieht offenbar anders aus. Zwar weisen die Schilder schon weit im Vorfeld auf Heinzis Imbiss hin, aber die meisten Radler aus Richtung Marbach halten weiter vorne, wenn sie die neue Bude und die bereits in der Nähe rastenden Radfahrer sehen. „Da kommt niemand noch auf die Idee, zu mir weiter hinten durchzugehen“, beschwert sich Heinz Giersig. Zwar habe die Gemeinde einen neuen Zugang vom Radweg zum Kiosk geschaffen, doch den würden viele Radfahrer zu spät erkennen, und der Untergrund zwinge sie zum Absteigen. Jetzt ist Heinz Giersig verzweifelt: „Ohne die Radfahrer kann ich nicht überleben – vorne saßen am Wochenende 300 am Imbisswagen, und ich mache mit Stammgästen vielleicht einen Umsatz von 50 Euro.“

Die Vorwürfe des Imbissbetreibers weist der Mundelsheimer Bürgermeister Boris Seitz von sich. Der Gemeinderat habe sich bewusst mit ihm entschieden, das gastronomische Angebot in Mundelsheim zu erweitern. „Wir hatten vor etwa zehn Jahren sieben Wirtschaften im Ort – wir haben einen klaren Auftrag von der Bürgerschaft, das Angebot zu beleben.“ Seitz erkennt in der Wiese und dem Platz an der Käsberghalle Potenzial: „Wir hatten dort schon beim Mundelsheimer Sommer für Vereine viel Zuspruch erfahren.“

Die Gemeinde hat 8000 Euro für einen Zugang vom Radweg zum Freibad-Kiosk investiert

Über die Entwicklung habe er sich mit den Pächtern des Freibad-Kiosks im Vorfeld unterhalten wollen und einen Gesprächstermin angeboten, berichtet Seitz. Nach einer Absage sei das Gespräch erst später zustande gekommen. „Konkurrenz belebt das Geschäft“, meint der Rathauschef und erzählt, dass die Gemeinde für den Kiosk 8000 Euro in die Hand genommen habe, um den Durchgang zum Radweg zu bauen. Der geschotterte Untergrund solle Unfälle vermeiden helfen. „Asphalt und Poller wollten wir nicht, das hätte die Unfallgefahr an der Stelle erhöht – man sollte das Rad schieben.“

Mit dem neuen Angebot des Erligheimer Caterer-Betriebes Mayer ist der Bürgermeister zufrieden. „Er ist qualitativ sehr gut, das Angebot ist relativ vielseitig und es wird zeitnah serviert.“ Neben dem Imbissstand, der wegen der Corona-Pandemie bisher nur ein To-Go-Angebot bereithielt, ist ein Freiberger Café-Stand mit Getränken vertreten. Langfristig könne er sich vorstellen, dort eine Gastronomie mit Biergarten unter eventueller Beteiligung der Gemeinde und von Vereinen zu entwickeln, wie er es in seinem Bürgermeister-Wahlkampf angesprochen habe. „Davon profitieren nicht nur Radfahrer, sondern auch unsere eigene Bevölkerung.“

Der neue Anbieter legt Wert auf qualitativ hochwertige Produkte aus der Region

Mit seinem Stand fühlt sich der Erligheimer Caterer Nicol Mayer in Mundelsheim wohl – auch wenn die Coronapandemie derzeit nur ein eingeschränktes Angebot mit Wurst, Pommes und Co. als verpackter To-Go-Ware ermögliche. „Wir werden sicher mehr in die Breite gehen“, sagt Mayer, der angibt, schon immer im Einkauf auf qualitativ hochwertige Produkte aus der Region geachtet zu haben und auch verstärkt die Nachfrage nach vegetarischen Gerichten beachten zu wollen.

Einen Wettbewerb mit dem Freibad-Kiosk habe man in der eigenen Firma gar nicht bewusst wahrgenommen, als man für den Stand in Mundelsheim zusagte, versichert Nicol Mayer. „Vielleicht kann man sich gegenseitig bereichern“, hofft der Unternehmer, der davon ausgeht, dass der Kiosk bei Öffnung des Freibads wieder mehr Publikum versorgen kann. Die traumhaft schöne Lage Mundelsheims habe Potenzial – gerade auch, weil viele Gäste von außen kämen. Ob er sich noch mehr Mayer-Stände entlang des Radweges zwischen Marbach und Lauffen vorstellen könnte, lässt er offen. „Die Situation ist derzeit zu dynamisch, um so etwas planen zu können.“