Servietten, Essensreste, Flaschen und Becher – die Spuren der nächtlichen Feier am Wartkopf sind unübersehbar. Foto: privat

Immer öfter vergnügen sich Feierende am Wartkopf und am Fohlenkopf in Beilstein. Was am nächsten Morgen davon zurückbleibt, sind Müll, Verwüstung und jede Menge Ärger bei den Anwohnern.

Beilstein - Ein Beilsteiner Bürger ist sehr besorgt: Samstag gegen Mitternacht hatte er sich mit seiner Frau vom Stadtkern aus auf den Heimweg machen wollen – doch ihre übliche Route an den Weinbergen und dem Landgraben entlang konnten sie nicht mehr nehmen. Lautstarkes Gegröle im Bereich des Wartkopfs und am Ende des Höhbergwegs hatte sie dazu bewegt, sicherheitshalber einen Umweg zu gehen. „Wir fühlten uns nicht mehr sicher“, schildert der Mann, der anonym bleiben möchte, die Situation.

Doch damit nicht genug. Ein Schuss schreckte einige Anwohner zusätzlich auf. Oben in den Weinbergen fuhren derweil mindestens zwei Autos kreuz und quer auf den Wegen und lautstarke Musik brachte so einige Beilsteiner um die Nachtruhe: „Mir fällt eines auf: offensichtlich wird immer mehr über die Stränge geschlagen!“ Dabei wolle der Beilsteiner keineswegs alle Feiern unterbinden – er selbst sei schließlich auch einmal jung gewesen. Doch wenn hinterher Müllberge in den Weinbergen und an den Partyplätzen zurückbleiben, „dann fehlt mir dafür einfach das Verständnis“.

„Ist das eigentlich euer Ernst hier oben?“

Seine Ansicht teilen offenbar auch viele andere Beilsteiner. Denn die Reaktionen der Anwohner zu den Feierwütigen fällt in den Sozialen Medien recht eindeutig aus: „Ist das eigentlich euer Ernst hier oben?“, fragt sich etwa Carmen Rommel in „In und um Beilstein“ und postet dazu ein Bild von den hinterlassenen Müllhaufen. In dieser Facebook-Gruppe findet sich ein bunter Mix an Themen, die die Menschen rund um die Langhansstadt bewegt. Die Antworten auf ihren Post? „Es wird immer schlimmer. Jeder macht was er will“, bis hin zu Nachfragen, warum die Behörden hier nicht stärker eingreifen.

Hotspots gibt es in nahezu jedem Flecken

Polizist Uwe Trumpp ist Revierleiter in dem für Beilstein zuständigen Polizeirevier Weinsberg. „Natürlich ist uns die Szene bekannt. Zwischenzeitlich haben wir in nahezu jedem Flecken Hotspots, die wir regelmäßig kontrollieren“, beschreibt der Beamte die aktuelle Situation. Ähnliche Vorfälle gäbe es derzeit nahezu überall in ihrem gesamten Revier – von Abstatt über Beilstein bis hin zu Talheim.

Wie schwierig jedoch das Gegensteuern sei, habe sich auch an eben jenem besagten Samstagabend gezeigt, führt Trumpp aus: „In diesem Fall waren wir zweimal vor Ort und haben die Personalien aller Beteiligten aufgenommen.“ Übrigens habe man dabei keine Schusswaffe vorgefunden, es hätten aber mehrere besorgte Bürger von einem Knallgeräusch berichtet, informiert der Polizist weiter. Ein Großteil der Problematik sei klar der Corona-Situation geschuldet. Den besonders den jüngeren Menschen fehle es an Möglichkeiten „einmal richtig Dampf abzulassen“. Durch die Pandemie und den mit ihr verbundenen Vorgaben gäbe es ja viele andere – deutlich sozial verträglichere – Möglichkeiten derzeit nicht mehr.

Verhalten eskaliert nach der Kontrolle

Im Übrigen sieht Trumpp zudem einen Zusammenhang zwischen dem im Lauf des Abends steigenden Alkoholkonsum und dem Benehmen. So habe etwa diese Gruppe an Jugendlichen bei der ersten Kontrolle in ganz normalem Rahmen gefeiert und erst später über die Stränge geschlagen.

Langjährige Diensterfahrung habe den Revierleiter gelehrt, wie im Verlauf eines langen Abends das Gruppenverhalten durch Schnaps, Bier und Co. dann derartig aus dem Ruder laufen könne. Durch die polizeiliche Routine könnten sie sogar schon anhand der online geposteten Bilder über die Menge des Alkoholkonsums Rückschlüsse ziehen.

Die Polizei liest auf Facebook mit

„Doch dafür sind wir ja da und lösen das dann vor Ort“, sagt der Beamte. Übrigens liest die Polizeidirektion zwischenzeitlich auch selbst auf den Sozialen Medien mit. Wo dann etwas sichtbar aus dem Ruder laufe, erhielten sie einen Einsatzbefehl und würden daraufhin vor Ort kontrollieren, berichtet Trumpp.

Doch eine letztendliche Sicherheit scheint es dennoch nicht zu geben, wie das Beispiel zeigt. Denn selbst eine Kontrolle von Feiernden könne eben nicht garantieren, dass dieselben im weiteren Verlauf des Abends doch noch verhaltensauffällig werden und in Lautstärke und Intensität eskalieren. Dann bleibe nur der Ordnung schaffende erneute Einsatz vor Ort. Und der zeigt in den meisten Fällen dann auch Wirkung, weiß Trump: nach dem Besuch der Polizei wäre dann wieder Ruhe eingekehrt.