Ein warmer Tee ist für Besucherbetreuuerin Sabine Stängel oft Gold wert. Foto: Andrea Ertl

Hinter dieser Türe bewahren die Besucherbetreuer in Schillers Geburtshaus ihre persönlichen Dinge auf.

Marbach - Den ganzen Tag sind sie präsent für alle, die Schillers Geburtshaus in Marbach besichtigen möchten – die sieben Mitarbeiter im Team der Besucherbetreuer. Angestellt sind sie vom Schillerverein. Sabine Stängle beispielsweise ist seit sechs Jahren dabei und hat einmal wöchentlich sechs Stunden am Stück Dienst. „Wenn wir den Raum nicht hätten“, sagt sie und öffnet eine Türe mit der Aufschrift „Küche“. Dort könnten sich die Mitarbeiter ab und zu kurz zurückziehen, wenigstens um etwas zu essen oder zu trinken.

In dieser Küche steht ein großer Schrank, in dem alle Besucherbetreuer und ihre Vertreter ein kleines Eckchen gefunden haben, um ihre persönlichen Dinge aufzubewahren. Ein Glas haben die meisten dort deponiert, eine Tasse, ein bisschen Tee oder Kaffee, Taschentücher und bei manchen auch etwas Süßes. Sabine Stängle hat dort auch immer ihre Wärmflasche griffbereit – und eine Decke: „Im Winter ist es an unserem Platz am Eingang kühl und zugig, dann stelle ich oft meine Füße auf die Bettflasche und lege mir die Decke um die Schultern.“ Kommt ein Besucher, ist die Decke schnell weggelegt und sie kann sich um den Gast kümmern.

Aber auch Dinge, die man gelegentlich im Arbeitsalltag benötigt, sind in diesem Schrank untergebracht. Ein Glasheber beispielsweise, mit dem sich die Vitrinen öffnen lassen. „Das kommt ab und zu vor, wenn etwa ein Ausstellungsstück getauscht wird“, verrät die engagierte Besucherbetreuerin. Aber Vitrinen werden auch geöffnet, wenn eine Lampe auszutauschen ist oder um an das Hygrometer – ein Messgerät für Luftfeuchtigkeit und Temperatur – heranzukommen.

Staubtücher und Putzmittel haben genauso ihren Platz im Schrank gefunden, daneben befinden sich in einer Schublade Werkzeuge, Reißzwecken, Dosenöffner, Haken „und alles, was sich eben sonst noch so in Küchenschubladen findet“, schmunzelt Sabine Stängle: „Und ich bin sehr froh, dass diese Dinge stets griffbereit sind.“

Vor den Schubladen steht ein Tritthocker, der sich eventuell auch als Sitzplatz nutzen ließe – bis das Teewasser heiß ist beispielsweise. „Den Tritt benötigen wir, sobald wir aus hohen Schränken etwas herunterholen möchten oder wenn eine Vitrine von oben geöffnet wird.“

Weiter stehen eine Kaffeemaschine und ein Wasserkocher auf der Spüle bereit, daneben hängt eine Sammlung der unterschiedlichsten Putz- und Trockentücher an Haken und auch ein Kühlschrank ist eingebaut. In diesem werden Getränke gekühlt, die für verschiedene Veranstaltungen benötigt werden. Die Besucherbetreuerin erzählt: „Und wenn Mitarbeiter vor Dienstbeginn schon Besorgungen gemacht haben, lagern wir auch mal unsere privaten Einkäufe darin.“

Besonders einladend ist der Raum allerdings nicht, zugegeben. Er ist sehr klein und kühl und nur für kurze Aufenthalte geeignet. Aber er verschafft den Besucherbetreuern immerhin eben auch ein kleines bisschen Privatsphäre und bietet einen Rückzugsort, um Kraft zu schöpfen für die nächsten interessierten Besucher von Schillers Geburtshaus.

Angestellt sind alle Mitarbeiter auf Minijob-Basis und sie haben ausschließlich die Aufgabe, sich gut um die Besucher zu kümmern. Sabine Stängle mag ihre Arbeit. „Das ist für mich praktisch wie ein bezahltes Hobby“, sagt sie und freut sich über die Freiheit, die sie genießen kann, bis der nächste Besucher in der Türe steht. Diese kommen aus unterschiedlichen Ländern, manche sprechen kein Deutsch: „Es ist sehr schön für mich, wenn ich ausländische Gäste wenigstens in ihren unterschiedlichsten Sprachen begrüßen und verabschieden kann.“ Ein bisschen hätten die Angestellten hier auch eine soziale Funktion, einige Besucher sind sozusagen Stammgäste, die einfach gerne herkommen oder viel Zeit und wenige Ansprechpartner haben.

Das Team in Schillers Geburtshaus kann ebenso Busfahrern den idealsten Halteplatz beschreiben und Touristen den schönsten Weg zur Schiffsanlegestelle am Neckar. Sie erklärt Schulklassen, dass Friedrich Schiller zu seiner Zeit berühmt war wie ein Popstar und zeigt Besuchern gerne auch das Zimmer, in der die Familie Schiller gelebt hat. Die Mutter und zwei kleine Kinder in nur einem Raum, der Vater war zu dieser Zeit beim Militär. „Aber ich halte mich eher im Hintergrund und stehe zur Verfügung, wenn es Fragen gibt“, sagt Sabine Stängle bescheiden.