Rudi Gockenbach inmitten seiner Schätze. Foto: Werner Kuhnle

Rudi Gockenbach hat in seinem Haus in Großbottwar ein kleines, privates Museum mit allerhand Sachen.

Großbottwar - Schon von außen bekommt der Besucher einen Eindruck davon, dass hinter dem Gemäuer in der Großbottwarer Entengasse jemand lebt, der das Detail liebt und die Zeit seiner Vorfahren in Ehren hält. An der Hauswand hängen alte Jutesäcke, in denen früher das Getreide transportiert wurde, mit aufgedruckten Sprüchen und jede Menge getrocknete Maiskolben. Was Rudi Gockenbach jedoch alles in seiner Garage und der früheren Scheune neben dem Wohnhaus aufbewahrt, muss man gesehen haben, um es glauben zu können.

Mehrere hundert alte Schlüssel hängen an der Wand der kleinen Schusterwerkstatt in der Garage des 78-Jährigen. Daneben jede Menge anderes Werkzeug und unzählige Andenken. Viele erzählen ihre eigene Geschichte. Eine Wurstbüchsenmaschine aus den 50er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts etwa. „Die habe ich von einem Urenkel des früheren Metzgers Bauer bekommen“, erzählt Rudi Gockenbach und strahlt. Er selbst kann sich noch gut daran erinnern, wie daheim gewurstet worden ist, und die Dosen dann in die Stadtschenke ins Obergeschoss getragen wurden, um sie mit eben dieser Maschine zu verschließen. Einen Handgriff entfernt von der Wurstbüchsenmaschine liegt ein Utensil, das wie ein Trichter aussieht. „Das hat man zum Säue schaben gebraucht beim Schlachten“, erklärt er.

Doch die Garage ist erst der Anfang. In der Scheuer neben ihr finden sich auf zwei Etagen Puppenstuben, Pressen, Spazierstöcke, Pfeifen samt einem Pfeifenhäusle aus dem Jahr 1852, Bilder, Werkzeug,Haushaltsgeräte, Krüge, Teddybären, Bibeln . . . es scheint nichts zu geben, was sich nicht irgendwo in einem der Räume findet.

Keine Frage: Der Großbottwarer ist ein leidenschaftlicher Sammler und fühlt sich inmitten seiner Errungenschaften wohl – seien sie auch noch so klein. Mehrere tausend Exponate hat er in den vergangenen Jahrzehnten geschenkt bekommen, selbst erstanden oder aus Auflösungen zusammengetragen. Als Rudi Gockenbachs Großvater 1964 starb, brachte er es nicht übers Herz, sich von dessen Eigentum zu trennen. „Das Sach war zu schad’, um es wegzuwerfen“, erinnert sich der 78-Jährige und lächelt. Mit dem Tod des Großvaters war die Sammelleidenschaft des Großbottwarers geweckt.

Wenn am historischen Markt tausende Besucher beim Schlendern durch die Storchenstadt in längst vergangene Zeiten eintauchen, dann öffnet auch Rudi Gockenbach sein kleines privates Museum. Aber nicht nur an dem einen Wochenende im Jahr führt der 78-Jährige durch seine Räume. Auch Schulklassen, Kindergarten- oder Konfirmandengruppen lassen sich von ihm anhand der Gegenstände immer wieder Geschichten von früher erzählen. „Man kann aber auch einfach klingeln oder anrufen“, sagt Rudi Gockenbach.

A propos telefonieren. In der Garage an der Wand hängt ein Schild aus den 30er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Es weist auf einen Großbottwarer namens Carl Hemminger hin – der war damals unter der Telefonnummer „7“ zu erreichen, ist auf dem Schild zu lesen. „Das lässt erahnen, wie viele Telefone es damals in der Stadt gab.“

Und wer nicht mehr zu ihm nach Hause kommen kann, zu dem kommt Gockenbach. Einen ganzen Wäschekorb voll Utensilien hat er an diesem Mittag bereits für seinen Besuch im Kleeblattheim zusammengerichtet. Das Thema ist passend zur Weihnachtszeit: Es geht ums Backen.

Was einmal mit den ganzen Erinnerungen passieren wird, wenn er nicht mehr lebt? Rudi Gockenbach hält kurz inne. „Was nach meinem Tod mit der Sammlung passiert, ist mir egal“, sagt er. „Das alles macht mir großen Spaß und baut mich auf, wenn es mir nicht so gut geht, das zählt.“