Das grüne Schotterwerk ist ein Herzstück der Steinbruch-Anlage. Foto: Werner Kuhnle

Von seinem neuen Büro aus steuert Betriebsleiter Thomas Schult wie auf einer Kommandobrücke die Abläufe .

Marbach/Kirchberg - Wo mit 65 Tonnen Gestein beladene Muldenkipper fahren, wo mehr als 100 Lastwagen am Tag beladen werden, wo für den Abbau von Kalkstein immer wieder Dynamit zum Einsatz kommt, da will das Zusammenwirken aller Mitarbeiter gut organisiert sein. Im Steinbruch der Firma Klöpfer auf den Gemarkungen Rielingshausen und Kirchberg herrscht ab 6 Uhr morgens genau dieses rege Treiben. Und damit Betriebsleiter Thomas Schult dies alles besser koordinieren kann, konnte er im September ein neu errichtetes Büro beziehen, das in Holzständerbauweise auf das Waaghaus der Anlage gebaut wurde. „Hier hat man einfach den besseren Überblick als noch im alten Büro. Man bekommt mehr mit. Zudem war das bisherige Büro zu klein“, erklärt Benjamin Hoffmann, Technischer Leiter bei Klöpfer.

Nun ist es freilich nicht so, dass Thomas Schult pausenlos an dem Fenster im ersten Stock steht, um zu sehen, wie die Lkws ein- und ausfahren. Vielmehr laufen in seinem Büro alle Fäden zusammen: Welcher Lkw fährt mit welchem Material wohin? Welche Geräte müssen wann gewartet und instand gehalten werden? Welcher der 16 Mitarbeiter im Kirchberger Steinbruch hat wann Urlaub? All das wird hier neben der Überwachung des laufenden Betriebs geregelt. Und dann geht es noch darum, Grundstücke zu erwerben und Genehmigungen beim Landratsamt einzuholen, beispielsweise für Erweiterungen des Steinbruchs. Da durch das Areal nicht nur die Grenze zwischen Rielingshausen und Kirchberg verläuft, sondern damit auch die Grenze zweier Landkreise, kann das schon mal mit Mehraufwand verbunden sein. „Hier ist Hirnschmalz gefragt, es fließen Blut, Schweiß und Tränen“, sagt Benjamin Hoffmann mit einem Augenzwinkern.

Seit dem Jahr 1963 ist die Firma Klöpfer Betreiber des Steinbruchs, zuvor existierte dieser rund 20 Jahre lang unter kleinerer Flagge. „Zusammengefasst machen wir hier aus großen Steinen kleine Steine“, erklärt Benjamin Hoffmann. Die Massenrohstoffe Schotter und Splitt sind unter anderem wichtig für den Unterbau von Straßen, auch Beton besteht zu zwei Dritteln aus Gestein. „Der Bedarf in Baden-Württemberg liegt bei etwa 100 Millionen Tonnen im Jahr“, so der Technische Leiter. Bei 10,5 Millionen Einwohnern macht das einen Pro-Kopf-Bedarf von etwa 26 Kilogramm am Tag. „90 Prozent des abgebauten Gesteins wird auch direkt im Umkreis von 20 Kilometern verwendet“, sagt Benjamin Hoffmann. Auch sogenannte Betonsande werden im Steinbruch hergestellt.

60 Meter hoch sind die imposanten Gesteinswände, die hier abgebaut werden. „Natürlich ist das ein Eingriff in die Natur. Wir befinden uns da in einem Konfliktfeld. Aber das Gestein betrifft jeden, egal ob durch Straßen und Abwasserkanäle oder als Inhaltsstoff der Zahnpasta“, meint Benjamin Hoffmann. Der Steinbruch komme auch keiner unendlichen Inanspruchnahme des Geländes gleich. Ist das Gestein einmal fertig abgebaut, werden die Flächen aufgefüllt, sodass Streuobstwiesen, Hecken und Felder wiederhergestellt werden können. So wie die Natur hier einst war. Wann diese Rekultivierung ansteht, kann der Technische Leiter bislang nicht sagen.

Bis dahin wird das Büro über dem Waaghaus in Benutzung bleiben. Und auch die Mitarbeiter können sich hier weiterhin im Winter bei einer Tasse Kaffee aufwärmen – den Blick auf einen Großteil der Anlage und auf das Schotterwerk gibt’s inklusive.