Die fleißigen Bäcker warten, bis Brot und Kuchen fertig sind. Foto: Werner Kuhnle

Jeden Monat wird im Backhaus in Erdmannhausen der Ofen eingeheizt – für Brote, Kuchen und andere Leckereien.

Erdmannhausen - Wenn die Ofentür geöffnet ist, muss alles ganz schnell gehen. „Wer hat noch ein Brot?“, fragt Sonja Glock und schiebt den vorbereiteten Teig mit einem langen Schieber ganz nach hinten. Insgesamt 16 Brote werden an diesem Samstagvormittag im Backhaus in Erdmannhausen gebacken – und dazu Stollen, Hefekranz, Apfelbrot und Apfelkuchen. „Das Brot kommt nach hinten, Kuchen und andere süße Sachen eher nach vorne“, sagt sie, und schon duftet es köstlich in dem kleinen Raum vor dem Ofen. Das Backhaus liegt am Fuße der evangelischen Januariuskirche, eingebettet in eine leichte Senke. Bereits am Abend vorher hat Franz Schwarz, der Lebensgefährte von Sonja Glock, den Ofen mit fünf „Buchenbüschele“ – also Buchenreisig – vorgeheizt, und am Morgen noch einmal sieben Büschele nachgelegt.

Das Holz dürfen sie sich mit wohlwollender Erlaubnis von Revierförster Jürgen Weis aus dem Wald holen, der auch schon mal einen Tipp gibt, wo geeignetes Material liegt. Das möglichst trockene Holz wird dann noch ein Jahr lang getrocknet, bevor es den Backhausofen anheizt. Auch Holz von Obstbäumen ist geeignet, aber nur, wenn es vorher nicht gespritzt worden ist.

Vor einem Backtag werden die Nachbarn informiert, damit sie wissen, dass sie mit Rauch aus dem Backhäusle rechnen müssen. Für ein gutes Verhältnis zu den Nachbarn spricht auch die Tatsache, dass kürzlich ein Nachbar sich an Sonja Glock gewandt hat, weil ein Fensterladen offen war. Natürlich kümmern sich die Backhausfrauen zusammen mit Franz Schwarz auch darum, dass das Backhaus, das der Gemeinde gehört, in Ordnung gehalten wird. Sie fegen das Laub zusammen oder putzen die Fenster.

Wann im Ofen die richtige Temperatur – etwa 300 Grad Celsius – erreicht ist, testen die Fachfrauen mit einer Zeitung. Wenn sie im Ofen schwarz wird, ist es zu heiß. Wenn sie sich braun färbt, ist die Temperatur genau richtig.

Sonja Glock erinnert sich noch an die Anfänge, nachdem sie vor mehr als 15 Jahren einen Volkshochschul-Kurs über Backen im Backhaus belegt hat. „Nach und nach kamen immer mehr Nachbarn, Freunde und Bekannte dazu.“ Der damalige Bürgermeister Siegfried Menner hat sich sehr gefreut, als Sonja Glock ihn auf das Backhaus angesprochen hat: „Endlich wird da wieder gebacken.“ Gerne bäckt auch Maria Leyrer mit, sie wohnt in Marbach und erinnert sich: „Als Kind habe ich in Erdmannhausen gelebt und damals das Brot mit dem Wagen zum Backen hierher gefahren.“

Den Teig bereiten die Frauen zu Hause vor, nach ihren eigenen Rezepten, und bringen ihn dann zum Backen her. Und wenn etwas besonders gut schmeckt, wird natürlich das Rezept weitergegeben. Wie das Brot oder der Kuchen letztendlich gelingt, bleibt immer eine Überraschung: „Man muss es so nehmen, wie es halt wird“, sagt Lore Mamel, und die anderen bestätigen das schmunzelnd.

Ein Hefezopf muss etwa 30 Minuten im Ofen bleiben, für ein Brot rechnen die Expertinnen mit etwa eineinhalb Stunden. „Wir machen dann den Klopftest“, verrät Sabine Mathies, „wenn es hohl klingt, ist das Brot fertig.“ Und das Brot schmeckt so gut, wie es in keinem Backofen zu Hause gelingt. „Das wissen auch die Enkel“, verrät Dora Holzwarth, „sie freuen sich schon immer auf das hier gebackene Brot.“