Der Bauhofleiter Markus Lischka hat jede Menge Halteverbotsschilder. Foto: Oliver von Schaewen

In der Materialhalle des Murrer Bauhofs bilden die Gegenstände das Ortsleben ab.

Murr - Der Bauhof ist fast überall in Murr aktiv – er braucht aber auch einen Ort des Rückzugs. Von den Streifzügen bringen der Bauhofleiter Markus Lischke und seine sechs Mitarbeiter regelmäßig Gegenstände mit. Uns so wartet ein gelbes Fahrrad an einer Wand der Materialhalle ebenso auf Abholer wie eine blaue Zeltmuschel, die auf einem Anhänger steht. „Das Zelt hat eine Frau im Nussbaumweg bei einem Sturm festgehalten und an ihren Zaun gebunden“, erzählt Lischka, der für solche Gegenstände immer noch ein Plätzchen in der Materialhalle findet. Was jedoch gar nicht so einfach ist. Denn die Garage ist mittlerweile ganz schön voll.

Die beiden 7,5 und 3,5 Tonnen schweren Fahrzeuge nehmen den Platz in der Mitte ein. Die orangefarbenen Wagen sind vor allem bei Großveranstaltungen wie etwa dem Faschingsumzug und dem Bottwartal-Marathon gefragt. „Wir packen dann immer unsere Halteverbotsschilder auf und laden sie von zwei Seiten entlang der Hindenburgstraße ab“, erklärt Markus Lischka. Scherzbolde klauen schon mal ein Schild – „der Kollege aus Steinheim ruft manchmal an, ob wir nicht was vermissen“, sagt Lischka, der solche Aktionen gar nicht lustig findet. „Immerhin gefährdet das Fehlen des Schildes die Sicherheit von Menschen.“

Eine humorfreie Zone ist die Materialhalle des Murrer Bauhofs aber noch lange nicht. Ein Gebotsschild mit einer „5“ zeigt an, wie schnell in der Halle maximal gefahren werden darf. Drunter hängt die mobile Messtafel, die an diesem Tag einen neuen Chip bekommt. „Wir lesen die Daten nach einer Woche an einem Standort regelmäßig ab und gehen damit Beschwerden nach“, sagt Markus Lischka.

Spuren hinterlässt auch der Straßenverkehr in der Materialhalle. Rotweiße Poller von den neuen Absperrungen an der Hindenburgsstraße harren auf einem Tisch an der Seite der Reparatur. Autofahrer beschädigen sie. „Manchmal passiert monatelang nichts – und dann wieder müssen wir sie binnen weniger Tage mehrmals auswechseln“, berichtet der Bauhofleiter. Nach einer Probezeit sollen die Poller durch befestigte Elemente ersetzt werden. Das letzte Wort habe der Gemeinderat.

Schwere Kaliber sind die Geräte, die in der Großgarage des Bauhofs abgestellt sind. Eine Walze aus dem Jahr 1965, die mit der Hand gezogen werden muss, hat es Markus Lischka angetan. „Sie ist alt, erfüllt aber noch voll ihren Zweck.“ Und der besteht darin, Schotter auf Feldwegen zu befestigen. Helme mit Gehörschutz hängen an den Haken an der Wand und zeugen vom Lärm, der bei manchen Arbeiten anfällt. Ob er nach schweren Einsätzen leichtere Tätigkeiten für seine Mitarbeiter anordnet? „Unsere Arbeit ist sehr vielseitig“, antwortet Lischka, der seit zwei Jahren Chef im Bauhof ist. Schnittarbeiten gelten als leichter, aber auch dabei müsse man sich konzentrieren, etwa wenn mit dem Schlepper rangiert werden müsse. Der Bauhof kümmere sich um Sportplätze, Grünanlagen, den Friedhof, das Wasser- und Abwasserwesen, und das Team müsse sich unter anderem auch den Kindergärten widmen, wo immer wieder Reparaturen anfallen.

Abgeschlossen wird die Materialhalle auch wegen Gegenständen, die man aufhebe, um sie bei Zeiten wieder einzusetzen. Alte Basketballkörbe und Tischtennistische etwa. Nicht zugänglich ist ein Metallschrank, in dem Rattengift lagert, falls die Tiere im Kanalsystem überhand nehmen.

Unter dem Dach hat der Bauhof seine Sammlung mit Verkehrsschildern. „Das 40er-Schild habe ich schon lange nicht mehr in der Hand gehabt“, sagt Markus Lischka. Kein Wunder : Tempo 30 boomt.