Seit Dezember 2019 gibt Pellegrino Matarazzo beim VfB Stuttgart die Kommandos. In unserer Bildergalerie zeigen wir die Meilensteine seiner bisherigen 1000 Tage im Amt. Foto: Pressefoto Baumann/Julia Rahn

Der Präsident des Bundes Deutscher Fußball-Lehrer befürwortet das jahrelange Vertrauen in den VfB-Trainer auch in schwierigen Phasen.

Als Trainer hat Benno Möhlmann selbst zahlreiche Profi-Clubs trainiert, inzwischen organisiert er als Präsident des Bundes Deutscher Fußball-Lehrer Lehrgänge und fungiert als Ansprechpartner für Trainer. Im Interview spricht der 68-Jährige über die nun schon 1000 Tage dauernde Amtszeit von Pellegrino Matarazzo beim VfB Stuttgart, seine Verwunderung über manche Trainer-Entlassung – und sagt, warum der Trainerjob nach vielen Jahren im gleichen Verein oft zur Herausforderung wird.

Herr Möhlmann, erhält Pellegrino Matarazzo am Sonntag eigentlich eine Glückwunsch-Nachricht von Ihrem Verband?

(lacht) Nein, für 1000 Tage im Amt ist das nicht vorgesehen. Aber vielleicht führen wir es mal ein. Es ist ja doch eine lange Zeit.

Freut es Sie, wenn ein Trainer so lange bei einem Verein tätig ist?

Grundsätzlich ja, weil es heute einfach nicht mehr so oft vorkommt. Die Clubs reagieren schneller als früher, für meinen Geschmack manchmal zu schnell. Das muss zwar nicht immer falsch sein, aber der Zeitpunkt verwundert schon manchmal. Wenn ganz zu Beginn einer Saison oder zwei Spieltage vor Ende reagiert wird, ist meistens im Vorfeld schon einiges schiefgelaufen. Da wäre ein klärendes Gespräch oft besser als eine Entlassung.

Sie waren als Trainer mehrfach länger als 1000 Tage im Amt, etwa beim Hamburger SV und Arminia Bielefeld. Erhöht personelle Kontinuität Ihrer Erfahrung nach die Wahrscheinlichkeit auf Erfolg?

Förderlich für Erfolg ist in erster Linie, eine gute Mannschaft zu haben und dann als Trainer Tag für Tag gute Arbeit zu leisten. Das ist aber gar nicht unbedingt einfacher für jemanden, der schon Jahre in einem Verein ist.

Warum?

Nach einer gewissen Zeit kennt die Mannschaft die Ansprachen und Trainingsinhalte. Man muss darauf achten, sich treu zu bleiben, aber auch nicht abzunutzen. Otto Rehhagel hat sich bei Werder Bremen im Laufe der Jahre auch wiederholt, als ich dort Spieler war. Er hat sich mit einer solchen Intensität eingebracht, dass er uns immer wieder gepackt hat. Letztlich glaube ich schon, dass Vereine mit weniger Trainerwechseln besser fahren. Gerade der VfB hat das ja gezeigt.

Die vergangene Saison ging es aber bis zuletzt gegen den Abstieg.

Das stimmt, aber letztlich haben sie mit Pellegrino Matarazzo ihre Ziele bisher immer erreicht, indem sie aufgestiegen und zwei Mal in der Bundesliga geblieben sind. Die Jahre davor haben sie den Trainer häufig gewechselt und sind zwei Mal abgestiegen.

Wie beurteilen Sie Matarazzos Arbeit?

Das ist von außen natürlich nicht ganz so einfach. Aber ich finde schon, dass man in Stuttgart einen klaren Stil des Trainers erkennt. Es ist ein zwar geordnetes, aber in der Regel sehr offensiv ausgerichtetes Spiel. Was mir noch auffällt, ist ein gutes Miteinander auf dem Platz.