„Bitte folgen!“ Foto:  

Bei einer Großkontrolle an der Autobahn stoßen die Polizei- und Zollbeamten auf Drogen, Fahrzeugmängel und Abstandssünder.

Landkreis Heilbronn - Der Parkplatz Bauernwald ist an diesem Mittwoch für Verkehrsteilnehmer aller Art gesperrt. Dennoch fahren regelmäßig Last- und Personenwagen auf die Fläche, stets begleitet von Polizeieinsatzfahrzeugen. Deren aufleuchtender Aufruf „Bitte folgen“ ist für die Fahrer dahinter unmissverständlich und geleitet jene, die auf dem Einsatzabschnitt der Autobahn A6 zwischen Bad Rappenau und Sinsheim für die Beamten auffällig geworden sind, auf den Parkplatz. Dort warten die Polizei-Teams sowie der Zoll darauf, ihre langjährige Erfahrung zum Einsatz zu bringen. Die Sicherheit auf bundesdeutschen Straßen ist an diesem Nachmittag im Fokus der Beamten. Und Gründe zur Beanstandung gibt es erschreckend viele. Die liegen nicht nur im Mangel der Fahrzeuge, sondern immer wieder auch in der Person des Fahrzeuglenkers.

Dabei ist es für Außenstehende frappierend, wie treffsicher die Beamten vorgehen. Nur selten ist ein Verkehrsteilnehmer unter den Auserwählten, der ohne Strafe weiterfahren darf. Die Selektion nämlich wird von wahren Spürnasen vorgenommen. Als Beobachter entsteht fast der Eindruck, die Polizisten könnten Vergehen wie Drogenkonsum geradezu riechen. Tatsache aber ist, „unsere Leute sind bestens geschult“, betonen die Pressesprecher des Polizeipräsidiums Heilbronn, Frank Belz und Carsten Diemer. Hinzu kommt, dass die Beamten auf große Erfahrung und ein individuell ausgereiftes Bauchgefühl zurückgreifen können. Nur so scheint erklärbar, weshalb ein unauffällig aussehender Pkw mit Berliner Kennzeichen in die Kontrollstelle einfahren muss. Doch die Trefferquote ist hoch und auch bei dem Berliner Fahrer zeigt sich, dass er zu Recht aus dem rollenden Verkehr gefischt wurde. Ein Büschel Cannabis, fast liebevoll in einem mit Intarsien versehenen Holzkästchen aufbewahrt, wird dem Mann bei der Autobahn-Großkontrolle zum Verhängnis.

Dass Drogen ein Thema sind, wird auch bei einem albanischen Kleintransporter deutlich: Sieben Insassen, „die von ihrer Personenzusammensetzung untypisch sind, kaum Kleidung im Gepäck haben, dafür Verblendungen, die im Innenraum fehlen“ sowie der untrügliche Instinkt der Beamten fördern es auch hier rasch zu Tage: Der Drogenvortest – ein Wischtest am Lenkrad vorgenommen – gibt erste Hinweise; der Urintest beim Verdächtigten im Toilettenhäuschen bestätigt schließlich die Vermutung. Außerdem hätte einer der Insassen nicht nach Deutschland einreisen dürfen.

Spannend sind immer auch die Kontrollen der Lkw-Fahrer. Aufputschmittel und das Umgehen der Ruhezeiten sind hier im Visier der Fachleute. Einsatzleiter Elmar Hilbert weiß: „Unser System der elektronischen Datenauswertung gibt es her, wenn Ungereimtheiten bestehen.“ Soll heißen: Selbst Manipulationen der Fahrerkarte, die die Daten der vergangenen 30 Tage speichert, fliegen auf. Hinzu kommen fehlerhafte Ladungssicherung oder Mängel am Fahrzeug, die die Verkehrssicherheit einschränken. Ein Fahrer aus Bulgarien blickt deshalb zerknirscht drein, als die betont sachlich und freundlich agierenden Beamten ihm vorhalten, dass die Sicherungsgurte eingerissen sind und auch viel zu wenige davon genutzt wurden. Außerdem war der Abstand zum Vordermann auf der Autobahn geradezu abenteuerlich kurz: gerade mal zehn Meter. Dass er obendrein ein verbotenes Einhand-Springmesser mitführt, macht seine Lage nicht besser.

Wenn möglich, werden die ausländischen Fahrer vor Ort zur Kasse gebeten. Im Falle eines Neuwagen-Spediteurs aber, dessen Auflieger die zulässige Gesamtlänge überschritten hat, wird es jedoch so teuer, dass die Schuld vermutlich erst später beglichen werden kann. Die Strafe nämlich berechnet sich aus der Anzahl der mitgeführten Wagen und der Gesamt-Strecke. Elmar Hilbert jedoch ist sich nicht sicher, ob empfindliche Geldstrafen die Lösung allen Übels darstellen. Er weiß um den Zeitdruck der Fahrer, der oft zu strafbarem Verhalten führe und auch Geldbußen in Kauf nehme. „Hauptsache für die Fahrer ist, dass die Dispo stimmt.“ Für Hilbert wären „Sanktionen außerhalb von Geldstrafen“ daher oft sinnvoller. Und die Kontrolle macht deutlich: Schwarze Schafe gibt es in allen Bereichen.