Am Thema Glyphosat scheiden sich die Geister. Foto: dpa

Glyphosat erhitzt die Gemüter. Die Stadt Steinheim hat sich positioniert – das ist ihr gutes Recht.

Steinheim - Am Thema Glyphosat scheiden sich die Geister. Besser gesagt an der Frage nach der Gefahr, die von dem Pestizid ausgeht. Im Jahr 2015 stufte die Krebsagentur der Weltgesundheitsorganisation das chemische Mittel als „wahrscheinlich krebserregend beim Menschen“ ein – und entfachte die Diskussionen um ein Verbot neu. Seit mehr als 40 Jahren ist es im Einsatz und zählt laut dem Bayer-Geschäftsführer Helmut Schramm zu den meist verwendeten Breitbandherbiziden.

Immer mehr Kommunen positionieren sich in der Frage. Die Stadt Rostock setzt schon seit dem Jahr 1992 auf naturnahe Bewirtschaftung. Seit Anfang 2018 ist Glyphosat auf allen kommunalen Flächen komplett verboten. Wer ein Grundstück von der Stadt an der Ostsee pachtet, muss einen Vertrag unterschreiben, in dem besagtes Verbot akzeptiert wird. Auch in Niedersachsen ist der Unkrautvernichter auf öffentlichen Flächen verboten. Dresden verzichtet auf den Einsatz von Glyphosat in Parks, auf Spielplätzen, Friedhöfen und an Straßenrändern. Die Liste ließe sich weiterführen.

Und jetzt also auch Steinheim. Lange und emotional ist am Dienstag über den von den Sozialdemokraten gestellten und von der Verwaltung unterstützten Antrag diskutiert worden. Viele Räte beteiligten sich an dem Austausch der Argumente. Der eine untermauerte seine Position mit sachlichen Argumenten, der andere führte persönliche Gründe an und wieder ein anderer versuchte, juristischen Druck aufzubauen, wo gar keiner ist. Am Ende fand sich eine Mehrheit für das Nein zu Glyphosat auf kommunalen Flächen. Aus meiner Sicht ist damit die richtige Entscheidung gefallen.

Dass den Steinheimer Landwirten der Antrag sauer aufstößt und sie sich durch ihn an den Pranger gestellt fühlen ist nur bedingt nachzuvollziehen. Denn die Stadt kann und darf über die Bewirtschaftung ihrer eigenen Flächen bestimmen – und keiner, das wurde am Dienstag noch einmal von allen Seiten betont – wollte die Landwirte angreifen oder in eine Ecke stellen. Zumal diese ja versichern, das Herbizid so gut wie nicht einzusetzen.

Der Sprecher der Freien Wähler, Timo Renz, tat die Diskussion als parteipolitisches Geplänkel ab. CDU-Rat Günter Blank monierte, dass über einen „Null-Antrag“ abgestimmt werde, da die Stadt gerade einmal elf Hektar und damit unter einem Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Fläche auf Steinheimer Gemarkung besitze. Zumindest an diesen von Blank vorgetragenen Argumenten ist nicht zu rütteln. Das Herbizid ist derzeit erlaubt und der städtische Anteil ist verschwindend gering. Doch auch wenn es nur um fünf Hektar gegangen wäre, ist es richtig, in einer Frage Position zu beziehen, die die Gesellschaft zu Recht bewegt. Und um genau das ging es bei diesem Antrag: Bewusst ein Zeichen zu setzen und für etwas einzutreten, von dem man überzeugt ist. Für mich ist das bei vielen Themen wichtiger denn je.