Biobauer Wellenzohn vor seinen vergifteten Apfelbäumen. Foto: Wolfgang Manuel Simon

Der Bio-Bauer Ägidius Wellenzohn bangt um seine Existenz, Verein Gentechnikfreie Landkreise bittet um Hilfe.

Erdmannhausen
Seit vielen Monaten wird in allen europäischen Staaten heftig um die Verlängerung des Pestizids mit dem Namen Glyphosat gestritten. Dabei werden scharfe Geschütze aufgefahren. So wurde etwa eine staatliche Behörde wie das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) überführt, konzerneigene Studien des US-amerikanischen Konzerns Monsanto als ihre Studien ausgegeben zu haben. Doch was in einem der größten Apfelanbaugebiete Europas geschah, schockiert viele.

Vor wenigen Wochen – auf dem Höhepunkt der Ernte – hat der Bio-Bauer Ägidius Wellenzohn im Oberen Vinschgau/Südtirol seinen Augen nicht getraut: verwelkt wirkendes Gras unter seinen Bäumen und braunes Blattwerk. Kurze Zeit später war der Boden mit vorzeitig herab-gefallenen Äpfeln bedeckt. Untersuchungen eines von der Genossenschaft beauftragten Instituts aus Bergamo ergaben einen erschreckend hohen Glyphosatgehalt von 0,22 mg/kg am Apfel. Damit sind die Äpfel von über 500 Bäumen ungenießbar und für den Verzehr verboten. Sie müssen als Sondermüll entsorgt werden.

Seine Apfelanlage wurde in einer nächtlichen Aktion mutwillig mit Glyphosat vergiftet. Wellenzohn hat seine eineinhalb Hektar große Anlage im Laufe der Jahre von drei Seiten mit meterhohen Hecken gegen die giftige Abdrifte seiner Nachbarn geschützt. Bewohner dieser Hecken sind viele Insekten und Vögel, die wesentliche Bestandteile eines ökologischen Gleichgewichts sind. Gerade diese Tiere kümmern sich auch um Schädlinge in seiner Anlage.

Der wirtschaftliche Schaden dieses Anschlags ist enorm, denn alle 500 Bäume müssen gerodet werden. Ägidius Wellenzohn wird drei bis vier Jahre keine bio-zertifizierten Äpfel mehr verkaufen dürfen. Der Anschlag mit dem krebserregenden Supergift Glyphosat zerstört nicht nur ganz bewusst seine Bäume und den Boden: „Ich soll bestraft werden für mein Engagement für ein pestizidfreies Oberes Vinschgau rund um Mals.“ Seit über 20 Jahren arbeitet Ägidius Wellenzohn ohne Gift und Düngemittel und beweist somit wie andere auch: Es geht auch ohne Glyphosat. Genau das wollen er und die Malser Bewegung für eine pestizidfreie Landwirtschaft erreichen. „Das Wunder von Mals“ darf es nach Ansicht des Südtiroler Landesrates für Landwirtschaft und der Apfel-Plantagen-lobby nicht geben. . . nein! Es soll ein Exempel statuiert werden für alle, die auf biologischen Anbau umstellen wollen. Alle Gemeinden, die ebenfalls einen pestizidfreien Anbau in ihrer Gemeindesatzung festhalten wollen, sollen eingeschüchtert werden.

Südtirol ist im letzten Jahrzehnt zu Europas größter zusammenhängender Apfel-Monokultur geworden. Die Apfelbarone wollen auf Kosten vieler kleinbäuerlicher Betriebe ihr Anbaugebiet immer weiter in das Obere Vinschgau bei Mals ausdehnen – und somit auch die gefährlichen Pestizide, die in den Apfelplantagen einge-setzt werden, nach Mals bringen. Doch dagegen formierte sich Bürgerprotest: Im August/September 2014 gab es eine Volksabstimmung in Mals: 76 Prozent stimmten für ein Pestizidverbot auf ihrer Gemarkung. Im Jahr 2015 haben Bürgermeister Veith und der Gemeinderat einstimmig entschieden, das Ergebnis der Volksabstimmung für eine „pestizidfreie Gemeinwohlregion“ umzusetzen. Die Erhaltung der Gesundheit aller ist oberstes Ziel.

Doch das alles wird dem Apfelbauer Wellenzohn nicht mehr helfen: Seine wirtschaftliche Existenz steht auf dem Spiel. Die Bürgerbewegung „Der Malser Weg“ hat ein Spendenkonto für ihn eingerichtet. Unser Verein bittet um Unterstützung. Mehr Infos auf www.gentechnikfrei21.de. Kontonummer: IT 57 Z 08183 58440 000303208222 – BIC RZSBIT21327, Kontoinhaber: Ägidius Wellenzohn – Raiffeisen Prad am Stilfserjoch.