Rahim hat aus seinem bewegten Leben erzählt. Foto: Barbara Schüßler

Das PKC Freudental begleitet jugendlichen Flüchtling zum Gespräch an die Uhlandschule Marbach.

Uhlandschule Marbach - Marbach
Von Freudental sind während der Zeit des Nazi-Regimes die Menschen jüdischen Glaubens, wenn irgend möglich, geflohen. Dies betraf auch Kinder und Jugendliche. Die Biografie von Margot Stein, die als 15-Jährige alleine in die USA ging und ihre Eltern erst sechs Jahre später wieder in die Arme schließen konnte, ist besonders berührend.

Auch den Neuntklässlern der Uhlandschule Marbach ging die Geschichte von Margot, die sie bei einem Lerntag im Pädagogisch-Kulturellen Centrum Ehemalige Synagoge Freudental gehört hatten, nicht aus dem Kopf. Vor allem beschäftigte die Jugendlichen die Frage, ob die Fluchtgeschichten auch heute so dramatisch sind.

Nach der besonderen Unterrichtsstunde, die sie mit dem 16-jährigen Rahim aus Afghanistan erleben durften, sind sich alle einig: Die Heimat und die Familie verlassen zu müssen, ist vielleicht das Schlimmste, was passieren kann.

Viele Fragen hatten sich die Schülerinnen und Schüler notiert. Die erste: Wie geht es dir jetzt? Dass er sehr gespannt sei auf das Gespräch und wie die Gleichaltrigen auf seine Geschichte reagieren, antwortete Rahim in nahezu perfektem Deutsch. Erst 14 sei er gewesen, als er sich vor zwei Jahren auf den Weg machen musste. Das habe die Familie so entschieden, nachdem sein Leben in Afghanistan in Gefahr war. Manchmal wundere er sich selbst, wie er das geschafft habe. Eine besondere Situation, in der er nicht alleine zurecht gekommen sei, war, als er Tränengas abbekam. Mit dem Flüchtling, der ihm hier half, sei er bis heute befreundet. Dass er regelmäßig mit der Familie telefonieren könne, war für die Uhlandschüler wichtig zu hören. Wieviel Rahim für sein Leben in Deutschland lernen musste, wurde mit seinem Tafelanschrieb deutlich. Seine Muttersprache ist Dari, die von rechts nach links mit arabischen Buchstaben geschrieben wird. Beim Lesen und Schreiben und allem anderen auch hilft ihm seine Pflegefamilie.

Erstaunt, voller Bewunderung und Respekt zeigten sich die Schüler der Uhlandschule am Ende der Stunde. Für sie ist er ein Jugendlicher wie sie selbst, aber mit einer besonderen Geschichte. Und sie sind froh, dass das BAMF Rahims Fluchtgeschichte anerkannt hat, er in Deutschland bleiben und in Sicherheit leben kann.

Barbara Schüßler, Leiterin Pädagogik & Kultur Pädagogisch-Kulturelles Centrum