Interessiert beschäftigen sich die Mädchen mit dem Anschauungsmaterial. Foto: Katharina Petry

Die Beilsteinerin Katharina Petry ist zum Freiwilligendienst nach Uganda aufgebrochen. Dort ist der Umgang mit der Menstruation ganz anders als in Deutschland. Viele Frauen schämen sich dafür.

Uganda/Beilstein - Damenbinden in allen Farben und Formen, Tampons, Menstruationstassen, und, und, und. In Deutschland gib es eine Vielzahl an Produkten für die monatliche Damenhygiene. Diese sind in vielen Läden für einen vergleichbar günstigen Preis zu erhalten, und eine Frau muss sich normalerweise nicht dafür schämen, ein solches Produkt öffentlich einzukaufen. In Uganda ist dies nicht immer der Fall. Vor allem in den ländlichen Regionen des Landes sind diese Art von Hygieneartikeln nur sehr schwer und oft teuer erhältlich. Einmal-Damenbinden, die umgangssprachlich einfach nach der Marke „always“ genannt werden, sind das einzig erhältliche Produkt.

Da vor allem junge Frauen nicht viel Wissen über ihre monatliche Menstruation vermittelt bekommen, müssen sie sich irgendwie selbst helfen: Von alten Stoffen über Blätter gibt es viele Arten, wie Mädchen versuchen, mit ihren Tagen umzugehen. Hygienisch ist dies oftmals nicht wirklich, die Folge sind Infektionen und Krankheiten. In einigen Fällen verlassen Mädchen auch die Schule, aus Angst von ihren Mitschülern ausgelacht zu werden. Ohne die Schule haben sie praktisch keine Chance auf Bildung.

Es sind aber auch Mythen, die in den Köpfen der jungen und auch älteren Frauen herumschwirren. Aussagen wie „Erzähl niemandem von deiner Periode, sonst wirst du keine Kinder bekommen können“, werden oft von Mütter an ihre Töchter weitergegeben. Kein Wunder also, dass das Thema Menstruation für so viel Angst und Stigmatisierung unter der weiblichen Bevölkerungsgruppe Ugandas sorgt. Um dieses ewige Tabu etwas zu brechen, hat es sich das junge Unternehmen „AFRIpads“, welches ihren Sitz in Ugandas Hauptstadt Kampala hat zur Aufgabe gemacht, wiederverwendbare Damenbinden an junge Frauen im ganzen Land zu verteilen. Wiederverwendbar bedeutet, dass die Binden nach Benutzung gewaschen werden können, und nachdem sie ausreichend getrocknet sind wieder verwendet werden können. Auch Nayode, die Nicht-Regierungs-Organisation (NGO), bei der ich einen Freiwilligendienst mache, hat von AFRIpads zwei große Kartons mit Menstruations-Paketen bekommen. In einem Pack sind vier wiederverwendbare Binden enthalten, die eine Frau ein ganzes Jahr durch ihre Periode begleiten können. Mit zarten Pastellfarben – rosa für die kleinen, hellblau für die großen Binden – und einem flauschig, weichen Material an der Oberfläche sind die Binden schon rein optisch sehr ansprechend aufgearbeitet. Außerdem mit in einem Pack dabei: Ein kleines Tütchen, in der die Binden gelagert werden können und ein comic-ähnliches Heft, in dem die wichtigsten Dinge über die Menstruation anschaulich erklärt werden.

Mit einer Kollegin gehe ich nun jede Woche an eine Grundschule oder in eine Community-Gruppe, um die Menstruations-Pakete zu verteilen. In einem zwei Stunden langen Workshop erklären wir einige Dinge, die den Menstruationszyklus einer Frau betreffen, versuchen Tipps und Tricks im Umgang mit der Periode zu geben und über die Ängste der Mädchen zu reden.

Auch wichtig ist, zu demonstrieren, wie man die Binden richtig wäscht. Mit kaltem Wasser und Seife müssen die Binden gewaschen werden, um anschließend in der Sonne zu trocknen. Das Tabu, welches Menstruation generell betrifft wird hier deutlich: Binden öffentlich aufzuhängen ist für viele Frauen unvorstellbar, zu sehr würden sie sich dafür schämen. Damit sie nicht offenbart werden, ist es auch möglich, die Binden mit einem dünnen Stoff abzudecken.

Viele der Schülerinnen sind unsicher wenn es darum geht, offen über das Thema zu reden, welches sie monatlich beschäftigt. Um das Ganze angenehmer für die Mädchen zu gestalten, führen wir die Workshops in Gruppen von 15 Schülerinnen durch, und erlauben keine männlichen Teilnehmer. Der schönste Moment ist immer, wenn wir den Mädchen ein paar Binden zum Anfassen und vertraut werden geben. Total überrascht und glücklich über das weiche Material inspizieren sie dann kichernd das noch unbekannte Objekt.

Als NGO ist es uns möglich, die Binden kostenlos zu verteilen. Bleibt natürlich die Frage, was passiert, nachdem diese nicht mehr verwendet werden können. Eine Möglichkeit ist, sich wiederverwendbare Damenbinden aus lokal erhältlichem Material selbst zu nähen. Das spart auf lange Sicht Kosten, und ist hygienischer. Immerhin 36 000 ugandische Shilling, die etwa 36 Mahlzeiten entsprechen kann eine Frau einsparen, wenn sie anstatt der erhältlichen Binden selbst Hand anlegt.