Die Gruppe der Mayer-Freunde vor dem Tübinger Marktbrunnen. Foto: Tobias-Mayer-Verein

Bei einer Führung durch Tübingen hat ein Kenner auch Histörchen erzählt. Die Teilnehmer an dem Rundgang stammten nicht nur aus Marbach, sondern aus verschiedenen Städten.

Marbach/Tübingen
In Tübingen trafen sich 18 Mitglieder des Tobias-Mayer-Vereins aus Marbach, Reutlingen, Heilbronn, Köln, Bonn, Bielefeld und sogar aus unserer Partnerstadt L’Isle Adam, um an einer wissenschaftshistorischen Stadtführung durch die Stadt teilzunehmen. Geleitet wurde die Gruppe von Dr. Gerhard Betsch, der selbst viele Jahre an der Universität Tübingen Mathematik lehrte, dessen besonderes Interesse aber auch an der Geschichte der alten Universität liegt.

Über die Neckarbrücke mit dem weltberühmten Blick auf die Häuser am Hang und den „Biegel“ ging es zur Burse, dem ältesten Universitätsgebäude, das zwischen 1478 und 1482 erbaut wurde. Anfang des 19.  Jahrhunderts befand sich dort ein Klinikum, in dem unter anderen Friedrich Hölderlin behandelt wurde. Nicht weit entfernt ist auch der „Hölderlinturm“ zu sehen, in dem er von 1807 bis zu seinem Tode im Jahre 1843 lebte. Ein kurzer Anstieg führte hinauf zum Stift, dem historischen Zentrum der evangelisch-theologischen Ausbildung Württembergs. Neben den Theologen, Philosophen und bekannten Dichtern beherbergte das Stift aber auch zahlreiche Naturwissenschaftler, wie den Mathematiker und Astronomen Michael Mästlin, die Astronomen Johannes Kepler und Wilhelm Schickard oder auch die Mathematiker Georg Bernhard Bilfinger sowie J. G. Friedrich Bohnenberger – die Liste ließe sich fortführen. Gerhard Betsch beließ es nicht bei einer Aufzählung von Namen, zu jedem stellte er wichtige Arbeitsgebiete vor und kannte auch meist einige unterhaltsame Histörchen zu erzählen. Auf dem Weg zum Schloss kamen wir am Wohnhaus Mästlins in der Burgsteige vorbei, bevor der Zentralpunkt der von Bohnenberger festgelegten württembergischen Landesvermessung beim Nordostturm, der heute noch allen Flurkarten des Landes zugrunde liegt, bestaunt werden konnte. Im Schloss findet sich dazu eine Erläuterungstafel.

Nach diesen Informationen wurde die Einkehr in der traditionellen Weinstube Forelle genutzt, um in anregenden Gesprächen die persönlichen Kontakte zu pflegen. Nicht oft kommen so viele Mayerfreunde aus unterschiedlichen Regionen zusammen. Nach dem Essen ging es an der Alten Aula, der Stiftskirche und dem Collegium Illustre (heute Wilhelmsstift) zum Stadtmuseum. Die astronomische Rathausuhr von Johannes Stöffler blieb hinter einem Gerüst versteckt, weil die Rathausfassade zurzeit renoviert wird. Im Stadtmuseum gab es dann aber die nachgebaute Schickard’sche Rechenmaschine zu sehen, die Betsch in ihrer Funktionsweise erläuterte. In einem Raum, der der Geschichte der Universität gewidmet ist, gab es zahlreiche Porträts zu den im Laufe des Tages genannten Personen – und darunter war dann auch der Marbacher Karl Georg von Wächter, der von 1835 bis 1851 Rektor der Universität war. Unter großem Applaus für Gerhard Betsch trennte man sich.