Revierförster Jürgen Weis (rechts) zeigt den Forst-Interessierten verschiedene Waldbilder. Foto: Sandra Brock

Der Revierförster Jürgen Weis hat die Stadträte bei ihrer Waldbegehung begleitet. Dabei stand auch ein kleines Quiz auf dem Programm.

Steinheim - Mit der Waldbegehung endet in Steinheim ein jedes Sitzungsjahr vor der Sommerpause. So machte sich am Donnerstag wieder eine Gruppe aus Stadträten, Verwaltungsvertretern und diesmal auch Bürgern auf den Weg durch den Hardtwald. Ebenfalls mit von der Partie: die Gruppe von Studenten, die derzeit in der Kämmerei zu Gast ist. Für die Einführung der Doppik bewerten sie sämtliche städtische Eigentümer und Flächen – auch den Steinheimer Wald.

Doch das stand bei der Begehung des Hardtwaldes nicht auf der Tagesordnung. Vielmehr ging es – wie jedes Jahr – um ein gewisses Forst-Entertainment in familiärer Atmosphäre mit vielen Wald-Infos inklusive Wald-Quiz von und mit Revierförster Jürgen Weis.

Los ging es am Forsthaus Fetzenhardt und von dort direkt in den Bereich eines „idealen Waldbildes“, wie es Weis ausdrückte: „Artenreich und vital.“ Dass es nur 30 Meter weiter schon ganz anders aussehen kann, zeigte der Revierförster ebenfalls. Hier stehen nur vereinzelt Bäume, das Areal ist vergrast. Das Problem: ETS – das Eschentriebsterben. Jetzt greift die Notfallplanung des Forsts. Voraussichtlich werden Kiefern an der Stelle nachgepflanzt.

Noch weiter im Wald gerät der Förster ins Schwärmen. Die Fichten hier sind alle um die 100 Jahre alt. „Da hätten wir gerne noch viele Hektar davon“, sagt Weis. Nebenan braucht ein 50-jähriger Fichtenbestand schon wieder besondere Pflege. Die Bäume hier sind unheimlich hoch gewachsen, so der Revierförster. Daher laufen sie bei jedem Sturm Gefahr, umgeworfen zu werden.

Weiter geht es vorbei an Hexenbesen und verheilenden Wunden. Letztere hatte Sturm Lothar vor 15 Jahren verursacht. Die nachgepflanzten „Ahörner“, wie Jürgen Weis die Bäumchen nennt, sind „sehr gut veranlagt“.

Ein 70-jähriger Bestand mit Eichen, Buchen, Douglasien, Lärchen und Kirschen zeigt das unterschiedliche Wuchsverhalten der Bäume auf einem „tollen Standort mit Feinlehm“. Die Waldbesucher erfahren mehr darüber, wie im Wald geerntet wird. So hat beispielsweise die Eiche rund sieben Festmeter Zuwachs pro Jahr und Hektar, bei der Buche sind es neun Festmeter. Auf die Quizantwort im Falle der Douglasie kommt keiner. Es sind 17 Festmeter.

Was aber nicht heißt, dass künftig nur noch Douglasien in den Wald kommen, erklärt Gundula Gmelin, die Leiterin des Fachbereichs Forsten im Landratsamt Ludwigsburg. „Es ist wichtig, dass wir keine Reinbestände pflanzen“, betont sie. Auch, wenn die Douglasie „traumhaft schönes Holz“ liefere: Ein Bestand, den man mit einem Gemischtwarenladen vergleichen kann, ist den Leuten vom Forst viel lieber. Dort ist auch Platz für einen so genannten Mahlbaum, „ein Waschtisch für Wildschweine“, erklärt der Revierförster. Im Dreck nebenan wird erst gesuhlt, dann schabt sich das Tier den Dreck vom Leib – die kleinen am kleinen Baum, die großen am großen.

Eine Besonderheit gibt es nur wenige Meter weiter zu sehen: Weißtannen, die sich ohne Schutz verjüngen. „Wie der Juchtenkäfer im Schlosspark zeigt die Weißtanne im Hardtwald, dass die Bestände in Ordnung sind“, so Weis. Das sei auch der Verdienst der Jagdpächter. Doch nicht nur das. Die Steinheimer Jäger sorgen an dem Abend auch dafür, dass keiner der Waldbesucher unterwegs Durst leidet. An ihrem Waldwagen wird eine kleine Pause eingelegt. Zurück beim Forstbetriebsgebäude gibt es dann Gegrilltes vom Wildschwein. Michael Alt ist seit fast 50 Jahren Jagdpächter in Steinheim: „Normalerweise sind wir zu Gast in Ihrem Wald. Heute sind Sie unsere Gäste.“