Joachim Scholz Foto: Oliver von Schaewen

Der ehemalige Steinheimer Bürgermeister Joachim Scholz hat die Aufs und Abs seines Berufsstands erfahren.

Steinheim - Es ist still am Küchentisch. Keiner, der anruft. Niemand, der eine Unterschrift will. Auch keine Sekretärin, die zu Diensten ist. Joachim Scholz kocht den Tee für die Besprechung selbst. Dabei wirkt der 55-Jährige in seinem Haus in Obereisesheim angenehm entspannt. Nein, die Niederlage bei der Neckarsulmer Oberbürgermeisterwahl im September 2016, so schmerzhaft sie auch gewesen sei, bringe ihn nicht zur Verzweiflung. „Ich hatte Zeit, einen Perspektivwechsel vorzunehmen – und bin durch meine Familie und meine Freunde gut aufgefangen worden“, sagt der frühere Bürgermeister der Stadt Steinheim, deren Geschäfte er von 1996 bis 2008 führte.

Sieben gute Jahre habe er in Neckarsulm gehabt, dann kam das Jahr vor der Wahl, das viel veränderte. Die Gründe für die Niederlage hat Joachim Scholz für sich aufgearbeitet. „Aufgrund von Steuerrückgängen im Zusammenhang mit der Abgaskrise beim Volkswagenkonzern, des geplanten Wegzugs eines Teils eines großen Unternehmens, kam es zu Steuerrückgängen“, erklärt er. „ Die notwendigen Konsolidierungs- und Sparmaßnahmen kamen in der Bevölkerung aber nicht gut an.“ Die Vergabe der Betriebsführung des Bades Aquatoll an die Stadtwerke Heilbronn sei von der Bevölkerung als „Verkauf des Bades nach Heilbronn“ empfunden worden. Dies und „eine gezielte Stimmungsmache von politischen Widersachern“ hätten letztlich zu dem Ergebnis geführt. Scholz verlor die Wahl mit 42,9 Prozent, während der SPD-Kandidat, der Jurist Steffen Hertwig, mit 52,5 Prozent siegte.

Den Kopf in den Sand zu stecken, kommt für Joachim Scholz nicht in Frage. „Ich kann als Sportler Niederlagen verkraften“, sagt er und blickt nach vorne. Der Alltag sei stärker selbstbestimmt, er wolle sich mit seinen Fähigkeiten weiter in die Gesellschaft einbringen. Deshalb habe er mit einem Architekten und einem Städteplaner ein Beratungsunternehmen gegründet. „Verwaltungen und Wirtschaftsunternehmen sprechen eine verschiedene Sprache“, sagt er und sieht die Firma auf dem Markt der Städteplanung als „schnelles, wendiges Motorboot“, wenn es etwa darum geht, Flächen zu vermarkten und entsprechende Analysen zu liefern. Auch berät Scholz Verwaltungen und Unternehmen, wie sie Kommunikationsprozesse erfolgreich gestalten können. „Der Blick von außen hilft ungemein“, weiß er aus eigener Erfahrung. In den eineinhalb Jahren habe er schon 60  bis 70 Rathäuser besucht, was sich immer auch ein bisschen anfühle, als ob er dort „ins eigene Wohnzimmer kommt“. Natürlich bekomme er bei den Bürgermeistern auch deshalb Termine, weil er immer noch einen guten Namen habe. So sei er auch weiterhin für die CDU im Kreistag und Vorsitzender der Regionalratsfraktion.

Das Coaching liegt Joachim Scholz, der sympathisch und strukturiert wirkt. Den Studierenden an der Hochschule für Verwaltung und Finanzen bringt er nicht nur Kommunales Verfassungsrecht bei, sondern auch, wie man einen Wahlkampf führt samt Rhetorik-Prüfung. „Die Teilnehmer können danach vor 2000 Leuten in einer Halle sprechen“, ist er sich sicher. Ob er es nicht manchmal bereue, kräftezehrende Wahlkämpfe wie den 2006 in Schorndorf, als er ebenfalls verlor, mitgemacht zu haben? „Nein, ich wollte immer beweglich bleiben und wie im Sport mein Leistungsspektrum erweitern und an anderer Stelle einsetzen.“ Zum Beispiel als Berater der Heilbronner Bundesliga-Ringer. Für ein Wahlamt will Joachim Scholz seinen Hut aber nicht mehr in den Ring werfen. „Das würde am Veto meiner Familie scheitern.“