Anwohner haben die Feuerwehr in der Nacht auf Dienstag gegen 1.15 Uhr alarmiertBrandschutztüren und eine Abzuganlage haben Schlimmeres verhindert. Foto: KS-Images.de

Die Bewohner aus der Hölderlinstraße sind nun vorläufig in der Blankensteinhalle oder in privaten Haushalten untergebracht.

Steinheim - Ein Anruf mitten in der Nacht verheißt meist nichts Gutes. So erging es auch dem Steinheimer Bürgermeister Thomas Winterhalter, als in der Nacht auf Dienstag sein Telefon klingelte. Gegen 1.15 Uhr war ein Notruf von Anwohnern bei der Feuerwehr eingegangen: In der Gemeinschaftsunterkunft in der Hölderlinstraße brennt es. „Da hofft man sofort, dass keine Personen zu Schaden gekommen sind“, so Winterhalter. Und in der Tat kann man Glück im Unglück sprechen: Alle Bewohner konnten durch den schnellen Einsatz der Feuerwehren Steinheim und Kirchberg sowie der Führungsgruppe der Feuerwehr Marbach evakuiert werden. Drei Personen zogen sich allerdings Verletzungen zu. Sie wurden in ein Krankenhaus gebracht. Bei zwei Bewohnern bestand der Verdacht auf eine Rauchgasvergiftung, ein Dritter stürzte beim Verlassen des Hauses und brauchte deshalb ärztliche Hilfe. „Doch allem in allem sind wir mit einem blauen Auge davongekommen“, zeigte sich der Rathauschef gestern Mittag erleichtert. Das läge auch daran, dass bei der Sanierung 2016 unter anderem Brandschutztüren sowie eine Rauch- und Wärmeabzuganlage und Rauchmelder eingebaut worden waren. „Da hat sich jeder Euro bezahlt gemacht.“

Die Unterkunft ist aufgrund des Rauches, der aus dem Keller durchs Treppenhaus gezogen ist, indessen nicht mehr bewohnbar. Auslöser des Feuers ist nach bisherigem Kenntnisstand ein technischer Defekt im Untergeschoss gewesen. Das bestätigt Peter Widenhorn, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Ludwigsburg. „Alles andere ist eher unwahrscheinlich. Aber genau steht die Ursache noch nicht fest.“ Momentan sehe es aber so aus, dass das Feuer wegen eines technischen Defekts in einem Strom- und Verteilerkasten ausgebrochen ist. Im weiteren Verlauf seien die Flammen auf mehrere Kellertrakte übergesprungen.

Zum Zeitpunkt des Brands waren in dem Haus 35 Personen gemeldet. „Anwesend waren 26“, weiß der Polizeisprecher. Für diese musste noch in der Nacht ein Dach über dem Kopf gefunden werden. „Der DRK-Ortsverein sowie städtische Mitarbeiter haben die Blankensteinhalle umgehend zur Notunterkunft hergerichtet“, berichtet der Schultes. Nur 14 Personen mussten laut Peter Widenhorn in die Halle ausweichen. Alle anderen haben privat Obdach gefunden. „Die Menschen in der Halle waren natürlich sehr aufgeregt“, so Winterhalter. Viele hätten sich Sorgen um ihre persönlichen Gegenstände gemacht. „Zum Glück hat das DRK den Menschen viele Ängste nehmen können.“ Auch wenn das Gebäude aufgrund getrennter Leitungen nicht mehr bewohnbar ist, sind die Wohnungen dank der Türen intakt. Helfer des Arbeitskreis Asyl und des Lädles sorgten zudem den Tag über für die Bewohner und beschafften die nötigsten Dinge. „Es haben alle Hand in Hand gearbeitet.“

Dem gut funktionierenden sozialen Netz sei es auch zu verdanken, dass die Blankensteinhalle am Dienstagabend schon wieder so gut wie leer gewesen ist. „Wir haben fast alle bei Freunden oder Familie unterbringen können“, weiß der Schultes. Dadurch muss die Halle wohl nur noch am heutigen Mittwoch und eventuell am Donnerstag zum Rückbau der Notunterkunft gesperrt bleiben. Eine Übergangslösung für die Bewohner, bis die Unterkunft hinter der Waschwelt im März fertig wird, ist auch schon in Sicht: „Wir haben eine gute Lösung gefunden. Dazu möchte ich aber noch nichts Konkretes sagen, bis es final ist.“

Was mit dem Gebäude passiert, steht dagegen in den Sternen. Der Schaden beträgt nach den ersten Schätzungen rund 100 000 Euro. Thomas Winterhalter will die Infos der Versicherung abwarten, danach liegt das Thema beim Gemeinderat: „Aber ich hege keine große Hoffnung.“ Unklar ist auch, wann der Schultes gestern die Bürotür hinter sich schließen konnte. „Die Post habe ich bis jetzt noch nicht durchgeguckt“, sagte er am Nachmittag. Doch das sei nicht so wild: „Für mich ist so ein Tag die Ausnahme. Für Einsatzkräfte und Helfer ist das häufiger der Fall. Davor ziehe ich den Hut.“