Joachim Hielscher (Vieter von links) hat künftig das Sagen bei der Feuerwehr. Foto: avanti

Joachim Hielscher ist zum neuen Kommandanten gewählt worden.

Steinheim - Wird er, oder wird er nicht? Bis kurz vor der Hauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr am Freitag in der Blankensteinhalle war unklar, ob Kommandant Martin Schäffer nochmals seinen Hut in den Ring werfen würde. Der amtsmüde Schäffer, der mehr Zeit mit seiner Familie verbringen will, hatte ein weiteres Engagement davon abhängig gemacht, ob sich ein Nachfolger findet. Noch am Dienstag war er offenbar davon ausgegangen, dass das nicht der Fall ist und hatte eine Bewerbung als wahrscheinlich bezeichnet (wir berichteten). Das Blatt wendete sich aber im Laufe der Woche, als Joachim Hielscher auf den Plan trat und sein Interesse an dem Posten bekundete. Gegen 23.30 Uhr am Donnerstag erhielt Martin Schäffer schließlich nach einer Sitzung des Feuerwehrhauptausschusses einen Anruf, wonach ein Bewerber ins Rennen um den Posten gehen wolle – weshalb der langjährige Taktgeber der Floriansjünger in Steinheim auf eine Kandidatur verzichtete. Hielscher blieb letztlich auch der einzige Aspirant ums Amt des Kommandanten. Die Kameraden wählten ihn dann auch zu ihrem neuen Chef.

Allerdings hatte das Ergebnis einen gewissen Makel: 27 von 82 wahlberechtigten Mitgliedern machten ihren Stimmzettel ungültig. Ein Indiz, dass der neue Mann am Ruder sich erst das Vertrauen der Truppe erarbeiten muss. Genau das hat Joachim Hielscher auch vor. „Ich gebe alles“, versprach der 47-Jährige. Er wünsche sich ein gutes Miteinander und Offenheit. Hielscher, der mit seiner Partnerin und zwei Kindern in Kleinbottwar lebt, machte jedoch auch klar, dass er Unterstützung brauche. Zudem wünsche er sich einen ehrlichen Umgang. Er sei kritikfähig und jederzeit erreichbar. „Und wenn Probleme auftauchen, sollte man das offen und frei sagen“, betonte er. Wenn all dies beherzigt werde, könne sich das unter Schäffer einwandfrei laufende Rad bei der Feuerwehr weiterdrehen.

Joachim Hielscher machte auch keinen Hehl daraus, dass er in der Kernstadt noch ein relativ unbeschriebenes Blatt ist. In der Abteilung in Kleinbottwar mische er seit drei Jahren mit. Zuvor war er in Remseck aktiv. Der neue Mann an der Spitze hat bis dato keine Führungsposition in der Steinheimer Wehr. Das sei aber nicht unüblich, erklärte der Kreisbrandmeister Andy Dorroch am Rande der Versammlung. Er könne nun die entsprechenden Lehrgänge absolvieren. „Er ist seit 28 Jahren bei der Feuerwehr“, ergänzte der Bürgermeister Thomas Winterhalter. „Und was ist eine Führungskraft?“, fragte er rhetorisch. Das sei doch eine Typenfrage.

Der Rathauschef ist auch zuversichtlich, dass die Truppe mit Joachim Hielscher aufs richtige Pferd setzt. Bei der Versammlung des Hauptausschusses habe er einen positiven Eindruck hinterlassen. Das Gremium habe auch einstimmig beschlossen, dem Kleinbottwarer das Vertrauen auszusprechen, hatte zuvor schon der stellvertretende Kommandant Holger Nolte erklärt. „Wir stehen hinter dem Kandidaten“, sagte der Vize der Steinheimer Floriansjünger. Man sei sich bewusst, dass viele Joachim Hielscher noch nicht kennen. Gleichwohl habe man die Wahlen nicht verschieben wollen, bis er sich überall vorgestellt hat. So oder so „können wir uns eine erfolgreiche Zusammenarbeit vorstellen“. Die Tätigkeiten müssten aber künftig anders als in der Ära Schäffer auf mehrere Schultern verteilt werden.

Derweil versicherte der abgetretene Kommandant versicherte, weiter der aktiven Wehr erhalten zu bleiben, aber keine Führungsposition mehr einzunehmen. Angefressen zeigte sich Schäffer darüber, dass seine Gattin zu seiner letzten Sitzung als Kommandant nicht eingeladen worden sei. „Das macht mich traurig“, sagte er und kreidete das der Stadtverwaltung und der Feuerwehr an. Außerdem war er offensichtlich pikiert, dass er zu der Sitzung des Hauptausschusses nicht eingeladen worden sei. Er sei lediglich darüber informiert worden, dass das Gremium tagt. Andy Dorroch und Thomas Winterhalter beteuerten jedoch auf Nachfrage, dass Schäffer sehr wohl eine Einladung erhalten habe. Außerdem habe der Feuerwehrchef am vergangenen Sonntag mitgeteilt, nicht mehr weitermachen zu wollen, berichtete der Rathauschef. „Und ich gehe ungern in eine Hauptversammlung, wenn ich nicht alles getan habe, damit zumindest die Möglichkeit für eine Lösung besteht.“ Folglich habe er sich darum bemüht, in moderierender Funktion die Kuh vom Eis zu bekommen. Im Laufe der Woche habe Joachim Hielscher dann signalisiert, bereitzustehen. „Als klar war, dass Martin Schäffer nicht mehr kandidiert und es keinen Bewerber gibt, habe ich entschieden, es zu machen“, bestätigt Joachim Hielscher. Und was die Einladung für die Hauptversammlung anbelangt, sei es nicht die Aufgabe der Stadtverwaltung, diese auszusprechen, ergänzte Thomas Winterhalter – der gegen Ende der Veranstaltung von Martin Schäffer eine Feuerwehrjacke überreicht bekam.

Wie überhaupt der Ausklang ausgesprochen versöhnlich verlief. Schäffer gratulierte seinem Nachfolger Hielscher, und der abtretende Kommandant wurde von den Kameraden mit Standing Ovations bedacht – wobei sich Schäffer die eine oder andere Träne aus dem Auge wischen musste. Zudem ging seine Tochter Stefanie Schäffer-Lang bei der Aussprache zum Mikrofon und sagte, dass sie sich einen guten Neuanfang wünsche und hoffe, dass die Kleinbottwarer mit einem Kommandanten aus ihren Reihen nun „ein paar Schritte auf uns zumachen“.