Das alte Bahnhöfle muss nicht in eine Unterkunft für Flüchtlinge umgewidmet werden. Als Notreserve stünde es theoretisch für diesen Zweck bereit. Foto: Archiv (Oliver von Schaewen)

Flüchtlingszahlen gehen zurück. Stadt muss vorerst keine weiteren Unterkünfte bauen.

Steinheim - Der Steinheimer Bürgermeister Thomas Winterhalter ist weit davon entfernt, in Sachen Flüchtlingsunterbringung Entwarnung zu geben und die Hände in den Schoß zu legen. „Wir dürfen das Thema nicht außer Acht lassen“, betont er. Aber klar sei auch, dass sich die Situation etwas entspannt habe und die Kommunen inzwischen kleinere Kontingente an Asylsuchenden zugewiesen bekommen als in früheren Zeiten.

In konkreten Zahlen bedeutet das, dass Steinheim im kommenden Jahr voraussichtlich 26 in Deutschland gestrandeten Frauen, Kindern und Männern ein Dach über dem Kopf bieten muss, berichtet Andreas Fritz, Pressesprecher des Landratsamtes Ludwigsburg. Damit bewege man sich in etwa auf dem Niveau von Marbach, das sich 2019 um genau neue 33 Flüchtlinge kümmern müsse, wie Thomas Winterhalter ergänzt. Im laufenden Jahr bewegen sich die Kennziffern noch auf einem ganz anderen Niveau. Die Schillerstadt muss 103 Flüchtlinge beherbergen, in Steinheim sind es insgesamt 68. Den Großteil dieses Solls hat man in der Urmenschstadt schon erfüllt, aber durchaus auch noch einiges zu leisten: Für rund 20 Asylsuchende müsse man bis Dezember eine Bleibe bereitstellen, sagt Thomas Winterhalter. „Das wird aber irgendwie aufgehen“, zeigt er sich zuversichtlich. Entweder man miete weitere Immobilien an oder es ergeben sich in bestehenden Unterkünften durch Umzüge freie Kapazitäten. Notfalls könne man auch mit den Kollegen in Murr und Pleidelsheim sprechen, ob dort vorübergehend noch Kapazitäten frei sind. „Da herrscht ein tolles, unbürokratisches Verhältnis“, lobt Winterhalter die Zusammenarbeit mit den beiden Nachbarkommunen.

Tatsache ist aber auch, dass in Steinheim selbst derzeit im Grunde keine Reserven vorhanden sind. „Bei allen Häusern haben wir eine Auslastung von 100 Prozent“, erklärt der Bürgermeister. Das betreffe sowohl die Unterkünfte auf den Stangenwiesen in Kleinbottwar als auch die Heime in den Steinheimer Schafwiesen und in der Maybachstraße. Die Stadt unterhält aber nicht nur diese drei großen Heime, sondern hat auch zehn Immobilien angemietet, „in denen Personen in den unterschiedlichsten Konstellationen untergebracht sind“, wie Thomas Winterhalter erläutert. Alles in allem beherberge man rund 150 Flüchtlinge in der Anschlussunterbringung. Doch das sind nicht die einzigen Menschen, die in den städtischen Unterkünften leben. Der Rathauschef erinnert daran, dass auch hiesigen Obdachlosen ein Dach über dem Kopf gewährt werden müsse. Beispielsweise Familien, denen wegen Eigenbedarf gekündigt wurde und die auf die Schnelle auf dem aufgeheizten Immobilienmarkt keine neue Bleibe finden. Allein in der Maybachstraße seien 16 Menschen eingezogen, denen ohne die Unterstützung der Kommune ein Leben auf der Straße drohen würde.

Thomas Winterhalter weist darauf hin, dass man tendenziell immer mehr Personen in prekären Situationen Obdach bieten müsse. Das sei dem Umstand geschuldet, dass die Ballungszentren Arbeitskräfte anziehen, wodurch dann wiederum die Preise für Mieten und Wohneigentum nach oben schnellen. „Damit können viele nicht mehr Schritt halten“, konstatiert der Bürgermeister. Diese Entwicklung trägt ihren Teil dazu bei, dass die zurückgehenden Flüchtlingszahlen nicht automatisch für eine größere Entspannung und mehr Spielraum in den Unterkünften sorgen.

Vor dem Hintergrund müsse man sich als Kommune darum bemühen, künftig vermehrt Wohnraum zu schaffen, den sich auch Leute mit schmalerem Geldbeutel leisten können, erklärt Thomas Winterhalter. Ziel sei, die Wahrscheinlichkeit einer Obdachlosigkeit zu minimieren.

Trotz allem ist der Bürgermeister guter Dinge, die Flüchtlingsaufnahme auch 2019 ohne einschneidende Maßnahmen bewältigen zu können. „Ich gehe davon aus, dass wir es 2019 ohne eine Umnutzung des Bahnhöfles und ohne Neubauten schaffen werden“, sagt er. Das Bahnhöfle erwähnt Thomas Winterhalter deshalb, weil das Gebäude laut einem Gemeinderatsbeschluss für den Notfall in eine Unterkunft umgewidmet werden könnte.