Vor zehn Jahren hat sich Thomas Rosner mit dem Kauf der Harley-Davidson einen Traum erfüllt. Foto: Dominik Thewes

Bürgermeister Thomas Rosner ist begeisterter Harleyfahrer. Die Maschine gibt ihm das Gefühl von Freiheit. Jedes Jahr im Frühsommer macht er eine knapp einwöchige Tour ins Ausland. So tankt er Kraft.

Steinheim - Wenn er den V-Motor seiner Harley anwirft, schlägt das Herz von Thomas Rosner schneller. Und wenn er das Chrom an seiner Maschine poliert, dann ist die Welt ebenfalls in Ordnung. Wo er Kraft tankt? Für den Steinheimer Bürgermeister ist die Antwort klar. Immer dann, wenn er seine Harley um sich hat. Selbst wenn die Zeit nur für eine halbe Stunde um den Block oder für eine kleine Ausfahrt in Richtung Löwensteiner Platte und Solitude reicht, wo er sich dann mit anderen Bikern zu spontanen Benzingesprächen trifft.

Seit zehn Jahren ist Rosner im Besitz einer Harley-Davidson. Einer ganz besonderen, wie er stolz erzählt. „Das ist ein Sondermodell – davon gibt es weltweit nur 3500 und meines ist Nummer 1675“, sagt Thomas Rosner und zeigt auf die Plakette. Zwischen 18 000 und 19 000 Euro hat die Maschine gekostet. Das ist kein Pappenstiel, aber auch kein rausgeschmissenes Geld. „Eine Harley behält ihren Nominalwert, ein Sondermodell steigt sogar in seinem Wert“, sagt er. Wobei: Die weiße Lady zu verkaufen wäre derzeit keine Option.

Sein erstes Motorrad war eine gebrauchte Honda, erinnert sich der Steinheimer Rathauschef. „Das war zur Bundeswehrzeit, da konnte ich mir nichts anderes leisten.“ Mit der zweiten Maschine näherte er sich dann seinem großen Traum: Die Yamaha hatte auch schon einen V-Motor und ging in Richtung Chopper.

Aber eine Harley ist eben eine Harley, und dass die einmal in der Garage steht, davon begann Rosner schon als Jugendlicher zu träumen. „Als ich in Ludwigsburg auf die Realschule gegangen bin, hat mein Bus am Bahnhof direkt an einem Kino gehalten und da hingen dann die Plakate von dem Film Easy Rider, in den ich aber nicht rein durfte, weil er erst ab 16 Jahren war. Aber ich sah Typen, die auf dem Highway ihre Freiheit genossen.“

Und genau dieses Freiheitsgefühl ist es, das Thomas Rosner mit einer Harley-Davidson verbindet. „Das ist kein schnelles sportliches Fahren, sondern ein gemütliches Fahren, aber du spürst die Maschine, wie sie vibriert. Der großkubige Motor hat von unten herauf mächtig Dampf“, gerät der 56-Jährige ins Schwärmen. Zum 40. Geburtstag schenkte er sich dann sozusagen selbst eine Zwei-Wochen-Tour auf einer Harley durch die Staaten. „Und schon auf dem Heimflug war klar, dass jetzt eine her muss“, erinnert er sich und schmunzelt. Jedes Jahr im Frühsommer macht Thomas Rosner eine knapp einwöchige Tour ins Ausland. Bewusst allein. „Früher bin ich viel in der Gruppe gefahren, aber das war relativ anstrengend, denn man muss immer schauen, dass man zusammenbleibt oder sich absprechen, wann man wo Pause macht.“ Wenn man allein unterwegs ist hat man hingegen auch die Freiheit, selbst zu entscheiden, ob man an der nächsten Ampel rechts oder links fährt. Teilt seine Frau seine Leidenschaft fürs Motorradfahren – pardon – fürs Harleyfahren? „Nein, das tut sie nicht, aber sie trägt sie mit“, sagt Thomas Rosner. Ebenso wie seine anderen Hobbys wie das Bungee-, oder Fallschirmspringen.

Dass Harleyfahrern oft eine gewisse Arroganz unterstellt wird, weil sie das Image des starken Kerls pflegen, ist dem Bürgermeister bewusst. „Das harte Image hat mich aber noch nie interessiert“, betont er. Deshalb sei es für ihn auch noch nie ein Thema gewesen, Mitglied in einem Harley-Klub zu werden. „Denn das ist für mich genau das Gegenteil, was eine Harley für mich symbolisiert: Freiheit. Dort gibt es extreme Hierarchien.“

Eine Freiheit, die Thomas Rosner nächstes Jahr – so zumindest der Plan – auf Schwedens Straßen spüren möchte. Bislang führten ihn seine Touren vor allem nach Südfrankreich, wo er inzwischen schon jeden Winkel kennt und vergangenes Jahr auch seinen bislang einzigen Unfall hatte. Beim Abbremsen in einer Rechtskurve brach ihm das Hinterrad weg und er landete mitsamt seiner Maschine auf der regennassen Fahrbahn. Ist das 315 Kilo schwere Koloss nicht zu schwer zum selbst wieder hinstellen? Rosner winkt ab. Mit der richtigen Hebetechnik kein Problem. „Außerdem hat man als Rock 'n' Roller trainierte Oberschenkel.“