Das Gebäude Hölderlinstraße 2 dient zur vorübergehenden Unterbringung von Wohnungslosen und Asylbewerbern. Foto: Werner Kuhnle

Die Stadt hat rund 306 000 Euro statt die geplanten 164 225 Euro in das Gebäude Hölderlinstraße 2 investieren müssen. Die Gründe dafür seien Mehraufwand in verschiedenen Bereichen und Wünsche des Sozialamtes gewesen.

Steinheim - Ihrem Unmut über die Abrechnung der Sanierungsmaßnahme Hölderlinstraße 2 haben die Stadträte in der Sitzung am Dienstag kundgetan. Das heißt streng genommen nicht über die Abrechnung, sondern über die Mehrkosten, die jetzt auf dem Tisch liegen. 164 225 Euro sollten die Arbeiten kosten, die das Gremium im Mai 2014 im Rahmen des zweiten Sanierungsabschnittes vergeben hatte. Im Fokus standen Maßnahmen zur Einhaltung von Brandschutz, Energiesparverordnung sowie Lüftungsmöglichkeiten, um Schimmelbefall zu verhindern. Die Arbeiten wurden von September 2014 bis Februar 2015 ausgeführt. Und am Ende kamen Gesamtkosten in Höhe von 306 063 Euro zusammen – statt der 164 225 Euro.

Architektin Claudia Canz versuchte in der Sitzung zu erklären, wie das Plus zustande kam. So habe man im Bereich der Elektroarbeiten deutlich mehr Stunden einsetzen müssen, weil man beispielsweise eine neue Hauptleitung und viel mehr Leerrohre als vorgesehen legen musste. „Das machte allein einen Mehraufwand in Höhe von 16 610 Euro aus“, rechnete sie vor. Nicht zu vergessen Wünsche des Sozialamtes, die zu Mehrkosten führten. Der Einbau einer Sprechanlage etwa, das Ausstatten von zwei Wohnungen mit Telefonen, 53 zusätzliche Leuchten, die Neubeschaffung von Herden. Rund 22 000 Euro Mehrkosten gab es auch bei den Sanitärarbeiten – unter anderem durch unvorhergesehenen Mehraufwand sowie wiederum durch Wünsche des Sozialamtes. „Es wurden elf neue Spültische sowie Toiletten und Armaturen gewünscht“, erklärte Claudia Canz. Einen dicker Batzen machen auch die zusätzlichen Kosten bei den Stuckateurarbeiten aus. Eigentlich sei vorgesehen gewesen, die Leitungsschlitze lediglich zuzuspachteln, aber in drei Wohnungen habe es so starken Schimmelbefall gegeben, dass man teilweise den Gips herunterschlagen habe müssen. Darüber hinaus musste auch ein Schädlingsbekämpfer in der Hölderlinstraße anrücken, weil sich aus einer Wohnung Schaben im Haus ausgebreitet hatten.

Es gebe zwei Positionen, bei denen die Kostenvoranschläge nur geringfügig überschritten worden seien und einen bei dem man darunter gelegen habe, resümierte CDU-Chef Manfred Waters. Er finde es nicht in Ordnung, dass das Gremium 160 000 Euro beschließe und am Ende 306 000 Euro herauskommen – „ohne, dass man einen Zwischenbericht bekommt.“ Darüber hinaus finde er es auch erschreckend, dass seitens des Sozialamtes Nachforderungen gekommen seien, die am Ende zu rund 40 000 Euro Mehrkosten geführt haben. Schließlich habe es eine Begehung gegeben. „Das hätte in die Planung miteinfließen müssen.“ Außerdem gab Waters die Kritik von Handwerkern weiter, die die Unübersichtlichkeit der Ausschreibungsunterlagen kritisiert hatten.

Rainer Breimaier von den Grünen räumte ein, dass man bei einem alten Gebäude nie vor Überraschungen gefeit sei. „Aber es hätte eine Zwischeninformation ans Gremium über den Baufortschritt und die Kostenentwicklung geben müssen“, moniert auch er. „Wir waren jedenfalls bass erstaunt über die Kostenentwicklung, wenn auch das meiste sicher absolut sinnvoll ist.“ Auch Regina Traub (SPD) störte sich an den durch das Sozialamt veranlassten zusätzlichen Maßnahmen, wies jedoch darauf hin, dass die 164 000 Euro Auftragsvergabe ohne Nebenkosten gewesen sind. „Das muss man der Fairness halber sagen.“

Claudia Canz schwieg zu der vorgebrachten Kritik und der Leiter des Sozialamtes, Rolf Englert, war in der Sitzung nicht anwesend und gestern nicht im Amt. Allerdings wies Canz darauf hin, dass die Außenfassade an der Süd- und Ostseite ihrer Ansicht nach dringend saniert werden müsste. „Es gibt Putzabplatzungen an den Fenstern und es entstehen schon Bauschäden im Inneren.“ Auch das Thema Antennenverkabelung sollte angegangen werden. „Derzeit wird das von den Leuten selbst gemacht – und die tanzen sogar auf dem Dach herum.“