Thomas Rathgeber zeigt den Abguss des Homo Steinheimensis. Foto: Frank Wittmer

Wie kam es zum Tod einer Frau an der Murr? Auch wenn der Fall schon viele Jahre her ist, bewegt er die Macher des Steinheimer Urmenschmuseums immer noch.

Steinheim - W

ar es ein Mord, der die 25 Jahre alte Frau zu Tode kommen ließ? Oder wurde ihr Schädel – denn mehr hat man nicht mehr von der Steinheimerin gefunden – von den Fluten der Murr so lange umhergeschleudert, bis es zu den gewaltsamen Knochenbrüchen gekommen ist?

Der Schädel im Steinheimer Urmenschmuseum bleibt auch am Museumstag stumm. Vor 83  Jahren hat Karl Sigrist ihn in der Kiesgrube östlich der Höpfigheimer Straße gefunden. Lange Zeit hatte man die Holstein-Warmzeit 250 000 bis 330 000 Jahre zurückdatiert, nach neuesten Erkenntnissen ist der Schädel des Homo Steinheimensis sogar 400 000 Jahre alt.

„Der Steinheimer Schädel rückt damit in die Nähe der Ausgrabungen im französischen Tautavel“, erklärt Thomas Rathgeber. Der Experte des Staatlichen Museums für Naturkunde hat eine Reihe von Schädelabgüssen vor sich aufgereiht und erklärt die Unterschiede. Irgendein Spaßvogel hat dem „Homo erectus“ einen Salzstängel in den Mund gesteckt.

Selbstverständlich ist auch der 450 000 Jahre alte Mensch von Tautavel dabei. „Die Höhle von Arago ist deshalb so interessant, weil man dort viele Funde wie Faustkeile bergen konnte. Von unserer Steinheimerin haben wir ja nur den Schädel, sonst nichts“, erklärt Hilde Beyerbach, die Vorsitzende des Fördervereins Urmenschmuseum, die ein paar – höchst lebendige und lebhaft interessierte – Gäste aus der französischen Champagne durch das Urmenschmuseum führt.

Trotz des Freibadwetters ist das Interesse am gestrigen Museumstag gut. Der neunjährige Adrian aus Oberstenfeld findet Schädel viel spannender als Bauchplatscher und ist mit seiner Familie ins Urmenschmuseum gekommen.

Das gewaltige Riesenhirschgeweih beeindruckt den Jungen ebenso wie das vollständige Skelett eines Steppenelefanten. Dass allein der Schädel von Steppi bei seiner Bergung zwölf Zentner, das sind 600  Kilogramm, gewogen haben soll, ist angesichts des riesigen Kopfes und der Stoßzähne gut vorstellbar.

Im unteren Stockwerk präsentiert sich das Museum hell, freundlich und pädagogisch ansprechend gestaltet. Ein kleiner Rundgang mit Steppi macht den Museumsbesuch für Kinder zur spannenden Reise in die Vergangenheit. Dabei lernen auch die großen Besucher, dass der fast vier Meter hohe Steppenelefant lange nach dem Urmensch gelebt hat, nämlich vor 200 000 Jahren.

Zu Zeiten des Homo Steinheimensis, als es trotz Eiszeit relativ warm war, tummelte sich hier der nicht minder eindrucksvolle Waldelefant, von dem man immerhin einen Oberkieferzahn gefunden hat. Mammuts sind hingegen mit 75 000 Jahren deutlich jünger und haben in der Kaltzeit gelebt.

Viele sonst nicht zu sehende Artefakte ergänzten am Museumstag die Ausstellung. Beispielsweise der „Steinheimer Faustkeil“, dessen Echtheit unter Experten allerdings angezweifelt wird. Im oberen Stockwerk ist das Urmenschmuseum etwas in die Jahre gekommen. Teilweise stimmen die wissenschaftlichen Fakten und Darstellungen nicht mehr mit den neuesten Erkenntnissen überein, auch die didaktische Aufbereitung ist nicht auf dem Standard des unteren Teils. „Das ist unsere nächste Aufgabe, dass wir das obere Stockwerk ähnlich wie unten auf den neusten Stand bringen wollen“, kündigt Hilde Beyerbach vom Förderverein an.