Thomas Winterhalter hat beim Durchblättern einiges Interessantes entdeckt. Foto:  

Das Gästebuch beinhaltet einige große Namen, unter ihnen Wladimir Putin und Helmut Kohl.

Steinheim - Wladimir Wladimirowitsch Putin gehört ohne Zweifel zu den mächtigsten Männern der Welt – und er war einst in Steinheim zu Gast. Es dürfte der prominenteste Eintrag im Steinheimer Gästebuch sein, wenn auch Putin, damals gerade 40 Jahre alt, bei seinem Besuch in der Urmenschstadt „nur“ stellvertretender Bürgermeister von Sankt Petersburg war. „Am 5. November 1992 wurde eine Delegation russischer Wirtschafts- und Bankfachleute im Steinheimer Rathaus empfangen, die die Aufgabe hatte, den Besuch des Oberbürgermeisters von Sankt Petersburg in Baden-Württemberg vorzubereiten. An ihrer Spitze stand der stellvertretende Oberbürgermeister von Sankt Petersburg, Herr Putin“, ist in dem Eintrag zu lesen.

Ob die Urmenschstadt einen bleibenden Eindruck beim späteren russischen Präsidenten hinterlassen hat, ist nicht bekannt. Einen solchen Eintrag im Gästebuch der Stadt zu haben, sei natürlich sehr spannend und cool, findet der Bürgermeister Thomas Winterhalter. „Aber es ist sicherlich die Ausnahme.“

Dennoch: Auch auf die zahlreichen restlichen Seiten der zwei Bücher lohnt sich ein intensiver Blick. Denn es gibt einiges zu entdecken. Das beginnt gleich auf den ersten Seiten des ersten, ledergebundenen Gästebuchs, welches das Stadtwappen auf dem Titel trägt. „Aus Anlass der Einweihung des Sitzungssaales im Rathaus zu Steinheim an der Murr“, steht dort geschrieben – und das Datum: 1954. Ein Jahr später stattete der damalige Innenminister von Baden-Württemberg, Fritz Ulrich, der Stadt einen Besuch ab – Eintrag im Gästebuch samt Schwarz-Weiß-Foto inklusive.

Es folgt, Anfang der 1960er Jahre, die Erinnerung an den Bau der Tagungsstätte Haus Steinheim sowie der Abschied von Bürgermeister August Scholl. Er war von 1948 bis 1962 Schultes in Steinheim und verabschiedete sich mit den Worten „Ich kam – ich war – ich ging“ in den Ruhestand. Die gleichen Worte wählte sein Nachfolger Alfred Ulrich am 30. Juni 1996, auch für ihn war Steinheim „die letzte und schönste Station“, wie er schrieb.

Apropos Bürgermeister. Auch Ulrichs Nachfolger Joachim Scholz verewigte sich im Buch der Stadt – einmal zu Beginn seiner Amtszeit 1996, ein weiteres Mal 2008, nachdem er zum Oberbürgermeister von Neckarsulm gewählt worden war. In der Zeit zwischen 2000 und 2008 scheint das Gästebuch allerdings in Vergessenheit geraten zu sein. Es gibt keinen einzigen Eintrag in dieser Zeit.

Danach geht es hingegen wieder munter weiter. Die Höpfigheimerin Silvia Sonntag als Deutsche Meisterin im Luftgewehr-Dreistellungswettbewerb durfte sich ebenso eintragen wie der Kleinbottwarer Patrick Zieker – er wurde mit der Handball-Junioren-Nationalmannschaft Weltmeister.

Überhaupt sind etliche Sportler in den beiden Büchern vertreten. Zur Einweihung der Riedhalle am 7. Januar 1977 gab es dort ein Freundschaftsspiel im Hallenhandball zwischen der rumänischen Gastmannschaft von Steaua Bukarest und dem SKV Oberstenfeld. Die Frauen-A-Nationalmannschaft der CSSR und der BRD gaben sich ein Stelldichein, ebenso wie die Nationalmannschaft-Handballer der Volksrepublik China. Letztere trafen Anfang 1980 auf den damaligen württembergischen Meister SKV Oberstenfeld.

Auch Fußballer haben sich im Gästebuch verewigt – und zwar keine geringeren als die der brasilianischen Nationalmannschaft. Die Kicker kamen im Mai 1981 zum Länderspiel gegen Deutschland im damaligen Neckarstadion in Stuttgart – und waren im Forsthof untergebracht.

Politiker haben sich ebenfalls die Klinke in die Hand gegeben. 1983 war der damalige Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Lothar Späth, zum Beispiel gleich zweimal in Steinheim. Am 8. Mai besichtigte er unter anderem das Urmensch-Museum. Am 19. September verlieh er die Ehrennadel des Landes an Albert Baier und Robert Holzwarth.

Bundesverteidigungsminister Volker Rühe hat sich 1994 ins Gästebuch eingetragen – mit dem Hinweis, dass auch sein Partei-Kollege Helmut Kohl bereits am 12. April 1972 die Urmenschstadt besucht habe. Und tatsächlich: Beim Zurückblättern im ledergebundenen Gästebuch taucht auch dieser Eintrag auf – mit viel Fantasie kann man die Unterschrift „Helmut Kohl, Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz“ entziffern.