Patrick Ritzmann lässt die Reifen quietschen und qualmen. Foto: privat

Der 25-jährige Steinheimer Patrick Ritzmann ist frischgebackener IDS European Drifting Champion 2012.

Steinheim - Glühende Reifen, der Geruch von verbranntem Gummi und jede Menge Qualm - das sind die Dinge, die der Steinheimer Patrick Ritzmann braucht, um so richtig glücklich zu sein. Seit einigen Jahren betreibt der 25-jährige Auszubildende die aus Japan stammende Motorsportart Driften – und das sogar ziemlich erfolgreich. Seit Oktober ist er Europameister der International Drift Series Pro (IDS).

„Wie bitte, Driften? Was ist das denn?“, werden sich jetzt nicht wenige fragen. Kein Wunder, denn das Driften ist Exotensport par excellence und noch am ehesten fleißigen Kinogängern aus der „Fast and the Furious“ Actionfilmreihe bekannt. Entstanden ist der Driftsport aus der gleichnamigen Fahrtechnik, bei der die Kunst darin besteht, ein Rennfahrzeug bewusst zu übersteuern, dabei die Kontrolle zu behalten und die Fahrmanöver mit möglichst hohem Tempo und Eleganz auszuführen.

Patrick Ritzmanns Motorsportkarriere hat vor rund elf Jahren mit dem Kartfahren begonnen. Über den Umweg Polo Cup ist das Rennsporttalent 2007 beim Driftsport gelandet und seitdem nicht mehr davon losgekommen. 2009 ist er mit seinem BMW mit Toyota Supra Motor seine erste IDS-Saison gefahren und dabei gleich als bester deutscher Drifter ausgezeichnet worden, ein Jahr später stand ein fünfter Platz. Die Saison 2011 lief aus technischen Gründen mehr als durchwachsen, wie der Steinheimer erklärt: „Wir hatten Probleme mit dem Motor und konnten eigentlich fast nie starten“.

Zwei Monate lang gab er daraufhin sein Auto in die Hände des Privatmanns und passionierten Schraubers Sascha Petersen aus Sandhausen. „Er hat das Auto komplett überarbeitet, von der Elektronik bis hin zum Spritsystem“, erklärt Patrick Ritzmann. Das Ergebnis: stolze 573 PS und 788 Newtonmeter. Und nicht nur das: Das Auto ließ ihn endlich nicht mehr im Stich und lief. Bereits die Testfahrt am Nürburgring verlief vielversprechend. Im ersten Driftrennen im Mai fuhr Patrick Ritzmann daraufhin in Hockenheim direkt auf den ersten Platz, drei Wochen später in Dänemark stand der dort einzige deutsche Teilnehmer ebenfalls ganz oben auf dem Siegertreppchen. Ende Juni wurde er in Frankreich Zweiter.

Und auch in der dann folgenden Sommerpause konnte der angehende Versicherungskaufmann nicht auf seine Leidenschaft verzichten und machte einen Abstecher nach England, wo eine ganz eigene, extrem anspruchsvolle Driftszene existiert: „Dort wollte ich schon immer einmal mitfahren, aber nur, wenn ich auch Chancen habe“, so Patrick. Erst eine Woche vor dem Event bekam er grünes Licht von seinem Sponsor Uniroyal und aktivierte sein komplettes Team. Am Ende sorgte er auch bei seiner England-Premiere für Wirbel. In der höchsten Klasse, der Super Pro, belegte er einen beachtlichen sechsten Platz, fuhr im Qualifying sogar auf den zweiten Rang, und das, „obwohl der Kommentator dort noch nicht einmal wusste, wie ich heiße“, erzählt Patrick Ritzmann.

Im September reichte dem 25-Jährigen dann ein dritter Platz im vorletzten IDS-Rennen in Tschechien, um sich vorzeitig den Europameistertitel zu sichern. Dass er im finalen Rennen Mitte Oktober auf dem Nürburgring nach einem kleinen Trainings-Crash nur auf den zwölften Platz fuhr, fiel also nicht mehr ins Gewicht, der Titel war ihm nicht mehr zu nehmen.

Für den kommenden Winter hat der frischgebackene IDS European Drifting Champion 2012 bereits ein neues Ziel: „Den Motor noch mehr aufblasen und noch mehr rausholen, um irgendwann auch in England siegfähig zu sein.“