Mit ihrer starken Bühnenpräsenz wissen die Medlz aus Dresden auch beim Konzert in Steinheim zu überzeugen. Foto: avanti

Die Medlz von der Dresdener Hafencity haben mit reinem A-cappella-Gesang das Publikum in Steinheim begeistert. Sie kamen ganz ohne englischsprachige Lieder aus.

Steinheim - Die Macher der Kulturreihe Kult-X haben die Spielsaison am Samstag mit ganz außergewöhnlichen Klängen eröffnet. Die Medlz von der Dresdener Hafencity haben eine musikalische „Liebeserklärung an die deutsche Sprache“ nach Steinheim mitgebracht – und das nur mit ihren Mündern. Ein Konzert ohne Instrumente, wie soll das gehen? Dieser Frage, und auch der angenehmen Unterhaltung, gingen etwa 180 Menschen nach, die das Event mit eigenen Augen sehen wollten.

In den Hallen der Erich-Kästner-Realschule wurde noch rasch ein Gläschen Sekt oder ein Bier getrunken, bevor die vier Medlz dann um 20 Uhr das Konzert mit Swing-Sound einläuteten. Schwarz-Gold lautete das Motto der Kleidung, und an Sängerin Joyce-Lynn Lella haftete sogar ein Hauch von Rot an den Lippen – das „Heimspiel“ konnte beginnen. Die charismatische Sängerin Sabine Kaufmann begrüßte die Musikfans: „Die deutsche Sprache ist eine schöne Sprache, mit der man facettenreich etwas sagen kann“, erklärte sie und zieht das Publikum sogleich in ihren Bann. „Daher soll es für heute Abend auch nur bei Deutsch bleiben.“

Das war der Startschuss für die große Challenge: Bei jedem englischsprachigen Wort, das die Band verwendete, sollten sich die Gäste lauthals zu Wort melden und eine deutschsprachige Alternative vorschlagen. Keine leichte Aufgabe, wenn man bedenkt, wie viele unserer Wörter aus dem angelsächsischen Sprachraum übernommen wurden. Backstage ist also nicht Backstage, sondern Garderobe. Das waren die Regeln des Abends.

Mit guter Stimmung startete dann die musikalische A-cappella-Darbietung mit einer historisch denkwürdigen Songauswahl: Ludwig van Beethovens neunte Sinfonie, der vierte Satz zu Schillers Worten „Alle Menschen werden Brüder“. Was eher verstaubt klingt, erstrahlte per a cappella frisch und modern in einem neuen Licht. Doch auch zeitgenössische Interpreten brachten die Mundtalente auf die Steinheimer Bühne. Im Repertoire der Dresdener Medlz fanden sich keine Geringeren als Udo Jürgens, Clueso, Xavier Naidoo und Wir sind Helden. Der Ärzte-Sound versorgte die Rocker im Publikum, während der „Liebesbrief“ von Thomas D sentimentale Gefühle bei einigen Gästen auslöste: ein Wechselbad der Gemütslagen. Bei so viel Emotion brauchten die Gäste zwischendurch natürlich eine Pause, die sie dazu nutzten, eine der beliebten Lachsschnitten zu ergattern oder an einem Gewinnspiel teilzunehmen.

Insgesamt ein rundum gelungener Saisonstart, findet auch Heinz-Peter Nilkens, ehrenamtlicher Mitarbeiter des 40-köpfigen Kult-X-Teams: „Wir bemühen uns stets um ein abwechslungsreiches Programm, daher freuen wir uns, wenn es den Leuten gefällt“, betont er, „und mit den Medlz haben wir ins Schwarze getroffen“.