In der Talaue zwischen Kleinbottwar und Großbottwar sollen sich Wasserbüffel suhlen. Foto: Werner Kuhnle

Die Stadt Steinheim verpachtet ihr Grundstück nicht, das hat der Gemeinderat am Dienstag entschieden. Dadurch kann das Projekt jedoch nicht gekippt werden. Einige Stadträte kritisierten das Vorhaben aber deutlich.

Steinheim - Die Stadt Steinheim wird das Grundstück, das Landwirt Andreas Weigle für sein Wasserbüffel-Projekt benötigt, nicht verpachten und schon gar nicht an ihn verkaufen. Das hat der Gemeinderat am Dienstag beschlossen. Lediglich acht Räte stimmten für den Antrag der Verwaltung, die Fläche herzugeben – eingerechnet die Stimme des Steinheimer Rathauschefs. Elf votierten mit einem Nein, fünf enthielten sich. Zum Scheitern bringen die Steinheimer das Projekt damit nicht. Das hatte der Umweltbeauftragte der Stadt, Eric Hirsch, bereits in der Sitzung des Ortschaftsrates vergangenen Donnerstag und jetzt erneut im Gesamtgremium deutlich gemacht. Die Ortschaftsräte hatten sich einstimmig gegen die Verpachtung ausgesprochen (wir berichteten).

Zur Erinnerung: auf einer Fläche von 18 Hektar sollen in der Talaue zwischen Großbottwar und Kleinbottwar zwischen fünf und sieben asiatische Wasserbüffel eine Heimat finden. Ideengeber des Modellprojektes, das wissenschaftlich begleitet werden soll, ist Nature Life um den Benninger Umweltaktivisten Claus-Peter Hutter und die Stiftung des Kabarettisten Christoph Sonntag. Die Schirmherrschaft hat Landrat Rainer Haas übernommen.

Die Weideflächen sollen mit 1,2 Meter hohen elektrischen Weidezäunen eingefasst werden. Ausgezäunt werden die Bottwar, der zentrale Zulaufgraben, sensible Biotopflächen und Grundstücke, über die nicht verfügt werden kann. Um den Tieren eine Überquerung der Bottwar zu ermöglichen, ist eine Brücke geplant. Außerdem soll ein Unterstand gebaut werden. Die Stadt Steinheim ist im Rahmen der Anhörung als Träger öffentlicher Belange am Baugenehmigungsverfahren beteiligt.

Der Kommune gehört ein rund 6000 Quadratmeter großes Grundstück sowie ein Wassergraben – die Fläche soll für das Projekt genutzt werden. „Die Wasserbüffel brauchen ganzjährig eine Wasserstelle zum Suhlen, um ihr Leder feucht zu halten“, erklärte Hirsch. „Das so genannte Schäferbiotop würde sich dafür eignen, aber das kann nur über unser Grundstück erreicht werden.“ Doch jetzt wird sich Landwirt Weigle wohl eine andere Lösung suchen müssen. In besagtem Schilfgebiet finde sich eine große Vielfalt an Pflanzen und Tieren, erklärte Regina Traub (SPD). Das intakte Feucht-Biotop mit stehendem und fließendem Gewässer sei ein ruhiges Rückzugsgebiet zwischen der Kreisstraße 1702 und dem Radweg. Jetzt solle dieses Gebiet mit viel Medienspektakel zu einem anderen Biotop umgewandelt werden. In wilden Formen würden sich dann Zäune über diese Fläche erstrecken, um die Wasserbüffel zu hindern, an die Bäche zu gelangen – wo sie sich eigentlich suhlen wollen. In Nord-Süd-Richtung soll es sechs Zaunreihen geben, so Traub. „Das Wild, wie Reh und Hase kommt nicht mehr an die ruhigen Schilfzonen.“ Auch das Durchziehen des Schäfers werde nicht mehr möglich sein. Bei Hochwasser würden die Stangen, wie auch die geplante über zehn Meter lange Brücke, Hindernisse bilden. Alles in allem handele es sich um ein Medienobjekt, das dem Naturschutz nicht dient, monierte Traub.

Deutliche Kritik äußerte auch Volker Schiele (CDU). Der amtlich bestätigte Wildtierschützer des Landratsamtes Ludwigsburg führte vor allem den vor einiger Zeit erstellten Wildkatzenkorridor an. Dieser Bundes-General-Wildwegeplan solle es der vom Aussterben bedrohten Tierart ermöglichen, barrierefrei abzuwandern, um etwa in den Schwäbisch-Fränkischen Wald zu gelangen. „Und dieser Korridor läuft genau durch diesen Bereich. Er würde durch Elektrozäune unterbrochen und ein Durchkommen dieser und anderer bedrohter Arten würde erschwert.“ Darüber hinaus habe die Jägerschaft eine so genannte Wildtierbewirtschaftungspflicht. „Es ist bedenklich, dass sich Wildschweine dort vermehrt bei den Wasserbüffeln ansiedeln. Sollte eine Bejagung in diesem Bereich nicht mehr möglich sein, ist auch zu erwarten, dass Wildschäden in den angrenzenden Feldern und Kulturflächen auftreten und landwirtschaftliche Flächen in Mitleidenschaft gezogen werden. Wildschweine werden bekanntlich durch Suhlen magnetisch angezogen.“

Rainer Breimaier von den Grünen signalisierte hingegen Zustimmung. Für seine Fraktion spiele keine Rolle, wer das Projekt angestoßen habe und ob Prestige eine Rolle spiele. Natürlich werde sich das Landschaftsbild ändern und für den „schwäbischen Geschmack“ entstehe vielleicht Ungewohntes, „aber für uns wäre es eine Bereicherung und lebendige Aufwertung der nicht ganz so spannenden Landschaft des Bottwartals an der Stelle.“ Auch CDU-Mann Günter Blank warb für ein Ja. Die Räte in Großbottwar hätten zugestimmt und das Landratsamt Ludwigsburg unterstütze das Projekt auch. „Wir sollten die Kirche im Dorf lassen. Da handelt es sich um kein wertvolles Ackerland, sondern um Feuchtwiesen und das Projekt fördert die Attraktivität des Bottwartals.“ Außerdem sei der Wildkatzenkorridor nicht beeinträchtigt. Das sei ihm auch seitens des Landratsamtes versichert worden.

Doch am Ende reichte es trotz allen Werbens nicht für eine Mehrheit. Und so werden sich die Projektbeteiligten eine andere Lösung suchen müssen. Den Steinheimer Weg gibt es in diesem Fall nicht.