Klaus Ruge ist auch ein Mann der klaren Worte. Foto: Archiv (Oliver von Schaewen)

Der Einsatz für die Streuobstwiesen und seltene Tierarten hat Klaus Ruge viel Zeit und Energie gekostet. Jetzt wird der Marbacher Nabu-Chef für sein Lebenswerk geehrt.

Steinheim/Marbach - Ob Wanderfalke, Weißstorch oder Waldkauz. Dank der Bezeichnung „Vogel des Jahres“ erhalten bedrohte Vogelarten seit 1971 eine besondere Aufmerksamkeit, die dazu beiträgt, Bestände zu schützen und die Artenvielfalt zu erhalten. Zu verdanken ist dies unter anderem Klaus Ruge, der diese Aktion mit ins Leben gerufen hat.

Seit rund fünf Jahrzehnten engagiert der Steinheimer sich im Naturschutz. Und zuteil ist ihm nun eine besondere Ehre geworden: Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) würdigte Klaus Ruge am Wochenende mit der Lina-Hähnle-Medaille für sein „Lebenswerk“. Der 84-Jährige ist das erste Nabu-Mitglied überhaupt, das diese neu eingeführte Auszeichnung erhält.

„Klaus Ruge engagiert sich schon mehr als sein halbes Leben für den Naturschutz. Er hat prägend zur Entwicklung des Nabu beigetragen und war maßgeblich an der Gründung der Jugendorganisation Naju beteiligt“, begründet der Verein die Vergabe. Wie auch beim „Vogel die Jahres“ hat dieses Engagement Früchte getragen. So ist die Naturschutzjugend (Naju) heute mit mehr als 80 000 Mitgliedern deutschlandweit der größte Kinder- und Jugendverband im Natur- und Umweltschutz.

Aus privaten Gründen musste Klaus Ruge seine Reise zur Verleihung im Rahmen der Nabu-Bundesvertreterversammlung in Hannover kurzfristig absagen. „Das war schade, ich hatte das Zimmer schon gebucht“, sagt der gebürtige Hamburger, dessen Reaktion auf die Ehrung zurückhaltend ausfällt: „Als Hamburger tut man sich für gewöhnlich ja immer schwer damit, Auszeichnungen zu erhalten. Ich sehe diese auch vielmehr als Würdigung unserer gemeinsamen Arbeit an. Denn man arbeitet ja nicht alleine, es waren und sind immer tolle Menschen um mich.“

Am Herzen liegt dem Vorsitzenden des Marbacher Nabu-Ortsverbands besonders die Arbeit mit jungen Menschen. Als Bundesjugendleiter des damaligen Deutschen Bunds für Vogelschutz, aus dem der Nabu hervorging, etablierte er die Jugendarbeit trotz einiger Widerstände. „Man wollte damals nicht, dass die Jugend selbstständig wird. Meinen damaligen Stellvertreter Jochen Flasbarth wollten sie sogar rausschmeißen“, erinnert sich Klaus Ruge. Darüber muss er heute schmunzeln, immerhin wurde Flasbarth später nicht nur Nabu-Präsident, sondern 2009 Präsident des Umweltbundesamtes. Heute ist er Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt und Naturschutz. „Es wurde nicht immer gern gehört, was ich gesagt habe. Es war mir aber wichtig, die Jugend heranzubilden und, wie man damals sagte, zu mündigen Bürgern zu erziehen“, so Klaus Ruge, der neben Biologie auch Pädagogik studiert hat. Seine Begeisterung für die Natur war da schon lange geweckt: „Als Kind habe ich ein Beet bekommen, für das ich dann verantwortlich war. So hat alles angefangen“, blickt er zurück.

Sein Antrieb für das Engagement im Naturschutz sei es, Verantwortung für die Gemeinschaft übernehmen zu wollen. Das spiegelt sich in all den Ämtern wider, die er bekleidete oder weiterhin inne hat. So ist er heute stellvertretender Vorsitzender des Bundesverbands Wissenschaftlicher Vogelschutz und des Nabu-Bundesfachausschusses. Er ist Mitbegründer der Arbeitsgruppe Spechte der Deutschen Ornithologengesellschaft, und auch im Kreisverband des Nabu ist er aktiv. Dazu hat der ehemalige Leiter der Staatlichen Vogelschutzwarte in Ludwigsburg – daher sein Umzug ins Bottwartal – und in Karlsruhe Bücher verfasst, unter anderem für Kinder über den jeweiligen „Vogel des Jahres“.

Auch weiterhin möchte Klaus Ruge für den Naturschutz aktiv sein. So sucht er Unterstützer, damit die Apfelwochen, die gerade in Marbach Premiere feiern, weitere Auflagen erfahren können. Denn gerade der Erhalt von Streuobstwiesen ist ihm ein großes Anliegen. Und auch das Thema „Vogel des Jahres“ möchte er intensivieren. Hoffen lässt das den Star – er tritt 2018 die Nachfolge von Wanderfalke, Weißstorch, Waldkauz und Co. an.