Die gute Serie reißt einfach nicht ab: Auch beim 15. Bottwartal-Marathon hat das Wetter wie gewünscht mitgespielt und reizvolle Ausblicke ermöglicht. Foto: avanti (7)/Werner Kuhnle (2)

Dem Wetter sei Dank: Bei der 15. Auflage des Bottwartal-Marathons sind mit 5031 so viele Läufer wie noch nie ins Ziel gekommen.

Steinheim - Warum der Oktober gerne als „golden“ bezeichnet wird, ist am Wochenende in der Region und auch beim Bottwartal-Marathon mehr als deutlich geworden. Strahlend blauer Himmel und angenehme Temperaturen über der 20-Grad-Marke waren die Zutaten für perfekte Bedingungen bei der Lauf-Großveranstaltung. Ganz zur Freude der Organisatoren: Der Sonnenschein lockte nicht nur viele Zuschauer an den Streckenrand, sondern vor allem auch die Massen an den Start. Das brachte sogar einen neuen Teilnehmerrekord mit sich: 5031 Läufer erreichten an beiden Wettkampftagen das Ziel – der Rekord von vor zehn Jahren ist damit knapp geknackt worden. Damals hatten – noch am Standort der Bottwartaler Winzer in Großbottwar – 5023 Sportler den roten Teppich des Ziels überquert.

Zustande kommen diese Zahlen vor allem durch die 1638 Teilnehmer beim Halbmarathon und die 612 Bambinis, die beim Run & Fun Day am Samstag dabei waren. Ein Stimmungsdämpfer war einzig, dass mit 285 Finishern so wenige wie noch nie in den 15 Jahren die Marathon-Distanz absolvierten.

Einer, der aber am Start war, war Kay-Uwe Müller, der mit 2:34:26 Stunden im Marathon
nicht zu schlagen war. Er lief von Beginn an allen davon und kam 14:36 Minuten vor Günter Seibold (TSV Crailsheim) und 16:17 Minuten vor Michael Sommer (Lichtenbergschule Oberstenfeld) ins Ziel. „Es war schon mein Ziel, zu gewinnen. Ich bin aber einfach losgelaufen und habe geschaut was drin ist – ohne zu wissen, welche Auswirkungen es für mich haben wird. Zwölf Kilometer vor dem Ziel hatte ich dann vier Minuten Vorsprung, ab da galt es, mir diesen Erfolg nicht entgehen zu lassen.“ Ein Sonderlob sprach Müller den Zuschauern aus: „Die haben mir echt geholfen. Die Strecke und die Stimmung waren super!“

Bei den Frauen war Jasmin Klotz aus Markgröningen mit 3:03:59 Stunden die Schnellste – nach ihrem dritten Platz im Vorjahr durfte sie diesmal nach oben aufs Treppchen steigen. „Ich hatte mir vorgenommen, meine Zeit aus dem Vorjahr zu verbessern. Dass ich auch zwei Plätze gut gemacht habe, ist einfach überragend!“ Die 29-Jährige hatte erst recht spät mitbekommen, dass sie in Führung liegt. „200 Meter vor dem Ziel habe ich dann geschaut, ob von hinten noch jemand kommt. Das war nicht der Fall, also habe ich nur noch genossen“, so Klotz, die ebenfalls betonte: „Wie die Zuschauer mich vorangetrieben haben, das war optimal. Hut ab!“ Ihr Vorsprung auf Silke Raugust vom Lauftreff Murr lag bei 18:38 Minuten. „Es tut alles saumäßig weh, aber es hat sich gelohnt“, war auch die Zweitplatzierte hochzufrieden. Dritte wurde Heidi Kleiser von der SpVgg Besigheim mit 3:25:08 Stunden. Einen besonderen Erfolg trug Tilo Minges vom SC Oberwinden bei Freiburg davon: Er ist der Sieger des MZ-Urmensch-Ultralaufs
über 54,55 Kilometer. „Bis zur Hälfte bin ich mit Timo Striegel gelaufen, an der höchsten Stelle der Strecke konnte ich mich aber absetzen“, so Minges, der erstmals beim Ultralauf im Bottwartal triumphierte. Nach seinem Start im Vorjahr wollte er nun die Vier-Stunden-Marke unterbieten – beachtete aber nicht, dass ja die Strecke um zwei Kilometer verlängert wurde. Mit 4:00:11 Stunden gelang ihm dennoch fast eine Punktlandung. Sein Vorsprung auf den Großbottwarer Striegel lag letztlich bei 3:27 Minuten, der auf den drittplatzierten Frank Merrbach (LG Nord Berlin Ultra Team) bei 6:18 Minuten.

Bei den Frauen wiederholte Anja Westphal vom MTV Stuttgart ihren Erfolg von 2017. „Ich hatte natürlich gehofft, dass es wieder reicht.“ Und mit einer Zeit von 5:06:10 Stunden wurde aus ihrer Hoffnung Realität – mit 16:55 Minuten Vorsprung vor Christiane Böhm (Feuerwehr Rüppurr) und gar 36:31 Minuten vor Gaby Marek-Schmid von der TSG Backnang.Beim Dreiviertel-Marathon
feierte der Sieger Michael Chalupsky von der TSG Heidelberg mit 2:01:04 Stunden eine gelungene Premiere in Steinheim. „Mein Fokus liegt auf dem Frankfurt-Marathon in zwei Wochen, weshalb ich die ersten acht Kilometer verhalten angegangen bin. Danach habe ich mich bis ich in den roten Bereich gesteigert“, schildert der 34-Jährige, wie er sich von Lorenzo Zanon (DLC Aachen, 4:50 Minuten Rückstand) und Sven Kratochwil (AR Sport, 9:10) absetzen konnte.

Siegerin über die 31,65 Kilometer wurde zum zweiten Mal in Folge Christine Sigg-Sohn (2:23:43), die für das Team Lebenslauf und die LG Esslingen startet. „Ziemlich am Anfang wurde ich beinahe eingeholt, die Verfolgerin ist aber zurückgeblieben“, sagt Sigg-Sohn, die nach anstrengenden Vorwochen froh war, angekommen zu sein. „In den letzten sechs Wochen habe ich sechs Läufe über unterschiedliche Distanzen absolviert. Das war’s jetzt aber wirklich für dieses Jahr, das habe ich meiner Familie auch versprochen“, schildert sie schmunzelnd. Entsprechend sprach sie von einem „schönen Erfolg zum Saisonabschluss“. Platz zwei ging mit 2:28:05 Stunden an Sylwia Zakrzewski-Heiter (AR Sport), es folgte Ilona Dieval-Lozach (Bosch Power Tools).

Siegerin im Halbmarathon
wurde Alexandra Hellenthal von TF Feuerbach. „Ab Kilometer acht sind wir zusammen gelaufen und haben uns gegenseitig mitgezogen, mit der Zeit ist meine Verfolgerin aber zurückgefallen. Insgesamt hat es sehr viel Spaß gemacht“, beschreibt sie den Verlauf. Bei der Zielankunft lag sie 70 Sekunden vor Sandra Lermer (Allianz Ralph Ehmann) und 87 Sekunden vor Denise Winkler (Daimler AG).

Bei den Männern verteidigte Jannik Ernst von der SG Stern Stuttgart mit 1:11:10 Stunden den Titel über die 21,1 Kilometer. „Die ersten sechs Kilometer waren wir zu zweit, bergauf konnte ich mich aber absetzen. Dann habe ich meinen Stiefel voll durchgezogen“, so der 28-Jährige, der 2:14 Minuten vor Gebrengus Luel (Crailsheim) und 3:40 Minuten vor Ulrich Königs (TherapieReha Bottwartal) blieb.

Angereist war er mit Teamkollege Hazem Alhasan Alahmad. „Wir wollten gemeinsam abräumen“, so Ernst lachend – was gelang. Denn Alahmad bot beim Zehn-Kilometer-Lauf
einen Start-Ziel-Sieg und erreichte mit 32:55 Minuten eine persönliche Bestzeit. „Die Strecke war kurvig und hügelig, nicht einfach. Es war toll, wie viele Zuschauer an der Strecke standen“, freut sich der Syrer, der vor wenigen Jahren nach Deutschland kam und seither auch mit dem deutschen Marathon-Rekordläufer Arne Gabius trainiert. „Er hat mir den Lauf empfohlen und mir auch seit meiner Ankunft geholfen. Ich kannte ja niemanden“, so der 25-Jährige, der 2016 Zweiter, im Vorjahr wegen einer Verletzung 13. wurde. Nun verwies er Daniel Zuger (LG Filder, 34:27 Minuten) und Timo Reichert (Heilbronn, 34:36) auf die Plätze.

Unschlagbar auf den zehn Kilometern war auch Sophia Salzwedel, die mit 39,18 Minuten schnellste Frau war. Die Neu-Bietigheimerin startete erstmals beim Bottwartal-Marathon. „Ich mag solche kleineren Veranstaltungen mega gerne!“ Nachdem sie jüngst beim Marathon in Karlsruhe unter ihren Möglichkeiten geblieben war, will sie ihre eigentlich gute Form auf kürzeren Distanzen zur Geltung bringen. Klar, dass sie nach ihrem Erfolg mit einem Vorsprung von 1:14 Minuten auf Lina Kabusch (TherapieReha Bottwartal) und 2:31 Minuten auf Carmen Scharpfenecker (Gengenbach) „total zufrieden“ war – wie wohl die meisten der 5031 Sportler, die am Wochenende das Ziel erreicht haben.