Eine der Szenen, mit denen der Theaterhaufen Bottwar die Geschichte der Bottwartalbahn lebendig werden lässt: Nach dem Dorfbrand in Ilsfeld 1904 verhandeln Königin und König mit einem Lohnkutscher. Der Reporter des Postillon Foto: avanti

Die Premiere des neuen Stücks „’s Bähnle“des Theaterhaufens Bottwar in der Alten Kelter ist ein voller Erfolg gewesen.

Steinheim-Kleinbottwar - Vom Ersten Weltkrieg bis in die späten 60er Jahre des letzten Jahrhunderts hat der Theaterhaufen Bottwar am Freitagabend das Premierenpublikum in der alten Gutskelter geführt. Das Transportmittel: die Bottwartalbahn. „‘s Bähnle“, so auch der Name des Theaterstücks, wurde fast 50 Jahre nach seiner Demontage schauspielerisch wieder zum Leben erweckt und riss die Zuschauer zu stehenden Ovationen hin.

So wie früher die Gleise der Bottwartalbahn Marbach und Heilbronn verbanden, diente im Theaterstück aus der Feder von Regisseurin Ewa Horke der fiktive Lokführer Heinz Bütterer als verbindendes Element der einzelnen Szenen. Heinz träumt schon als Achtjähriger, wie sein Vater, vom Orientexpress. Der Vater fällt im Ersten Weltkrieg, der Traum überlebt. Deshalb wird der junge Bütterer Lokomotivführer. Dann kommt der Zweite Weltkrieg, seine Frau stirbt. Seiner kleinen Tochter Marlene zuliebe begräbt er den Traum vom großen Zug und bleibt mit Freund und Heizer Rudi im Bottwartal. Als Rentner schließlich muss er erleben, dass sein Bähnle stillgelegt wird.

Was kurz zusammengefasst etwas wehmütig wirken mag, ist – obwohl auch die leisen Töne nicht fehlen – ein Theaterstück voller Humor, das die Zuschauer immer wieder zum Lachen brachte. So etwa, als die württembergische Königin Charlotte hinter einem hochgehaltenen schwarzen Tuch ihr Bedürfnis in einen alten Emaille-Nachttopf verrichten musste, weil der Toilettenwagen vergessen worden war. Ein Reporter versuchte dem Königspaar auf einem hölzernen Kinderroller zu folgen, denn in der Bahn war kein Platz mehr.

Ein Papagei sorgte für falsche Abfahrtszeiten, weil er den Pfiff der Lok täuschend echt nachahmte. Ein Bauer beschwerte sich, dass er wegen der Verspätung der Bahn zu spät zum Abendessen gekommen sei, sodass seine Frau die Maultaschen habe aufwärmen müssen. Viele dieser komischen Szenen hat es so oder ähnlich tatsächlich gegeben. Was sich auf der Bühne nicht darstellen ließ, wurde per Mauerschau oder Botenbericht vermittelt – der Zug fuhr Milchflaschen um, weil sie zu nah am Gleis standen, beim Zusammenstoß mit einem Fischauto gab es „fliegende Fische“.

Die Begeisterung, die die mehr als 20 Hobbyschauspieler ausstrahlten, übertrug sich mühelos auf die Zuschauer, nicht zuletzt dank der Tanzdarbietungen und der Livemusik. Das Publikum wippte und klatschte bei der „Schwäb’sche Eisebahne“ mit, beim Rock’n’Roll zu „See you later Alligator“ riss es gar den einen oder anderen von den Sitzen. So konnte man sich auch gleich ein wenig aufwärmen, denn während der zweieinhalb Stunden Spieldauer wurde es recht kalt in der Kelter. Zum Glück gab es aber an der Kasse Decken zu kaufen, und in der Pause wartete unter anderem heiße Suppe auf die Premierengäste.

Dass es der Theaterhaufen geschafft hatte, Vergangenheit und Gegenwart zu verbinden, wurde am Gespräch zweier Zuschauer in der Pause deutlich: „Es wäre schön, wenn’s das Bähnle noch gäbe – dann hätten wir keine Parkplatzsorgen.“