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Der Theaterhaufen Bottwar steckt mitten in den Proben, und sucht noch Sponsoren. Das Stück dreht sich um die Bottwartalbahn, das „Bähnle“.

Steinheim-Kleinbottwar - Noch ein guter Monat, dann wird die Bottwartalbahn, im Volksmund liebevoll „’s Bähnle“ oder auch – weniger schmeichelnd – „Entenmörder“ genannt, kurzfristig wieder zum Leben erweckt. Allerdings nur fürs Theater. „Jetzt gibt es wieder Gleise in Kleinbottwar“, sagt Sandra Werner vom Theaterhaufen Bottwar, einem Verein von Laienschauspielern. Die Gleise, auf denen alte Waggons stehen, sind in der bei der Kirche gelegenen Alten Kelter verlegt worden und damit gar nicht weit entfernt von der Stelle, wo sich einst der Bahnhof befand. „Wir haben lange gesucht, bis wir ein Objekt gefunden haben, das Bahnhofsatmosphäre vermittelt“, berichtet Sandra Werner, die für die Regieassistenz zuständig ist. Mit der Alten Kelter hat man einen guten Griff getan, obwohl wegen des vielen Holzes die Brandschutzauflagen recht hoch sind. Deshalb darf der Raum auch nicht geheizt werden, sodass die Zuschauer je nach Witterung sicherheitshalber eine Jacke mitbringen sollten. Aber auch das passt ja zur Atmosphäre eines Bahnhofs.

Im Theaterstück geht es nicht nur um die Bottwartalbahn, die zwischen 1894 und 1966 Marbach mit Beilstein und ab 1900 mit Heilbronn verband, sondern auch um das Leben von Menschen rund um die Bahn – und um die Zeit, in der sie leben. Zentrale Figur ist Lokführer Heinz Bütterer, der, je nach Lebensalter, von drei verschiedenen Schauspielern dargestellt wird. So werden unter anderem die Zwanzigerjahre, die Nachkriegszeit und die Sechzigerjahre in einzelnen Episoden lebendig.

Eine durchgehende Handlung gibt es nicht; als Bindeglied dienen Bötterer und sein „Bähnle“. Gleichzeitig wird dabei ein Konflikt zwischen der Tradition – dem Erhalt der Bahn – und der Moderne deutlich. Noch in den Sechzigerjahren ist Bütterer überzeugt: „Ons geht’s G’schäft net aus. Die Leut em Bottwartal, dia brauchet ons“. Dabei hat es die Bahnbehörde in Stuttgart wohl schon längst anders beschlossen.

Für ihr Stück hat Regisseurin und Autorin Ewa Horke jahrelang in der Region recherchiert, damit die historischen Fakten stimmen und lokale Geschichte lebendig wird. So entstanden die Handlung und die ungefähren Dialoge. „Den genauen Text entwickeln die Schauspieler dann selbst. Dadurch wird ihnen die Rolle quasi auf den Leib geschrieben – sie können ein Stück weit sich selbst spielen“, erzählt Barbara Layer vom Theaterhaufen, während die Regisseurin bei der Probe am Mittwochabend nebenan einzelne Szenen wieder und wieder spielen lässt, bis sie endlich mit dem Ergebnis zufrieden ist. Unverdrossen läuft Bütterers Tochter „Marlenele“ die hölzerne Treppe hoch, um ihrem Vater und „Onkel Rudi“, dem Heizer, freudig zu berichten, dass sie in Ludwigsburg eine Lehrstelle als Fotografin bekommen habe. „Das gibt die schönsten Beine im ganzen Bottwartal“, würdigt Horke die sportlichen Anstrengungen mit einem Augenzwinkern.

Auch sonst haben die Organisatoren und Schauspieler keine Mühen gescheut – etwa um die passenden Kostüme aufzutreiben. „Die ganz alten Szenen werden in Schwarzweiß gespielt, die Dreißiger- und Vierzigerjahre in einem Sepiaton, die Sechziger sind dann bunt.“, erzählt Sandra Werner. „Aus dem Ort hat man uns ganz viele Zylinder ausgeliehen. Wir bekommen von allen Seiten Hilfe.“ Dennoch wird weitere Unterstützung gebraucht, da die Produktion etwa 20 000 Euro kostet. Zwei Drittel davon will der Verein über Spenden und Kartenverkäufe aufbringen, für den Rest werden noch Sponsoren gesucht.