Der Stuttgarter Künstler Willi Weiner hat seine Exponate einem großen Kreis von Interessierten zugänglich gemacht. Foto: Werner Kuhnle

Der Künstler Willi Weiner ist auf Burg Schaubeck kein Unbekannter. Er stellt in Abstand von fünf Jahren dort aus. Auch diesmal war das Interesse groß.

Steinheim-Kleinbottwar - Milde gestimmt zeigte sich das Wetter am Sonntagnachmittag, denn es verzichtete für rund zwei Stunden gänzlich auf Kapriolen. So kam es, dass die weit über 50 Besucher der Vernissage „Lust Kunst Garten IV“ auf der Burg Schaubeck nicht nur trockenen Hauptes, sondern auch unbehelligt über den ohnehin schon aufgeweichten Waldboden des Parks schlendern konnten.

Michael Graf Adelmann übernahm als Hausherr die Begrüßung der Gäste und entschuldigte seinen Sohn, Felix Graf Adelmann, der zur Vernissage eingeladen hatte, aber aktuell geschäftlich in New York weile. Viele bekannte Gesichter konnte der Graf zur vierten Ausstellung der Reihe begrüßen, die unter dem oben genannten Titel läuft und großformatige Plastiken in Szene setzt. Auch bei den drei vorigen Ausstellungen, die mit dem Jahr 1994 ihren Anfang genommen haben, war Willi Weiner der Künstler der Stunde. Er nutzt den gräflichen Garten im Rhythmus von fünf Jahren, um seine Exponate einem Kreis von Interessierten zugänglich zu machen.

Der in Stuttgart wohnende Metallbildhauer hat auf dem gräflichen Anwesen in einem der Wirtschaftsgebäude auch sein Atelier. Eine Tatsache, die ihn erfreue, wie Michael Graf Adelmann mit launigen Worten verdeutlichte: „Mit einem regelmäßigen Kontingent an Muskattrollinger Sekt sorgen wir dafür, dass Weiner bei uns bleibt“. Eine Kostprobe der erfrischenden Köstlichkeit gab es auch als Willkommensgruß für die Gäste der Veranstaltung rund um die stattliche Burg, die „immer wieder gerne Menschen sieht“.

Beim anschließenden Rundgang ging Weiner höchstpersönlich auf die Werke ein, die allesamt aus nur einem Millimeter dünnem Cortenstahl hergestellt sind. Die Plastik „Callicarpa“, mit der die kleine Begehung ihren Anfang nahm, besteht aus gleich drei Exemplaren. Von einer Pflanzenfotografie – ganz konkret vom „Schneeball“ – wurde der Künstler nach eigener Aussage zu der 2012 geschaffenen Dreierskulptur inspiriert. „Die Henkel der hochaufragenden Gefäße stellen sozusagen die Triebe dar“, erfahren die Zuhörer, die aber völlig frei in der individuellen Interpretation der Kunstwerke sind.

„Willi Weiner ist sehr, sehr liberal“, betont der Graf, bevor es weiter zu den nächsten Ausstellungsstücken geht. Beinahe alle Exponate sind im warmen Ton des Rostbrauns gehalten und korrespondieren prächtig mit dem üppigen Grün des Parks. Fast hat es den Anschein, als seien die eigenwilligen Körper mit den umstehenden Bäumen mitgewachsen, so harmonisch fügen sich die Kunstwerke in die edle Kultur-Landschaft ein.

Doch spätestens die jeweiligen Titel machen klar, dass sich hier jemand viel dazu gedacht hat, bevor ein Gefäß die Zustimmung des Schöpfers erhalten hat, sich in das bestehende Ambiente einzureihen. Die Plastik „Ponderation“ etwa ist ein fast spielerischer Umgang mit dem Gleichgewicht, wo der Künstler in anmutiger Weise bemüht war, „die etwas angetrunkenen Gefäße in Balance zu halten“. Eine kunstgeschichtliche Erinnerung an Marcel Duchamps „Wasserkocher“ befindet sich derzeit genauso im Park wie eine assoziative Gestaltung der „Kragen“ von Frans Hals.

Dass Willi Weiner ein belesener Künstler ist, wird dem Besucher schnell klar. Dieser Neigung verpflichtend, hat sich der Bildhauer vielfach auch literarischen Klassikern oder der griechischen Mythologie zugewandt, etwa der Medusa, die sich sinnbildlich in „Gorgonenhydria“ darstellt.