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Beim „Musikalischen Salon“ steht auf Burg Schaubeck in Steinheim-Kleinbottwar die Vielfalt im Mittelpunkt. Das Publikum erlebt Bravourstücke fernab des Alltäglich-Klassischen.

Steinheim-Kleinbottwar - Seit 2008 ist es Nina Karmon ein Anliegen, ihre Festivalgäste mit Vielfalt, erlesenen Stimmen und exzellenten Instrumentalisten zu verwöhnen. Die künstlerische Leiterin des „Musikalischen Salons“ in der Tenne auf Burg Schaubeck zeigt ein außergewöhnliches Händchen für das stilvolle und symbiotische Zusammenfinden ihrer unterschiedlichen Besetzungen. Die meistern an drei aufeinanderfolgenden Tagen vier Konzerte.

Das musikalische Bravourstück Anfang Mai hat auch in diesem Jahr die Gäste fasziniert und zahlreiche Bravorufe sowie lebhaften Applaus initiiert. Der vielgestaltige Klangteppich, der sich vom Alltäglich-Klassischen abhebt, webte sich aus vielschichtigen Darbietungen zu Themen wie „Walzer, Wunderkinder und Romantik“, wie sich das beim Eröffnungskonzert am Freitag zeigte, „Mit Verdi in den Frühling“ bei der Matinee am Sonntagvormittag und dem klangvollen Aufeinandertreffen von „Barock und Farbenspiel“ am Abend.

Der Samstag aber war der „Stimme des Nordens“ gewidmet. Ein Konzertabend, der bis auf den Russen Tschaikowsky ausschließlich finnischen Komponisten Gehör verlieh und besonders die Bass-Stimme von Heikki Orama in Szene setzte. Der hünenhafte Sänger arbeitet mimisch reich und verleiht den Werken – etwa von Jean Sibelius, Yrjö Kilpinen oder Toivo Kuula – mit seiner satten, tiefgründigen Klangfarbe einen mitreißenden Charakter. Um das Festival finanzierbar zu halten, achtet Karmon auf kleine Künstler-Besetzungen. Das jedoch nötigt sie, selbst intensiv eingebunden zu sein und an jedem neuen Tag ihre Violine zum Klingen zu bringen. Wie sie das jedoch tut ist, jedes Mal von Neuem, ein sinnliches Vergnügen.

Die rassig-elegante Spielweise trumpft auf mit lupenreinen Tönen und einer Interpretation, die wegen ihrer Intensität dem Publikum kaum Zeit zum Atmen lässt. Gemeinsam in der akustischen Verschmelzung mit der Stimme Dostals vermag ihr zartfühlendes, facettenreiches Spiel, gleichgültig ob leidenschaftlich, verspielt, mit kurzen, witzigen Betonungen oder in der vermeintlichen Unendlichkeit geborgen, die ganz großen menschlichen Gefühle anzusprechen.

Ebenfalls viel beschäftigt ist die Pianistin Terhi Dostal, die gleich an zwei Abenden für die wohltemperierte Begleitung ihrer Kollegen am Flügel sorgt und obendrein akustische Glanzlichter als Solistin zu setzen versteht. Die energiegeladene Tastenvirtuosin, die selbst auch komponiert, vermag mit ihrem hingebungsvollen Fingertanz zu faszinieren und dem Publikum heftige Freudesreaktionen zu entlocken.

Lauri Kilpiö jedenfalls hat mit seiner zeitgenössischen Komposition „Das Meer, der Nebel und die Sonne“ den Grundstoff für Verzückung geschaffen und Dostals Talent beglückend freigelegt. „Ich mag das Stück, obwohl es eine atonale Tonsprache hat“, argumentierte die Pianistin freimütig. „Weil es die Naturphänomene so nett beschreibt und ich sogar Vögel heraushöre“, lieferte sie die Begründung hinterher.