Foto: Stadtarchiv Marbach

Der Theaterhaufen Bottwar bringt ein Stück zur Bottwartalbahn auf die Bühne – die einst von vielen genutzt wurde, dann aber doch nicht mehr rollen durfte.

Steinheim-Kleinbottwar - Wenn morgens die Pfeife ertönte und die Rauchwolke der Dampflok aufstieg, war das für viele alte Bottwartäler das Zeichen zum Aufstehen. Die letzte Fahrt am Abend dagegen hieß, dass man Feierabend machen konnte. Lange Zeit begleitete so die Schmalspurbahn, die mit dem rasanten Tempo von 20 Stundenkilometern Marbach und Heilbronn miteinander verband, das Leben der Menschen im Bottwartal. Doch Ende der Sechzigerjahre wurde das auch als Entenmörder bezeichnete Bähnle aufs Abstellgleis geschoben. Der wachsende Autoverkehr und die parallel betriebene Bahnbuslinie wurden ihm zum Verhängnis. Der damalige Landrat Karl Stolz kämpfte zwar mit der Aktionsgemeinschaft Bottwartalbahn für den Erhalt des Schienenverkehrs. Aber die Umrüstung auf normale Spurweite hätte 18 Millionen Mark gekostet, die niemand investieren wollte. So wurde 1966 der Personenverkehr eingestellt, mit dem letzten Tag des Jahres 1968 war auch für den Güterverkehr zwischen Steinheim und Talheim Schluss, die Gleise wurden abgebaut.

Nur die Lok, die den allerletzten Zug von Beilstein nach Heilbronn zog, steht heute als Denkmal am Steinheimer Bahnhof. Außerdem zeugen noch ein Radweg und eine Brücke über die Murr von der Existenz des Bähnles. Vor allem jedoch lebt die Erinnerung. Von diesem kollektiven Gedächtnis der älteren Bottwartäler profitiert der Theaterhaufen Bottwar, der in der alten Kelter in Kleinbottwar in seinem Stück „‘s Bähnle“ Eisenbahnromantik in einem Lokführerleben wieder aufleben lässt. Möglich wird das dank der Förderung des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst über den Landesverband Amateurtheater Baden-Württemberg.

Der erste Streckenabschnitt des Bähnles führte von Marbach über Murr, Steinheim, Klein- und Großbottwar mit Hof und Lembach sowie Oberstenfeld nach Beilstein. 1899 wurde die Bahn bis Ilsfeld verlängert, 1900 bis zum Heilbronner Südbahnhof. Mit stark 34 Kilometern war das die längste Schmalspurstrecke der Königlich-Württembergischen Staatseisenbahnen. Und sie wurde von Schülern, Berufspendlern, aber auch Wochenendausflüglern gern genutzt. Lediglich die württembergische Königin Charlotte dürfte weniger positive Erinnerungen ans Bähnle gehabt haben: Als sie 1904 samt Gatten ins von einem Brand verwüstete Ilsfeld fuhr, überkam sie ein menschliches Rühren – und der Toilettenwagen fehlte.