Die Musiker haben das für einen Laienchor anspruchsvolle Stück Foto: Frank Wittmer

Der Steinheimer Heilig-Geist-Chor hat in einem Konzert das Deutsche Requiem von Brahms ausdrucksstark umgesetzt. Dafür erhielten die Sänger viel Beifall.

Steinheim - Fast ein Jahr intensiver Proben inklusive zweier Chorwochenenden liegen hinter dem Katholischen Kirchenchor Heiliger Geist. Es hat sich für den Chor wie auch für dessen Leiterin Veronika Meßmer gelohnt: Die zweimalige Aufführung von Brahms’ „Ein Deutsches Requiem“ in Steinheim am Samstag und in Oberstenfeld am Sonntag war für die Zuhörer wie für die Beteiligen ein besonderes Klangerlebnis.

Etwa 130 Gäste verfolgten am Samstag in der Heilig-Geist-Kirche in Steinheim die erste der beiden Darbietungen des 1868 von Johannes Brahms vollendeten Werkes. Die 40 Sängerinnen und Sänger gingen mit starkem Ausdruck und großer Innigkeit an die tiefgründige Totenmesse heran. Statt der orchestralen Besetzung wurden eigens zwei Flügel in die Kirche geschafft, die Gabriel Zinser und Ulrich Gmeiner virtuos zu bedienen wussten.

Brahms’ Requiem, das durch die freie Auswahl der deutschsprachigen Bibelstellen eher in der Tradition der Motette zu sehen ist, soll denen Trost spenden, „die da Leid tragen“. Das ist dem Chor bestens gelungen: strahlend, aufrüttelnd und impulsiv ebenso wie feinfühlig und kraftvoll den tiefsinnigen Bibeltexten und den – zumindest für damalige Verhältnisse – gewagten Harmoniefolgen der Hochromantik mit klassischen Anflügen nachspürend.

Impulsiv und mächtig intonierten die Sängerinnen und Sänger „Denn alles Fleisch, es ist wie Gras, und alle Herrlichkeit des Menschen ist wie dies Grases Blumen.“ Aller Schmerz, alles Seufzen geht in ausführliches freudiges Jauchzen über, das sehr erhebend wirkte.

Die Zeiten sind gottlob vorbei, in denen Brahms’ Requiem nicht in Kirchen aufgeführt werden durfte, weil Jesus Christus in keiner der ausgewählten Textstellen vorkommt. Was in den intensiven Proben gesät wurde, durfte mit Freuden geerntet werden. Leider nicht für Solosängerin Claudia Kunz, die auch zweite Vorsitzende des Chores ist. Sie musste krank das Bett hüten. Die kurzfristig engagierte Sopranistin Christine Reber konnte die Lücke mit ihrer zarten und dennoch außerordentlich kraftvollen Stimme hervorragend füllen.

Dem männlichen Solopart verlieh Joachim Kunz im Andante moderato wie im sechsten Teil, „Siehe, ich sage euch ein Geheimnis“, starken Ausdruck. Die nach den ersten fünf Teilen erst später entstandene Fuge gab den einzelnen Stimmen Gelegenheit zu brillieren. Das für einen Laienchor wahrlich ambitionierte Werk wurde vom Chor Heiliger Geist mit Bravour gemeistert. Ob sanft in vollendeter Freude oder schallend wie Posaunen – den Zuhörern wurde ein besonderes Klangerlebnis bereitet.

„Preis und Ehre“ verdienen also auch die Sängerinnen und Sänger und alle Musiker samt der motivierenden Leiterin Veronika Meßmer. Selig sind am Ende auch die begeisterten Zuhörer, die sich für die Aufführung mit reichlichem Applaus bedanken. „Denn ihre Werke folgen ihnen nach“, das werden sich die Singenden vom Heiligen Geist sicher gerne sagen lassen. Mit weißen Rosen bedankten sich die Choristen bei ihren Gastmusikern und beschlossen den beschwingt-besinnlichen Abend.