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Das Gremium spricht sich gegen die von Bauamtsleiter Christoph Beyer vorgeschlagene Mehrfachbeauftragung von drei Architekten aus und gibt einem Murrer Büro den Zuschlag.

Steinheim - Sein Plädoyer und die Unterstützung der Grünen hat dem Bauamtsleiter Christoph Beyer nichts genutzt: Die große Mehrheit der Räte stimmte seinem Wunsch, einer Mehrfachbeauftragung von Architekten fürs Kinderhaus Kleinbottwar, nicht zu. Eine Allianz aus Freien Wähler, CDU und Sozialdemokraten folgte dem Antrag, den SPD-Chefin Regina Traub in der Sitzung am Donnerstag eingebracht hatte, und gaben dem Murrer Architekturbüro Ludwig + Ulmer den Zuschlag. Mit dem, so Werner Deuscher (FW), sei man bei vorangegangenen Projekten immer gut gefahren. Zuletzt beim Kinderhaus in der Lehenstraße. „Das Büro ist prädestiniert.“

In einer Besprechung zwischen Fraktionsvorsitzenden und Verwaltung Anfang Juni sei das Thema diskutiert worden, erinnerte Traub. Konsens seitens der Gemeinderäte sei gewesen, Ludwig + Ulmer zu beauftragen. Das Büro hatte bereits die Machbarkeitsstudien erstellt. Traub: „Mit Verwunderung haben wir die Vorlage – genau so wie die Presseberichte aus der Ortschaftsratssitzung Kleinbottwar – zur Kenntnis genommen.“ Sprich: Den Antrag der Verwaltung, drei Büros den Auftrag zu geben, skizzenhafte Lösungen zu erstellen. Nachvollziehbar seien die Mehrkosten zur Machbarkeitsstudie vom August 2013, betonte die Sozialdemokratin. Und mit jedem Tag, den man seit dem Beschluss im Januar neu zu bauen, verstreichen lasse, würden die Baukosten weiter steigen, warnte sie. Grundsätzlich spreche bei derartigen Projekten nichts gegen eine Mehrfachbeauftragung. Doch in diesem Fall seien schon wesentliche Leistungen vom Büro Ludwig + Ulmer erbracht worden. „Weder der nun ermittelte höhere Grundflächenbedarf noch die gestiegenen Baukosten sind für die SPD-Fraktion Anlass, für weitere Planungen Geld – mehr als 10 000 Euro plus die Summe x – auszugeben und weitere Zeit verstreichen zu lassen. Auch wenn es nur ein Monat wäre, was wir aber in Frage stellen.“ Erforderlich sei ein funktionales Gebäude, das sich architektonisch in die Umgebungsbebauung einfüge. Traub: „Eine gute Ausstattung und der angemessene Qualitätsstandard wird nicht in Frage gestellt.“

So sehen es auch die Freien Wähler. Die Planung könnte schon fertig sein, kritisierte Werner Deuscher die Verwaltung. „Wieder Architekten einzuschalten, halten wir für nicht richtig.“ Darüber hinaus sei er zuversichtlich, dass ein „guter Architekt“ die Umsetzung des Raumprogrammes auch auf einer Ebene hinbekomme. Die 1800 Quadratmeter Grundfläche des Areals böte genügend Platz. Beyer hatte in seiner Einführung erklärt, die Verwaltung gehe davon aus, dass zweigeschossig gebaut werden müsse. „Wobei ich es nicht beschwören will und mich gerne auch von etwas anderem überraschen lassen werde“, so Beyer.

Überrascht über die Zahlen zeigte sich CDU-Rat Uwe Löder. Schließlich sei man im Januar noch von rund 430 000 Euro weniger ausgegangen. Jetzt liege man bei etwa 1,9 Millionen Euro. „Das bedeutet, wird haben im Januar über etwas abgestimmt, was nicht reell war“, monierte Löder und erinnerte daran, dass die CDU im Januar gerne dem Wunsch des Ortschaftsrates gefolgt wäre und sich gegen einen Neubau und für eine Sanierung des alten Gebäudes ausgesprochen hatte. Eine Kostensteigerung von 33 Prozent innerhalb von sechs Monaten – Löder konnte sich nicht damit anfreunden. „Zumal wir noch immer keine Lösung für das Archiv haben“, erinnerte Löder in diesem Zusammenhang. Er enthielt sich zusammen mit Bürgermeister Thomas Rosner bei der Abstimmung über den SPD-Antrag seines Votums.

An die Seite von Bauamtsleiter Beyer stellten sich lediglich die Grünen. Eltern, Kinder und Erzieher hätten es verdient, so Petra Möhle, dass das Gremium eine Möglichkeit zum Vergleich schaffe und sich dann am Ende für die beste Lösung entscheide. Seit mehr als vier Jahren sei man mit dem Kinderhaus in der Warteschleife. „Angesichts dieser Zeit sind zwei Monate Verzögerung doch ein Klacks.“

Doch mit zwölf zu vier Stimmen sprach sich das Gremium am Ende für die direkte Beauftragung des Büros Ludwig + Ulmer aus. Er sei zwar der festen Überzeugung, dass sich eine Mehrfachbeauftragung gelohnt hätte, betonte Christoph Beyer. Schließlich hätte auch der Kreativste mal einen schlechten Tag, aber mit der Entscheidung könne er leben.