Die Redakteurin Sandra Brock moderiert das Gespräch mit Thomas Winterhalter, Thomas Rosner, Marco Jeske und Heinz Hirsch (von links). Foto: Marbacher Zeitung

Am Runden Tisch zur Bürgermeisterwahl am 6. November in Steinheim haben diesmal Vertreter unterschiedlicher Generationen teilgenommen.

Steinheim - Ist Steinheim eine seniorenfreundliche Stadt? Und wie nah dran ist die Kommune, was die Wünsche ihrer Jugendlichen angeht? Diesen Fragen gingen mit Amtsinhaber Thomas Rosner und dem Pleidelsheimer Hauptamtsleiter Thomas Winterhalter zwei der vier Kandidaten für die Bürgermeisterwahl am 6. November nach. Als Gesprächspartner am Runden Tisch mit der Moderatorin Sandra Brock fungierten mit dem 18-jährigen Marco Jeske und dem 83-jährigen Heinz Hirsch zwei Bürger aus den Lagern „Jung“ und „Alt“.

Runder Tisch zur Bürgermeisterwahl in Steinheim from Marbacher Zeitung on Vimeo.
Drei Wünsche hat Heinz Hirsch mit zum Runden Tisch gebracht. Der Bau einer Rampe an der Begegnungsstätte an der Kleinbottwarer Straße 18 steht ganz oben. Er kenne einige Damen, die zu Rollatorfahrern geworden seien. Seine Bitte: Das Projekt nicht in die Unendlichkeit verschieben und effektiv machen – am besten „an der Wand entlang und nicht in die Landschaft hinaus“. Thomas Rosner sagte eine baldige Umsetzung zu, ein Gemeinderatsbeschluss sei nicht nötig, allerdings solle die Rampe „nicht an der Wand entlang“ führen. So ein Bauwerk dürfe nicht mehr als sechs Prozent Gefälle haben. „Sonst bräuchte ein Rollatorfahrer eine weitere Person, die ihn schiebt.“ Barrierefreiheit und Verkehr

Wunsch Nummer zwei von Heinz Hirsch: Ein schräger Gehweg an der August-Scholl-Straße bereite gehbehinderten Personen Probleme. Auch hier die schnelle Zusage von Rosner: „Da ist bei der Kabelverlegung etwas falsch gemacht worden.“ Thomas Winterhalter kennt die Probleme behinderter Menschen auf maroden Wegen, die mit der Zeit kippen. „Man muss eine Bestandsaufnahme machen und die Haushaltsmittel einstellen.“ Thomas Rosner will eine größere Untersuchung in Auftrag geben, damit die unterschiedlichen Interessen von Gehbehinderten und Blinden berücksichtigt werden. So könnten geriffelte Flächen für Blinde eingesetzt werden. Hirschs Wunsch Nummer drei, eine Verflüssigung des Verkehrs an der Kohler-Kreuzung, haben beide Kandidaten auf dem Schirm. Rosners Vorschlag: einen großen Kreisel bauen. Winterhalter hält dies für ein mittelfristiges Projekt, er will mit dem Landratsamt klären, ob Ampeln belassen werden und „dann auch schauen, wie die Ecke umgestaltet werden kann“. Jugendtreffs
Basketball-Körbe für den Bolzplatz hinter der Riedhalle wünschen sich die jungen Nutzer, berichtet Marco Jeske. „Das kann man sicher angehen“, sagt Thomas Winterhalter. Die Körbe sollten allerdings zum Zeitplan einer Sanierung eines solchen Platzes passen.

Über erhebliche Probleme auf den Bolzplatz berichtet Thomas Rosner. Es gebe „viele kaputte Flaschen“, die Einzäunung sei eingerissen worden. Die Stadt habe daraufhin eine Gerätehütte eingerichtet und wolle ein Schlüsselsystem etablieren, „damit man nachvollziehen kann, wer zuletzt drin war.“ Es bringe nichts, einen Platz zur Verfügung zu stellen, der permanent beschädigt werde.

Die Jugendlichen vermissten einen Treff, an dem sie abends und am Wochenende auch um 23 Uhr mal Musik hören könnten, erzählt Marco Jeske. Sie würden ständig vertrieben. Einen solchen Platz „haben wir“, erzählt Thomas Rosner. Er halte das Gelände auf dem ehemaligen Minigolf-Platz zwischen Wellarium und Kaufland für nahezu ideal. Es gebe dort nur wenige Nachbarn, mit denen man aber reden könne, da sie eine gewisse Geräuschkulisse, etwa durch das nahe Freibad, gewöhnt seien. Auf dem Gelände könnte man eine Pump-Track-Bahn für BMX-Räder und eine Skateranlage bauen, der Schankraum wäre „wie ein kleines Jugendzentrum“ betreibbar.

Riesenprobleme gebe es am Pavillon hinter dem Riedstadion, der schon mehrfach zerstört wurde, erklärt Thomas Rosner. „Die Bereitschaft des Gemeinderats, dort Geld reinzustecken, sinkt mit jeder Zerstörung.“ Er wolle deshalb keine Aussage machen, wie es damit weitergehe.

Thomas Winterhalter kommt es vor allem darauf an, die Jugendlichen selbst zu beteiligen. Dies schreibe schon die seit diesem Jahr veränderte Gemeindeordnung vor, „bei Themen, die sie direkt betreffen“. Dazu zählten Bolzplätze und Einrichtungen, in denen sie sich aufhalten müssten. Winterhalter unterstrich seine Bereitschaft, sich mit den Jugendlichen an einen Tisch zu setzen, „um Ideen zu entwickeln, die im Gemeinderat mehrheitsfähig sind“. Auch müssten die Jugendlichen lernen, unter sich selbst Mehrheiten zu finden, „dann verstehen sie auch, wenn nicht alle Wünsche erfüllt werden – wenn aber ein Ergebnis erzielt wird, ist es für das Demokratieverständnis und das Verständnis für eine Kommunalverwaltung zuträglich“.

Dass es Jugendliche geben müsse, „die es in die Hand nehmen“, sieht auch Thomas Rosner. Allerdings sei das Interesse an einem Jugendgemeinderat „bisher bescheiden“. Rosner erwähnte noch den Burgberg als „zugegebenermaßen weit weg, aber zu Fuß machbar“ für einen Jugendtreff, da störten sie niemanden. Bürgerbus und ein Café für Senioren
Ein Café für einen gemütlichen Schwatz vermisst Heinz Hirsch in der Stadtmitte. Der Amtsinhaber Rosner will die Stadt auf dem Kronen-Areal mit einem öffentlichen Café beleben. „Es ist durch die große Fläche machbar, aber ein Thema, das noch ein paar Jahre dauern wird“, sagt er und plädiert für eine Bürgerbeteiligung. Ein öffentliches Café komme dem Wunsch nach Eins-zu-Eins-Begegnung vieler Älterer nach, die sich dort treffen könnten. Gleichzeitig sei das Café ein Frequenzbringer für die umliegenden Geschäfte.

Thomas Winterhalter sieht das Thema in Zusammenhang mit alternativen Betreuungs- und Pflegekonzepten. Schließlich fehlten in Steinheim in zehn Jahren 40  Pflegeplätze, zitiert er einen Zeitungsartikel. Gedanken machen sollte man sich etwa über ein Mehrgenerationenhaus, Barrierefreiheit durch einen Aufzug und ähnliche Hilfen. Attraktiv sei in diesem Zusammenhang auch ein Café. Allerdings sollte man im Ortszentrum nicht nur für Ältere etwas machen, „sondern alle abholen“. Deshalb plädiere er für eine „sinnvolle und nachhaltige“ Entwicklung, von der alle etwas haben, auch Junge.

Einen Fahrdienst für Ältere wünscht sich Heinz Hirsch – auf freiwilliger Basis, indem „Bürger für Bürger“ aktiv werden. Er habe gehört, dass dies diskutiert werde, dann aber nie mehr etwas darüber gehört. Thomas Rosner erwähnt, ihm sei das Thema schon beim Wahlkampf vor acht Jahren mitgegeben worden. Er halte einen regelmäßigen Fahrdienst und nicht nur einen „auf Zuruf“ für notwendig, da reguläre Buslinien keine Querverbindungen schafften und Ältere ohne die notwendigen soziale Kontakte auch schlecht aus den Ortsteilen in die Stadtmitte kämen. Er selbst habe das Thema auch in einer Umfrage im Amtsblatt weiterverfolgt, aber es hätten sich nur 36  Menschen gemeldet, was er als „sehr, sehr enttäuschend“ angesehen habe: „Da war dann zu wenig dahinter.“ So habe er bei einer Gesamteinwohnerzahl von rund 12 000 gedacht, es zunächst bleiben zu lassen. Dennoch ist er sich sicher: „Wir hätten es finanziell gut hinbekommen.“ So habe er auch alle Haltestellen abgefahren. Er finde es positiv, dass sich das Bürgernetzwerk des Projekts angenommen habe. Er habe auch Kontakt mit Marbach aufgenommen, wo ein Bürgerbus unterwegs sei. Es gebe ein fertiges Konzept, und er halte es auch für notwendig.

Auch Thomas Winterhalter befürwortet einen Bürgerbus für Steinheim. Es gebe ein Landesförderprogramm zur Finanzierung, weiß er. Voraussetzung, einen solchen Bus fahren zu dürfen, sei eine ärztliche Untersuchung. Auch dürfe eine Kommune nicht Strecken abfahren, die eine reguläre Buslinie bereits bediene. Das Landratsamt Ludwigsburg müsse die Genehmigung erteilen und die Buslinie ein ganzes Jahr in Betrieb sein, „sonst erlischt die Erlaubnis“. In Steinheim lebten laut Winterhalter 2200 Menschen über 65  Jahre. „Auch wenn sich nur wenige gemeldet haben: Das ist grundsätzlich ein großes Potenzial, das abgerufen werden müsste.“ In seiner Heimatstadt Freiberg verkehrten Busse schon seit zehn Jahren, bei einer „steigenden Nachfrage“ und „enormem Zulauf“. Mittlerweile müsse ein Bus zweimal fahren, da er bei einer einmaligen Runde nicht alle Fahrgäste aufnehmen könne. Thomas Winterhalter sieht im Bürgerbus für Steinheim „sicherlich ein Zukunftsprojekt“. Wenn das Bürgernetzwerk es übernommen habe, könne man als Stadt nur zustimmen und unterstützen. Knackpunkt seien die ehrenamtlichen Fahrer, die sich bereit erklären müssten.

An dem Bürgerbus in Freiberg habe auch er sich orientiert, ergänzt Amtsinhaber Thomas Rosner. Er halte das Projekt für relativ schnell umsetzbar – „der politische Wille muss da sein.“ W-Lan, Getränkeautomat und Bücherschrank im Zentrum
Positiv angenommen wird der Bücherschrank, berichten Heinz Hirsch und Thomas Rosner unisono. Von Vandalismus gebe es bis jetzt keine Spur. Kostenfreies W-Lan wünscht sich Marco Jeske. Das sei in Vorbereitung, ebenso wie eine Stadt-App für das Smartphone, so Rosner. Mit ihr könnten die Bürger gleich melden, wenn etwas zu verbessern sei. Einen Getränke-Automat vermissten die Jugendlichen, so Marco Jeske, da es keine Tankstelle im Ort gebe. Der müsse vandalismussicher sein, so Thomas Winterhalter, der bauliche Lösungen für möglich hält, aber auch darauf hinweist, dass ein Automat für den Betreiber rentabel sein muss. Thomas Rosner erinnert an den Unrat zwischen Kaufland und Schule und befürwortet ein hohes Flaschenpfand. Unter den Rathaus-Arkaden wäre ein möglicher Stellplatz.