Lisa und Thomas Winterhalter verbringen ihre Freizeit gerne auf dem Hof – und packen dann auch mit an. Foto: Werner Kuhnle

Thomas Winterhalter nimmt seine Auszeiten auf dem Hof seiner Schwiegereltern und packt dort gern mit an. Zur Hochzeit haben er und Ehefrau Lisa sogar drei eigene Schweine bekommen.

Steinheim - Trixi begrüßt den Besucher ohne Reviergebaren. Ein kurzes Schnuppern und ein freundlicher Stupser bringen die erhoffte Streicheleinheit, die den Schäferhund-Collie sichtlich zufrieden stimmen. Und weil’s so guttut, holt er sich kurz drauf ein paar Meter weiter die nächste Wohlfühlminute. Lisa Winterhalter schmunzelt, als sich der Vierbeiner an die Beine ihres Ehemannes schmiegt. Der steckt gerade im Endspurt des Wahlkampfes und kann wertvolle Momente wie diese gerade zu selten genießen. Und doch ist es dem jungen Ehepaar wichtig, zwischen Terminen und Hausbesuchen zumindest kleine Auszeiten zu nehmen. Auszeiten, in denen der Akku wieder geladen und der Kopf frei wird. Hier auf dem Hof seiner Schwiegereltern in Freiberg gelingt Thomas Winterhalter dies am besten. „Hätte es in meiner Kindheit einen Waldkindergarten gegeben, dann wäre ich bestimmt dorthin gegangen“, sagt der 31-Jährige und schmunzelt. In der Natur zu sein, war ihm schon immer wichtig. Da scheint es fast eine Fügung, dass die Liebe ihn vor fünf Jahren an die Seite einer Landwirtstochter geführt hat. „Meine Großeltern hatten eine kleine Nebenerwerbslandwirtschaft, aber das ist mit dem hier nicht vergleichbar“, sagt er beim Gang über den Hof der Bäßlers. 140 Milchkühe kauen an diesem Montagmorgen friedlich vor sich hin. Im Landkreis Ludwigsburg zählt der Hof zu den Großen. Dazu kommen Ackerbau und eine ganze Reihe an Spaßtieren, wie sie Lisa Winterhalter nennt. Die zwei Islandponys Lucky und Kjarval ihrer Schwester beispielsweise oder die zig Kamerunschafe und nicht zu vergessen die zwei indischen Laufenten. Was die Besonderes können? Der Steinheimer Bürgermeisterkandidat lacht. „Die können nerven.“ Ehefrau Lisa hat noch eine andere Fähigkeit ausgemacht. „Sie können durch den Garten laufen und Schnecken fressen.“

Vor fünf Jahren hat Amor Lisa und Thomas Winterhalter getroffen. Beide waren Darsteller beim Musical „Anatevka“ der Jugendmusikschule Freiberg/Pleidelsheim. „Sie spielte meine Schwiegermutter“, erinnert sich der 31-Jährige. Am Sonntag ist es ein Jahr her, dass die beiden sich vor dem Standesamt das Jawort gegeben haben. Ein Bekenntnis, das das Paar bewusst beim Gottesdienst in Steinheim gefeiert hat.

Die kirchliche Trauung war diesen August. Von der Familie bekam das junge Paar zur Trauung im Sommer drei Glücksschweine geschenkt. Lebendige. In Erinnerung an das Kennenlernen wurden sie „Ana“, „Tev“ und „Ka“ getauft. Die drei suhlen sich zufrieden in einem kleinen in der Scheune errichteten Stall. So oft es geht schauen „Mama und Papa“ nach ihren Zöglingen. Vor dem Wahlkampf nicht nur am Wochenende, sondern auf jeden Fall ein bis zwei Mal die Woche. Dass es vom Hof bis zur eigenen Wohnung zu Fuß gerade mal zehn Minuten sind, genießt Thomas Winterhalter, denn die Auszeiten – gerade auch mit den Tieren – geben ihm Kraft. Für die Leitung des Pleidelsheimer Hauptamtes ebenso wie jetzt beim Ringen um das Vertrauen der Steinheimer Bürger.

Berührungsängste mit den Vierbeinern hat der Verwaltungsfachmann nicht. Das wird schnell klar. „Respekt ist gut, aber Angst wäre falsch“, sagt er und schiebt beherzt ein paar Kälber vom Melkautomat weg. Dass ab und an Mensch und Tier nicht unbedingt dasselbe wollen, hat Winterhalter schon zu spüren bekommen. Beim Umstallen einiger Milchkühe, die immerhin mehrere hundert Kilo auf die Waage bringen, wollte eine nicht so wie er – und schwupps landete der 31-Jährige rücklings in einer großen Jauchepfütze. Ehefrau Lisa muss noch heute Schmunzeln, wenn sie daran denkt. Doch Thomas Winterhalter nimmt’s gelassen. „Das ist nicht toll, aber es gibt Schlimmeres“, sagt er und grinst dabei selbst etwas.

Die Arbeit mit den Tieren ist jedoch nicht das Einzige, bei dem der 31-Jährige auftankt. „Ich packe überall mit an, wo man mir Arbeit anschafft.“ Und das ist an den unterschiedlichsten Stellen. „Ich kann Traktor fahren und weiß inzwischen auch, wie man Bodenplatten betoniert“, sagt Thomas Winterhalter und zeigt auf den neuen großen Stall, der im Sommer 2014 gebaut worden ist. „Es tut einfach gut, etwas anderes tun zu können, als nur am Schreibtisch zu sitzen. Es tut gut, sich auch mal körperlich auszupowern und dabei abzuschalten.“