Bis zur Demo will Werner Fleig fertig mit dem Pferd sein. Foto: Werner Kuhnle

Bei einem Protestmarsch soll am Samstag gegen das Freihandelsabkommen TTIP protestiert werden. Die Initiatoren hoffen auf viele hundert Teilnehmer.

Der Vorsitzende des Vereins Gentechnikfreie Landkreise Ludwigsburg/Rems-Murr, Wolfgang Simon, und seine Mitstreiter sind mit Feuereifer bei der Sache – und sie freuen sich auf den Samstag, das ist zu spüren. Haben in der Marbacher Innenstadt vor einem Jahr mehr als 400 Menschen gegen die Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft (TTIP) ein Zeichen gesetzt, sollen es dieses Mal noch mehr werden.

Bei den Landwirten, die mit ihren Traktoren mitfahren werden, kann das Organisationsteam die Teilnehmerzahl kräftig steigern. Vor einem Jahr hat nur ein Landwirt den Motor seines Gefährts angeworfen: der Kirchberger Bio-Landwirt Robert Trautwein. Dieses Mal werden sich neun Kollegen in den Zug einreihen. Eine Zahl, auf die der engagierte Kämpfer gegen Gentechnik und TTIP spürbar stolz ist. Vergangenen Samstag fuhr Trautwein bereits mit seinem Traktor und einem mit Leintüchern bespannten Anhänger durch Affalterbach, Marbach, Erdmannhausen und Steinheim und machte mit einem Megafon Werbung für die Demo. Die Rückmeldungen seien positiv, berichtete der Kirchberger am Dienstagabend beim Pressegespräch. „Viele haben gesagt, dass sie kommen.“ Allerdings wüssten viele immer noch nicht, was sich hinter dem Freihandelsabkommen verberge – obwohl der Widerstand gegen TTIP nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa wachse.

„Die Leute sind sensibler geworden“, hat auch Sebastian Engelmann beobachtet. „Das Bewusstsein für das Thema ist größer als noch vor einem Jahr“, freut er sich. 1,7 Millionen Unterstützer hat der Aufruf der europäischen Bürgerinitiative gegen TTIP im Internet. Sie alle sehen in dem Abkommen eine Gefahr für die Demokratie, den Rechtsstaat, sowie denUmwelt-, Arbeitnehmer- und Verbraucherschutz.

Das Motto der Demonstration am Samstag lautet „Wer TTIP sät, wird Genfood ernten und vieles mehr“. Getragen wird sie von einem breiten Bündnis aus Politik und Gesellschaft. Mit dabei sind der BUND-Bezirksverband Marbach/Bottwartal, der SPD-Ortsverein Marbach, die Ortsverbände von Bündnis 90/Die Grünen aus Marbach, Steinheim, Murr, Erdmannhausen sowie erstmals Die Linke Marbach & Bottwartal. Sie alle möchten ein Zeichen setzen. „Wir wollen, dass die Verhandlungen sofort gestoppt werden“, formuliert Wolfgang Simon die Zielsetzung. Die Organisatoren wollen möglichst viele Menschen erreichen und zum Nachdenken bringen.

„Wir haben eine Verpflichtung, dass auch nach uns die Menschen gesunde Lebensmittel erzeugen können“, sagt Trautwein und verweist auf die Gefahren etwa des Herbizides Glyphosat. Der Bereich der Agrogentechnik stellt ein Baustein im Kampf gegen TTIP dar. Die Rücknahme der zur Rewe-Group gehörenden toom Baumärkte von Glyphosat aus ihrem Sortiment nimmt Simon zum Anlass, einen offenen Brief an hiesige Bau- und Gartenmärkte zu schreiben. Der Appell: sie sollen das Mittel ebenfalls aus dem Programm nehmen. Die Weltgesundheitsorganisation hat das weltweit verwendete Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat vor Kurzem als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft.

Für den kommenden Samstag haben die Organisatoren der Demo noch ein „besonderes Highlight“ im Ärmel, wie Simon betont. Denn gleich nach Trautwein wird auf einem Anhänger ein mehr als vier Meter hohes und etwa 700 Kilo schweres trojanisches Pferd in Richtung der Schillerhöhe gezogen. Mehr als 200 Arbeitsstunden hat der Ludwigsburger Schreiner Werner Fleig in den Bau des Pferdes gesteckt. Zum Einsatz kommt es in Marbach – und tags darauf beim Pferdemarkt Ludwigsburg.