In dieser Besetzung wird das Gremium nach den Wahlen sicher nicht mehr zusammenkommen. Mehrere Räte haben bereits ihren Rückzug angekündigt. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Nach der Kommunalwahl wird das Gremium ein neues Gesicht haben. Die SPD verliert mit Regina Traub ihr Zugpferd. Noch gewaltiger ist der Umbruch bei der CDU.

Steinheim - In manchen Fällen ist das allerletzte Wort noch nicht gesprochen und die Fraktionen hoffen, amtsmüde Räte vielleicht doch zu einer erneuten Bewerbung bewegen zu können. Doch selbst wenn das hier und da tatsächlich gelingen sollte, zeichnet sich eine große Zäsur im Steinheimer Gemeinderat nach der Kommunalwahl im nächsten Frühjahr ab. Stand jetzt wird rund ein Drittel der Mitglieder des aktuellen Gremiums nicht mehr auf den Listen stehen – darunter auch sichere Bänke wie die letztmalige Stimmenkönigin, die CDU-Fraktionsvorsitzende Renate Eggers, und die SPD-Chefin Regina Traub.

„Man muss den Absprung zur richtigen Zeit schaffen“, sagt Regina Traub zu ihrer Entscheidung, nach 30 Jahren dem Gemeinderat den Rücken zu kehren. Viele Leute regten sich doch über Politiker auf, die an ihren Ämtern kleben. Sie sei nun 61 Jahre alt und wolle Platz machen für neue Bewerber mit Engagement und frischen Ideen. Der Zeitpunkt sei passend, nun laufe es im Rathaus unter der Regie von Thomas Winterhalter, die Kommune befinde sich in ruhigerem Fahrwasser. In der turbulenten Ära seines umstrittenen Vorgängers Thomas Rosner habe sie die Verantwortung als Rätin nicht abgeben wollen.

Regina Traub wird nicht die Einzige sein, die sich aus der amtierenden SPD-Riege verabschiedet. Auch Uwe Körner hat keine Ambitionen auf eine weitere Kandidatur. Roland Heck hatte die Fraktion schon während der laufenden Amtsperiode verlassen und tritt seitdem als Einzelkämpfer auf. Was bedeutet: die Sozialdemokraten verlieren die Hälfte ihrer einstigen Mannschaft. Vor dem Hintergrund will Regina Traub die Erwartungen für die Wahl auch nicht zu hoch ansetzen. „Ich würde mir wünschen, die fünf Sitze, die wir jetzt haben, behalten zu können“, sagt sie.

Etwas höher sind die Erwartungen bei der CDU. „Das Minimum wären sechs Sitze, sieben wären gut“, erklärt die Fraktionsvorsitzende Renate Eggers. Allerdings bewegen sich die Christdemokraten auch auf einer anderen Fallhöhe und stellen derzeit neun Vertreter im Gemeinderat. Doch die vergleichsweise bescheidenen Vorstellungen von Renate Eggers für die anstehende Kommunalwahl kommen natürlich nicht von ungefähr. So wird sie als Stimmenkönigin von 2014 nicht wieder antreten. „Ich bin jetzt wie Regina Traub seit 30 Jahren dabei. Das reicht. Ich möchte nicht mehr nach meinem Terminkalender leben müssen. Jetzt dürfen die Jüngeren ran“, erläutert sie. Schon vor Längerem hat zudem Günter Blank seinen Rückzug angekündigt. Aber damit nicht genug. Stand jetzt wollten auch Thomas Biró und vermutlich Günter Sigrist nicht wieder ihren Hut in den Ring werfen, sagt Renate Eggers. Wobei sie Hoffnung hat, zumindest Sigrist noch umstimmen zu können.

Der personelle Aderlass wird für die Steinheimer Christdemokraten jedoch so oder so beträchtlich sein. Angesichts dieser Ausgangslage würden sie auf weitere Störfeuer, die sich negativ aufs Ergebnis auswirken könnten, sicher gerne verzichten. Insofern hat der frühere CDU-Fraktionschef Manfred Waters durch seinen Zwist mit der Rathausspitze und dem Gang vor Gericht wegen der Besetzung des Umlegungsausschusses fürs Kleinbottwarer Neubaugebiet Scheibenäcker (wir berichteten) den Konservativen womöglich einen Bärendienst erwiesen. Jedenfalls kann sich Eggers das vorstellen. „Das tut uns nicht gut“, erklärt sie. Mehr wolle sie im Hinblick auf das schwebende Verfahren zu diesem Fall nicht sagen.

Sollte die CDU tatsächlich Federn lassen müssen, könnten womöglich die Grünen einer der Nutznießer sein. Schließlich schwimmt die Partei bundesweit derzeit auf einer Erfolgswelle. Der Steinheimer Fraktionschef Rainer Breimaier hofft natürlich, dass man davon vor Ort profitiere. Und der Wunsch sei auch, einen fünften Platz in der Runde hinzuzugewinnen. „Die Voraussetzung dafür ist aber eine gute Liste. Und das wird kein Selbstläufer“, betont Breimaier. Die Leute, die kommunalpolitische Verantwortung übernehmen wollen, flögen auch den Grünen nicht zu. Dazu kommt, dass sich intern ein größerer Umbruch andeutet. Ganz sicher macht nämlich von den amtierenden Räten nur Rainer Breimaier selbst weiter. Jürgen Arndt wolle aufhören, Hartmut Schlucke auch, wenn sich in Kleinbottwar ein jüngerer Nachfolger finde, sagt der Grünen-Chef. Bei Petra Möhle sei die Entscheidung noch nicht unumstößlich gefallen. Wie auch immer: Breimaier denkt, dass seine Partei letztlich „ein gutes und vielfältiges Team“ ins Rennen um die Mandate schicken kann.

Während sich Grüne, CDU und SPD mit einer recht großen Fluktuation in den eigenen Reihen arrangieren müssen, können die Freien Wähler auf ein eingespieltes Team vertrauen. Er gehe momentan davon aus, dass alle fünf amtierenden Räte wieder antreten, sagt der Fraktionsvorsitzende Timo Renz. Wenn die Steinheimer also beim Urnengang auf Kontinuität und bekannte Gesichter setzen, könne das den Freien Wählern in die Karten spielen. Und eventuell sorge die allgemeine politische Großwetterlage dafür, dass CDU und SPD auch in der Urmenschstadt Federn lassen müssen und seine Fraktion davon profitiere. Für Timo Renz sind das jedoch viele Wenns und Abers, weshalb man gut daran tue, nicht zu selbstbewusst aufzutreten. Zumal „wir schon auch noch Platz auf unseren Listen haben“, wie er betont. „Und wir wären damit zufrieden, wenn wir einen Platz dazugewinnen könnten. Aber das hängt auch vom Personal ab“, sagt Timo Renz.