Marion Kemmerzell ist für ihr Buch viel im Bottwartal unterwegs gewesen. Foto: privat

Auf Burg Schaubeck beginnt die Geschichte eines Romans, der im ausgehenden 13. Jahrhundert handelt.

Steinheim - Bei den Wein- und Kulturtagen war Marion Kemmerzell im Jahr 2006 zum ersten Mal auf Burg Schaubeck. „Die Burg hat mich beeindruckt“, erzählt sie. Und so beginnt die Geschichte von Mathilde auf der Burg. Mathilde ist das dritte von fünf Kindern des Herren Konrad von Schaubeck. Die Familie lebt vom Wegzoll aus der Überwachung der Fernstraße und den Abgaben der Bauern des zur Burg gehörenden Dorfes. Niemand hungert, in der Küche brennt beständig ein Feuer und wenn der Vater von seinen Diensten nach Hause kommt, läuft ihm die Mutter leichten Schrittes entgegen. Im Jahr 1277, als Mathilde elf Jahre alt ist, stirbt die Mutter. Wie zu allen Zeiten bedeutet ihr Tod einen Riss im Leben der Zurückbleibenden und Mathilde findet sich in der strengen Ordnung des Klosters Mariental zu Steinheim wieder.

Durch die Schriftstellerin Sibylle Knauss und Albrecht Ade aus Remseck, ist die in Saarbrücken lebende Autorin mit den Besitzern der Burg, Graf und Gräfin Adelmann, bekannt geworden. Die Burg Schaubeck, die im Jahr 1272 erstmals urkundlich erwähnt wurde, hat Marion Kemmerzell dazu inspiriert, zunächst eine Erzählung zu schreiben und auf Anraten von Sibylle Knauss hat sie daraus ihren Roman entwickelt. Die Autorin hat sich dabei die Frage gestellt, was eine junge Frau dazu bewegen kann, ein Selbstmordattentat zu begehen, denn darüber hatte sie kurz zuvor in der Presse gelesen. „Auch im 13. Jahrhundert“, sagt sie, „ist es schon so gewesen, dass Menschen für Gottes Wohlgefallen mit in Kreuzzüge gezogen sind.“ Und so zieht auch Mathilde 1283 mit den Deutschen Rittern nach Preußen, um die Heiden zu bekämpfen.

„Das Hauptgefühl, das Mathilde in den Krieg getrieben hat, war, dass sie sich schämt“, sagt die Schriftstellerin. Das habe jedoch erst im Kloster begonnen. Hier sei ihr beigebracht worden, dass sie unzureichend sei. Schließlich hätten ihr alle Dinge, die man ihr im Kloster als Frau eines gehobenen Standes beibringen wollte, nicht sonderlich viel Freude gemacht. Und auf der Suche nach ihrem richtigen Platz auf dieser Welt, verliebt sie sich gar in eine junge Frau. Mathilde entdeckt unter anderem, dass sie die Verbindung, die sie mit Pferden eingeht, glücklich macht. Und so passt für die Autorin auch das Bild auf dem Cover des Buches hervorragend zum Inhalt: „Ich war erstaunt und beglückt, dieses Bild gefunden zu haben.“ Sie habe lange nach einem Motiv gesucht, das in diese Zeit passte und so sei sie irgendwann auf diese Zeichnung gekommen, die im Original im J. Paul Getty Museum in Los Angeles zu sehen ist, nur etwa acht auf 18 Zentimeter groß. Eine androgyn wirkende Person ist im Begriff, sich auf den Rücken eines von drei Pferden zu schwingen – und auf der Fortsetzung des Bildes, auf der Umschlagrückseite, stehen zwei Engel an ihrer Seite: „Auch das passt gut, denn Mathilde träumt oft von Engeln.“

Im ganzen Bottwartal hat Marion Kemmerzell ausgiebig für ihr Buch, das in diesem Jahr erschienen ist, recherchiert. Das Ergebnis ihrer Recherchen verbindet sie mit den fiktiven Personen aus ihrem Buch und lässt den Leser die Geschichte aus den Augen zweier Figuren erleben – entweder als Mathilde oder als ihren Großneffen Rugger, der Mathildes Gebeine im Garten der Burg Schaubeck begräbt, nachdem er sie dem Stift zu Oberstenfeld abkauft, wo sie anfangs in der Krypta bestattet waren.

Ein paar Mal hatte Marion Kemmerzell Weinfeste auf Burg Schaubeck besucht und ist auch bei Weinkäufen mit Freunden dort im Park spazieren gegangen. Weitere Informationen hat sie sich durch Recherchen in Archiven und Büchern erarbeitet, beispielsweise aus der „Geschichte der Stadt Marbach am Neckar“, herausgegeben vom Schillerverein Marbach. Auch Ausstellungskataloge haben der Autorin Daten und Fakten aus dem Leben zu dieser Zeit zugänglich gemacht. Außer der Burg Schaubeck war noch das Kloster Mariental zu Steinheim Objekt der Recherchen von Marion Kemmerzell. Sie kann sich noch gut erinnern, dass der ehemalige Heimatpfleger Hans Dietl ihr betreffend der Steinheimer Heimatgeschichte mit Rat und Tat zur Seite stand. Und auch, wie sie in der Oberstenfelder Krypta gleich wusste: Da sollen die Gebeine von Mathilde liegen, in einer dieser beiden Kammern.

Das Buch „Siebenschläfer“ von Marion Kemmerzell ist zum Preis von 20 Euro im örtlichen Buchhandel oder online erhältlich. ISBN 9783745044553.