Im Büro des Bürgermeisters hat sich ein bisschen etwas verändert. Der Schreibtisch ist neu, dafür ist der Besprechungstisch rausgeflogen. Steppi leistet Thomas Winterhalter aber nach wie vor Gesellschaft. Foto: Werner Kuhnle

Der Bürgermeister Thomas Winterhalter gibt seit einem Jahr den Takt im Rathaus vor.

Steinheim - Die Herausforderungen in seinen ersten zwölf Monaten als Verwaltungschef der Stadt Steinheim sind groß gewesen. Vieles wurde angestoßen, bewegt und erledigt. Thomas Winterhalter macht sein Job Spaß – und er hat noch jede Menge vor.

Ein Jahr Bürgermeister der Stadt Steinheim. Sind Sie angekommen?
Ja, ich bin angekommen. Ich habe mich auch kein einziges Mal verfahren und bin nicht aus Versehen von Freiberg nach Pleidelsheim ins Rathaus gefahren (lacht).
Würden Sie denn sagen, dass Sie alle Menschen, die in irgendeiner Funktion sind in der Stadt, inzwischen kennen? Und alle wichtigen Arbeitsvorgänge?
Das wird man sehen. Jetzt ist ein Jahr vorbei und vieles habe ich schon einmal gemacht. Dennoch denke ich, dass eine Kommune so vielfältig ist, dass ich nicht weiß, ob man selbst nach acht Jahren alles einmal gemacht hat. Es gab aber auch schon relativ Vieles, was nicht zum Alltag eines Bürgermeisters gehört.
Sie meinen den Brand in der Gemeinschaftsunterkunft?
Ja, ich meine das Feuer oder aber auch die Schüsse auf den Pizzaboten. Es war ein durchaus ereignisreiches Jahr – auch in Bezug auf gefährliche Ausnahmesituationen, die es Gott sei dank nicht häufig gibt. Viele Menschen kenne ich leider noch nicht mit Namen, auch wenn ich sie Vereinen oder Gruppen vom Gesicht her schon zuordnen kann.
Wenn Sie dieses erste Jahr Revue passieren lassen. Gibt es da ein persönliches Highlight? Eine Situation, ein Fest oder ein Ereignis?
Die Eröffnung des Marktplatzfestes war sehr schön. Sie hat großen Spaß gemacht und bleibt sehr positiv in Erinnerung.
Wie viele Schläge hat der neue Schultes beim Fassanstich nochmal gleich gebraucht?
Eigentlich drei, aber ich habe, glaube ich, einen vierten Sicherheitsschlag gemacht. Ein weiteres besonderes Ereignis war das Feuer in der Hölderlinstraße. So schlimm die Situation auch war, habe ich sie doch positiv in Erinnerung. Es gab keine schwer verletzten Personen. Die Arbeit der Feuerwehren und die Zusammenarbeit mit der Polizei und des Rettungsdienstes waren sehr gut. Besonders dankbar bin ich dafür, dass wir hier im Rathaus über alle Fachbereiche hinweg eine tolle Teamleistung gezeigt haben. Das eine ist ja die interkommunale Zusammenarbeit mit Murr zur Unterbringung der obdachlos gewordenen Menschen, das andere ist aber die Leistung meiner Mannschaft hier in der Verwaltung zusammen mit anderen. Das war ein Kraftakt, aber es hat insgesamt sehr gut funktioniert, und darauf können wir alle stolz sein. Es war insgesamt doch sehr cool. Das Alltagsgeschäft macht da ja keine Pause. Das kommt ja einfach dazu on top. Es war schön zu sehen, dass ich mich als Bürgermeister in solch einer Ausnahmesituation auf meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verlassen kann.
Haben Sie Ihren Führungsstil denn schon gefunden?
Ich arbeite täglich daran. Ich denke, dass ich kein Bürgermeister von oben herab bin. Ich habe den Anspruch, den Menschen auf Augenhöhe zu begegnen. Diese Rolle kann ich sicher nicht immer ausfüllen, weil ich einfach Vorgesetzter bin, aber die Art und Weise, wie man miteinander spricht, ist wichtig. Und da bin ich sehr darum bemüht, es mit Wertschätzung zu tun.
Was macht der Bürgermeister Winterhalter denn, wenn er Stress hat? Außer Gummibärchen naschen?
Die sind mittlerweile alle weg und ich kann auch keine mehr sehen (lacht). In sieben Jahren vielleicht wieder. Was macht Winterhalter, wenn er im Stress ist? Prinzipiell versuche ich, da dann Ruhe auszustrahlen.
Konnten Sie denn die Gräben in der Stadt zuschütten?
Sicher konnten schon viele zugeschüttet werden. Nichtsdestotrotz ist es noch viel Arbeit, den Vertrauensvorschuss, den ich bekommen habe, durch entsprechende Leistung meinerseits zurückzugeben.
Schauen wir mal auf die Themen, die Sie beschäftigt haben und Sie beschäftigen. Gibt es eines, bei dem Sie gern schon weiter wären?
Natürlich wäre ich gerne bei vielen Themen schon weiter, aber realistisch gesehen sind wir sehr gut unterwegs und können personell nicht mehr be- und verarbeiten. Somit ein Nein. Die drei Themen Unterbringung von Flüchtlingen, Bürgerbus und Bürgerbüro hatten im Wahlkampf Priorität und da sind wir insgesamt auf einem guten Weg. Bei der Anschlussunterbringung sogar auf einem sehr guten Weg. Im nächsten halben Jahr wollen wir auch mit dem Bür-gerbus an den Start gehen. Nächsten Dienstag steht der Punkt auf der Tagesordnung des Gemeinderates. Das wird die Stadt in Zusammenarbeit mit dem Bürgernetzwerk machen.
Und das Bürgerbüro?
Da kommt in einer der nächsten Sitzungen ein Vorschlag. Natürlich könnten wir auch beim Thema Hallen schon weiter sein, aber wir können einfach auch nicht mehr wie arbeiten. Das Thema Anschlussunterbringung hat sehr viele Kapazitäten gebunden und wir haben nebenher ja auch noch andere Dinge gemacht: den Anbau Kindergarten Steinstraße oder die Erweiterung der Gruppe in der Schulstraße etwa und auch den Grundsatzbeschluss zum neuen Jugendhaus.
Haben Sie sich auch über ein Thema geärgert?
Geärgert habe ich mich über das Thema Dachgaube, denn das hätte so nicht sein müssen. Wir als Verwaltung hatten keine andere Wahl, als so zu handeln, wie wir gehandelt haben.
Wenn Sie Hallen anführen, wie geht es denn mit der Riedhalle weiter?
Wir wollen die Riedhalle sanieren und das Gutachten ist ja auch da, das besagt, dass man sanieren kann beziehungsweise eine Sanierung wirtschaftlich ist. Jetzt geht es an die Feinuntersuchung mit Fachingenieuren. Was müssen wir sanieren? In welcher Tiefe müssen wir sanieren? In welchem Zeitraum und was kostet es letztlich? Und diese Entscheidung muss der Gemeinderat treffen.
Und dann muss man sich überlegen, was in der Zeit der Sanierung passiert mit Vereins- und Schulsport . . .
Genau da werden alle Abstriche machen müssen.
Welcher Zeitplan schwebt Ihnen denn vor?
Ich denke, eine Sanierungsdauer von einem Jahr ist realistisch – Stand heute. Ob wir 2019 starten können, kann ich schlicht und ergreifend nicht sagen, das hängt auch von anderen Themen ab. Etwa davon, wie das Projekt Jugendhaus läuft, was im Bereich sozialer Wohnbau oder was in der Anschlussunterbringung passiert.
Wie ist denn der Sachstand beim Thema Kaltsporthalle?
Es gab Gespräche, aber im Moment liegt der Ball beim Verein. Er muss sich im Klaren darüber werden, ob er eine Kaltsporthalle oder eine Leichtbauhalle möchte und wie viel Geld der Verein zu dem Projekt beisteuern wird. Die Stadt kann das allein nicht stemmen. Aber wir wollen in diesem Jahr bei dem Thema weiterkommen.
Gibt es noch andere zentrale Themen für Sie in den nächsten zwei Jahren?
Das Wellarium wird kommen – wenn die Gremien mitgehen, werden wir nach der Saison 2018 mit den Arbeiten beginnen. Im ersten Bauabschnitt sollen ja der Mitarbeiter- und Gastrobereich sowie das Dach im Eingangsbereich saniert werden. Bauabschnitt zwei ist dann der Sanitär- und Umkleidebereich.
Das heißt, die Arbeit wird auch in der Zukunft nicht weniger werden, aber der Eindruck, dass Ihnen Ihr Job Spaß macht, täuscht nicht, oder?
Natürlich gibt es manche Tage, an denen man heim geht und denkt „Ja Himmel, hättest du etwas Gescheites gelernt“, aber alles in allem macht es Spaß. Und es ist schön, dass ich mich mit so vielen Themen beschäftigen und so vielen Menschen begegnen kann. Das Amt ist unglaublich abwechslungsreich und ich bin froh und dankbar über meine Arbeit.